Die Notfallambulanz in Forchheim ist in Not
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Montag, 20. August 2018
Immer mehr Patienten lassen sich als Notfall behandeln. "Dafür ist das System nicht ausgelegt", kritisiert der ärztliche Direktor Jürgen Gschossmann.
Es gebe kein Land, in dem die Ärzte so viele Patientenkontakte hätten wie in Deutschland, sagt der Forchheimer Chefarzt Uwe Lehmann. Besonders spürbar wird dieses Phänomen für den Orthopäden und Unfallchirurgen, wenn er mit seinen Kollegen Dienst in der Notaufnahme leistet. "Regelmäßig am Wochenende quillt es über", sagt Uwe Lehmann. "Es gibt Leute, die kommen wegen eines Mückenstichs oder wegen einer Zecke. Oder weil sie seit drei Wochen Rückenbeschwerden haben und beschließen, jetzt geh ich mal in die Notaufnahme."
Offenbar hat sich landesweit eine Form der Bequemlichkeit etabliert, die die Idee der Notaufnahme ad absurdum zu führen droht. Wartezeiten von sechs bis acht Stunden, wie sie in Notaufnahmen der Großstädte üblich geworden seien, gebe es in Forchheim glücklicherweise nicht, sagt Chefarzt Jürgen Gschossmann, der ärztliche Direktor des Forchheimer Klinikums. Aber dass sich Patienten am Wochenende bis zu vier Stunden gedulden müssen, sei auch hier üblich geworden.
"Viele Patienten denken, ich gehe in die Notfallambulanz, da werde ich schnell gesehen", stellt Jürgen Gschossmann fest: "Manche kommen, weil sie beim Hausarzt lange warten müssen. Aber dafür ist das System nicht ausgelegt."
Gedacht ist das System so: Das regionale Ärztenetzwerk Unternehmung Gesundheit Franken (UGeF) hat seit 2014 eine Notfallpraxis etabliert. Sie befindet sich direkt neben dem Klinikum im Ärztehaus. "Den Unterschied zwischen Notfallpraxis und Notfallambulanz kennen die Leute nicht", so die Erfahrung des in Pretzfeld praktizierenden Hausarztes und UGeF-Sprechers Hans-Joachim Mörsdorf. "Wir sind zuständig für das, was die Mediziner Bagatellfälle nennen", erklärt Mörsdorf. Die UGeF-Notfallpraxis im Ärztehaus sei an den Wochentagen abends und eben am Wochenende geöffnet. "Doch zum Teil ist zu wenig zu tun und uns fehlen die Leute, weil sie lieber in die Notfallambulanz gehen."