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Die Stadt Forchheim wirft ihr Netz aus


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Freitag, 18. November 2016

Ein freier Zugang zum Internet soll die Forchheimer Innenstadt attraktiver machen. Einigen geht diese Freiheit nicht weit genug.
Die Karte zeigt die Reichweite des freien W-Lan in Forchheim.FT-Grafik: Klaus Heim


Im Frühjahr gibt es freies W-Lan in Forchheim. Als Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) die auf sieben Hotspots verteilte Strecke zwischen Parade- und Rathausplatz vergangene Woche ankündigte, reagierten die Stadträte erfreut. Doch nun ist einigen Lokalpolitikerin der freie Weg ins Internet nicht frei genug.

"Bei uns in der FDP wird diskutiert, ob sich Forchheim im Hinblick auf die Digitalisierung noch mehr öffnen muss", sagt Tobias Lukoschek, der Kreisvorsitzende der Jungen Liberalen (JuLis). Von freiem W-Lan könne keine Rede sein, meint Lukoschek: Die Entscheidung, 30 Minuten kostenfreies W-Lan anzubieten, gehe auf erste Überlegungen aus dem Jahr 2015 zurück. "Eine echte Innovation sieht anders aus."

Die JuLis fordern also, "mehr zu tun, um die Attraktivität von Forchheims Innenstadt mit digitalen Lösungen" zu steigern. Dagegen erklärt Wirtschaftsförderer und W-Lan-Projektsteuerer Viktor Naumann, dass die angepeilte Lösung den Fokus auf die Aufenthaltsqualität lege: "Die Homepage www.forchheim-erleben.de, die schon jetzt extrem gut angenommen wird, wird als Landing Page dienen." So werde ein Werbe-Effekt mit der Möglichkeit verbunden, sich über Highlights zu informieren.

Die 30-Minuten-Schranke sei kein Nachteil, im Gegenteil, argumentiert Naumann: "Jeder kann sich in Sekundenschnelle wieder einloggen. So wird eine Frequenz-Umschlagszahl generiert. Und weil die Leute nicht drin sind, wenn sie es nicht müssen, wird einer Überlastung des Netzes vorgebeugt."

Dank der Begrenzung werde es "keine Dauer-Server in der Innenstadt geben, die den ganzen Tag Fernsehen schauen", sagt Mathias Seitz. Er ist Abteilungsleiter Netz/Betrieb bei den Stadtwerken Forchheim, die das Projekt umsetzen. Auf Flughäfen und Bahnhöfen zum Beispiel sei das 30 Minuten-Angebot durchaus üblich, betont Seitz.

Auch Josua Flierl, der Netz-Experte der CSU-Fraktion, begrüßt die 30-Minuten-Schranke. "Das ist eine gewisse Schutzfunktion und verhindert, dass die Leute Leute stundenlang im Netz bleiben." Flierl betrachtet das W-Lan in der Hauptstraße als "ersten Schritt". Ziel sollte es sein, im erweiterten Innenstadtkern freies W-Lan zu haben, um etwa einen Stadtrundgang per App zu ermöglichen.

Die JuLis sprechen dagegen von einem "30-minütigen Gnadenbrot", das unters Volk gebracht werde. Was stattdessen möglich sei, habe die Community Freifunk Franken in Städten wie Erlangen oder Ebermannstadt unter Beweis gestellt.
"Ein Projekt, erschaffen durch eine Gemeinschaft von Bürgerinnen und Bürgern, ist jedweder staatlicher Aktion immer vorzuziehen. Von diesem Credo kann Forchheims City wirklich profitieren", sagt der stellvertretende JuLi-Kreisvorsitzende Dominik Winkel aus Igendorf.

Ebermannstadt scheint schon profitiert zu haben. Andreas Kirchner, bei der Stadt für EDV und Öffentlichkeitsarbeit zuständig, hält die Freifunk-Lösung für optimal: "Ich surfe rum, wie ich mag. Welche Bedenken soll ich haben?" Das System biete einen Mehrwert für die Innenstadt und die Kommune diene nur als Schnittstelle.
Doch der Forchheimer Wirtschaftsförderer hat sich gegen die Freifunk-Idee entschieden. "Da muss der Betreiber dem Verein beitreten." Die Stadt Forchheim dagegen strebe ein "flächendeckendes Netz" an, um unabhängig zu agieren. Aktuell werde mit Hilfe der Stadtwerke ein Lerneffekt generiert. "Wir sehen, wie das W-Lan angenommen wird und dann können wir, wenn die Politik bereit ist, expandieren."