Die Spange sorgt für Spannung in Forchheim
Autor: Nikolas Pelke
Forchheim, Montag, 14. Januar 2013
Der westliche Teil der Forchheimer Südumgehung ist fertig. Nun soll die Osttrasse kommen. Darüber freuen sich nicht alle.
Heute wird es spannend im Landratsamt. Norbert Schmitt stellt die Trasse für die Ostspange der Südumgehung Forchheim vor. Befürworter und Gegner des Projekts treffen aufeinander. "Ist eine neue Talquerung mit Brücke über das Untere Wiesenttal wirklich nötig?", ist dabei die Streitfrage, an der sich die Geister scheiden.
Aus den Wunschtrassen der Gemeinden hat Norbert Schmitt, der Bau-Ingenieur vom Straßenbauamt Bamberg, eine "Kompromiss-Variante" erarbeitet. Vor fast genau einem Jahr konnten die betroffenen Bürgermeister aus Forchheim, Pinzberg, Wiesenthau und Kirchehrenbach ihre Wunsch-Umgehungsstraßen bei einem Treffen mit Innenstaatssekretär Gerhard Eck vortragen. Möglichst weit weg von der eigenen Gemeindegrenze wollten - vereinfacht gesagt - die Bürgermeister ihre persönliche "Wunsch-Strecke".
Pinsel statt Bleistift
Anhand dieser "Trassen-Wunschliste" der Kommunen hat Norbert Schmitt vom Staatlichen Bauamt einen Trassenkorridor entwickelt. Bei einem "Korridor " kommen nicht Bleistift und Lineal, sondern der grobe Pinsel zum Einsatz.
Diesen Korridor hat Schmitt erneut zur Diskussion an die Gemeinden geschickt und daraus eine "Vorzugsvariante" gebastelt, die er - nur zur Erinnerung - heute bei der 45. Sitzung des Ausschusses für Bau- und Verkehrsangelenheiten im Großen Sitzungssaal des Forchheimer Landratsamtes präsentiert. Die Mitglieder des Ausschusses sollen sich heute auf diesen Korridor der Ortsumgehung B 470 einigen. Die Chancen dazu sind wohl eher schlecht. Innenstaatssekretär Eck kommt übrigens nicht. Ein schlechtes Zeichen? Vielleicht. MdL Thorsten Glauber (Freie Wähler) stellt klar, warum überhaupt um diese Trasse gestritten wird.
Die Gosberger sind die "Dummen"
"Es hieß immer, die West- und Ostspange kommen gemeinsam." Trotz dieser Versprechungen habe man das Straßenprojekt "Südumgehung Forchheim" auseinandergerissen und zuerst die Westtrasse bis zum Kersbacher Kreuz an der A 73 realisiert. Dadurch sind die Forchheimer Ortsteile Burk und Buckenhofen vom Durchgangsverkehr auf der Bundesstraße 470 entlastet worden. Nun seien besonders die Bürger im Pinzberger Ortsteil Gosberg die Angeschmierten. Hier müsse sich der Berufsverkehr sowieso schon täglich durchquetschen. Flaschenhals sei nichts dagegen.
Die Verkehrssituation in der kurvigen Ortsdurchfahrt in Gosberg habe sich nach der Fertigstellung der Westtrasse der Südumgehung dramatisch verschärft. Neue Zahlen einer Verkehrszählung würden dies laut Glauber belegen. "Der Verkehr hat in Gosberg um 20 Prozent zugenommen", sagt der Landtagsabgeordnete der Freien Wähler. In absoluten Zahlen seien es bei der letzten Verkehrszählung über 15 000 Fahrzeuge gewesen.
30 Jahre Wartezeit?
Um die Anwohner in Gosberg zu entlasten und gleichzeitig die Anbindung des Oberen Wiesent tales an den "Frankenschnellweg" zu verbessern, fordert der Abgeordnete die Vollendung der Südumgehung. "Man hatte immer versprochen, dass man das als Gesamtprojekt löst und das fordere ich jetzt ein." Wobei das "jetzt" zeitlich relativ zu verstehen ist. "Die Realisierung des relativ kurzen Teilstücks im Westen der Südumfahrung habe allein 30 Jahren gedauert", erinnert sich der Abgeordnete mit Schrecken zurück. "Wenn wir jetzt noch einmal 30 Jahre für die Osttrasse brauchen, wäre das wirklich katastrophal."
Selbst mit einem "Ja" der Kommunalpolitiker heute, steht der tatsächliche Termin für den Baubeginn der Straße immer noch in den Sternen.
Bis 2030 soll der neue Bundesverkehrswegeplan, der 2015 vom Bundesrat und Bundestag verabschiedet werden muss, übrigens gültig sein. Wobei "neu" ist nicht ganz richtig. Korrekterweise wird das Gesamtprojekt für die künftige Verkehrsinfrastruktur nur fortgeschrieben. Schließlich steht auch schon die Osttrasse der Südumgehung im aktuellen Bundesverkehrswegeplan. Allerdings nur unter ferner Liefen. FDP-MdB Sebastian Körber betont deshalb: "Für mich ist wichtig, dass das Projekt im Bundesverkehrswegeplan auf vordringlichen Bedarf eingestuft wird." Damit wäre eine Realisierung der Ostspange der Südumgehung bis 2025 realistisch.
Wird das Projekt nur in der Kategorie "Weiterer Bedarf" vom Bundesverkehrsministerium eingestuft, könnte der Baubeginn noch später stattfinden oder aus Geldmangel auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben werden. Körber interessiere sich deshalb nicht dafür, ob die Straße zwei Meter weiter links oder zwei Meter weiter rechts gebaut wird, sondern dass sie gebaut wird.
Fruchtbare Äcker in der "Zweng"
Auch CSU-MdL Eduard Nöth hofft darauf, dass heute nicht alle gleich wieder "Nein!" schreien. "Es geht darum, das Projekt in den vordringlichen Bedarf zu bekommen. Nicht darum, dass sich gleich alle wieder die Köpfe gegenseitig einrennen." Das größte Problem sieht Nöth in der Frage, wo genau die Trasse das Tal queren soll. Schließlich gibt es in dem Gebiet nicht nur Gemeinden, sondern mit der "Zweng" auch ein Wasserschutzgebiet mit den "fruchtbarsten Äckern in Oberfranken", wie Werner Nützel vom Bauernverband betont. Obendrein ist das fragliche Terrain des Korridors ein Teil des knapp sieben Hektar großen Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebietes (FFH) mit dem klingenden Namen "Wiesenttal und Seitentäler". Soll hier eine neue Straße gebaut werden, müssen nicht nur aufwendige Untersuchungen unternommen, sondern auch Ausgleichsflächen ausgewiesen werden, betont Herbert Rebhan von der Regierung von Oberfranken.
Die Sorge um die Natur und Landschaft im Unteren Wiesenttal treibt nicht nur die "Umweltschützer" um. "Wir lehnen die Ostspange ab. Ich und der Gemeinderat sehen nicht ein, dass das ganze Tal zerstört wird", sagt der Bürgermeister von Wiesenthau, Hans Weisel (BGW). Egal wo diese Querung auch hinkommen solle: "Das ist immer ein Eingriff, der nicht zu verantworten ist. Da muss ich dem Bund Naturschutz (BN) einmal recht geben."
Der BN lehnt das Projekt rundheraus ab und bereitet schon eine Bürgerinitiative vor. Die geplanten Dimensionen der Ostspange seien absurd, sagt auch Weisel. Weder eine neue Trasse noch eine neue Brücke sei notwendig, um Gosberg von der Blechlawine zu befreien. Weisel plädiert dafür, die bestehende Querung des Tales von Wiesenthau nach Reuth auszubauen.
Nicht scharf auf die Vollendung
"Die Osttrasse würde wirklich das ganze Tal verschandeln. Das kann man nie wieder gut machen", sagt der Bürgermeister von Wiesenthau. Seine Amtskollegin aus Kirchehrenbach ist auch nicht scharf auf die Vollendung der Südumgehung. "Die Verkehrsdichte ist am größten bei Arbeitsbeginn und am Arbeitsende. Dieser Verkehr lässt sich schwer verringern und das Fahrverhalten wird sich, auch bei einer Umgehungsstraße, in Kirchehrenbach kaum ändern. Wir haben im Ortszentrum Tempo 30. Wenn man sich hier daran hält, bringt dies den Anwohnern etwas", sagt Anja Gebhard (SPD). Reinhard Seeber (CSU/Bürgerblock), der Bürgermeister aus Pinzberg, der auch die Bürger in Gosberg vertritt, kündigt an: "Ich lass mich überraschen und dann werde ich knallhart meine Stellungnahme abgeben."