Die Ostspange beflügelt in Gosberg die Fantasie
Autor: Franz Galster
Gosberg, Montag, 25. November 2013
Zu einem Abend ohne Denkverbote hat der CSU-Kreisverband nach Gosberg eingeladen. Die meiste Kritik muss einer einstecken, der selbst gar nicht da ist.
Spannung lag in der Luft, als sich jetzt im Gosberger Gasthof Schuhmann alles um das Thema "Ostspange" gedreht hat. Eingeladen hatte der Arbeitskreis "Umwelt und Kreisentwicklung" des CSU-Kreisverbands Forchheim. Die Brisanz des Themas zeigte sich an einem brechend vollen Saal. "Die zentrale Meinung der Bürger hören", war das Ziel des Arbeitskreis (AK)-Vorsitzenden Heinz Marquart.
Und das sind die Fakten: Durch die Bayreuther Straße in Forchheim und Gosberg fahren zurzeit täglich insgesamt rund 40 000 Fahrzeuge. Der Bundesverkehrswegeplan wird alle fünf Jahre neu erstellt. Dazu liegen im Fall der Umgehung von Gosberg Vorschläge des Straßenbauamts und der betroffenen Gemeinden Pinzberg, Wiesenthau, Kirchehrenbach, Weilersbach und Forchheim vor.
Ein Abend ohne Denkverbote
Michael Hofmann, der für die CSU frisch in den Bayerischen Landtag eingezogen ist, übernahm die Moderation. "Keine Denkverbote" wolle er an diesem Abend gelten lassen, machte er gleich klar.
Hofmann informierte den Saal darüber, dass die im Januar 2013 im Kreisrat vorgestellte Version der Planung nach wie vor aktuell sei. Die Bürgerinitiative (BI) sei ja einer Lösung auch nicht völlig abgeneigt.
Darauf konnte BI-Sprecher Heinrich Kattenbeck allerdings nicht antworten. Er war nicht nach Gosberg gekommen, obwohl die CSU "alle Interessierten" eingeladen hatte. Hofmann betonte die Notwendigkeit, in die privilegierte Planung des Bundeswegenetzes zu kommen. Nur dann gebe es die Chance einer Realisierung einer Ostspange. Deren endgültige Form freilich müsse noch diskutiert werden.
"Wer meint, es gebe hier eine einfache Lösung, befindet sich auf dem Holzweg", sagte Hofmann. Gleich welche Lösung am Ende in die Realität umgesetzt werde - Anwohner werden darunter zu leiden haben.
Hofmann nutzte die Gelegenheit allerdings auch, um die CSU etwas aus der Schusslinie zu bringen: "Es ist nicht die Straße der CSU." Er sagte dies besonders an die Adresse des abwesenden Kattenbeck.
Vielmehr habe das Straßenbauamt einen Vorschlag in Form eines grünen Bandes mit den beteiligten fünf Bürgermeistern ausgearbeitet. Pinzbergs Bürgermeister Reinhard Seeber (CSU) schränkte an anderer Stelle aber bereits ein, dass ein derartiges Projekt auf Gemeinde- oder Landkreisebene nicht zu stemmen sei. Millionen Euro blieben sonst an der Gemeinde hängen. Es gebe eine "kleine große Lösung". Allen blieb aber trotz Nachfrage verborgen, wie diese genau aussehen soll.
Seeber verwies auf die Zustimmung des Gemeinderats vom 5. März 2012 zum "Grünen Band". "Wo ein Wille, da ein Weg", sagte Seeber und zielte damit ebenfalls auf Kattenbeck. Seeber warf ihm vor, in dieser Angelegenheit wankelmütig und nur wenig verlässlich zu sein.
Was in Gosberg kam, war ein ein bunter Strauß an Ideen. Oliver Pohl aus Wiesenthau bespielsweise klagte über das "Medical Valley" von Siemens in Forchheim. Die wirtschaftliche Lobby und nicht die Politiker bestimmten.
Appell an die Adresse der BI
Klaus Hofmann aus Kirchehrenbach bezweifelte unter Protestrufen der Gegner, dass die Bahnstrecke nach Ebermannstadt tatsächlich wirtschaftlich sein kann.
Man könne hier eine Straße bauen und hätte gleichzeitig eine Umgehung aller anliegenden Orte. Und auch Ebermannstadt würde entlastet werden. Albert Schütze aus Forchheim sah das ähnlich. Die Trasse müsse sinnvoller genutzt werden, sagt er - und erntete dafür Beifall.
Walter Hofmann plädierte für "kleinere Lösungen", bevor man ein Großprojekt daraus mache. "Wer gegen alles ist", sagte er an die Bürgerinitiative gewandt, "muss sich nicht wundern, wenn Leute dann selbst die Bahnstrecke einbeziehen wollen".
Claudia Weisel aus Dobenreuth, schlug derweil vor, den Durchgangsverkehr durch möglichst viele Verkehrshindernisse in Gosberg und Dobenreuth unattraktiv zu machen. Das würde ihrer Ansicht nach helfen, gerade auch den Schwerverkehr zu reduzieren. Die Umgehung dürfe nicht zu Lasten von Dobenreuth, Kunreuth und Weingarts gemacht werden.
Bitte keine Horrorszenarien!
Christian Kier aus Ebermannstadt befürchtet eine Zunahme des Schwerlastverkehrs. Das ist seiner Meinung nach eine Gefahr für eine Schulstadt wie Ebermannstadt. "Wollen wir eine Autobahn? oder eine Umgehung zur Entlastung der Bürger", fragte Altbürgermeister Ernst Drummer aus Wiesenthau. Er gehört der BI an und könnte sich eine Umgehung zwischen Gosberg und Dobenreuth vorstellen. "Je toller wir ausbauen, desto mehr Verkehr bekommen wir", mahnte anschließend Silvia Münch aus Pinzberg.
"Eine Lösung, die auch die Gegner mitnimmt", wünscht Gemeinderat Marcus Steurer. Er möchte die Bahnstrecke optimieren und ist für die Ostspange. Steurer warnte vor dem Verbreiten von Horrorszenarien und wünscht sich stattdessen einen Runden Tisch. An der Diskussion beteiligten sich Teilnehmer aus sämtlichen betroffenen Ortsteilen.
Es wurden Ideen in den Raum gestellt, die erstmals die Aussicht auf einen substantiellen Dialog eröffnen. Die vielen Varianten lassen aber auch erahnen, wie schwierig ein gemeinsamer Weg zu finden ist.