Die Milchbauern sind "am Limit"
Autor: Lucie Homann
Leutenbach, Mittwoch, 03. Juni 2020
Ob Traktorblockaden in der Großstadt oder Mahnwache vor der Forchheimer Bund-Zentrale, die Landwirte leiden unter den staatlichen Vorgaben. Ein Leutenbacher Milchviehwirt erzählt, warum das ist.
Lautes Muhen kündigt den abgelegenen Aussiedlerhof der Familie Galster an. In Dietzhof, Teil der Gemeinde Leutenbach, führt Landwirt Ulrich Galster einen Milchviehbetrieb. Jeden zweiten Tag zwängt sich ein Lkw den Feldweg zum Hof entlang und holt die Milch seiner Kühe für eine Oberpfälzer Privatmolkerei ab. Von dort aus wird sie als Vollmilch, Joghurt oder Käse an diverse Discounter-Filialen transportiert.
Auch Galsters Söhne sind begeistert vom Leben als Milchviehwirt. "Beide wollen Landwirte werden. Der Älteste ist bereits in der Ausbildung," erzählt Galster stolz und fügt hinzu: "Aber nur, wenn sich in der Politik etwas ändert."
Steigende Auflagen
Am 28. Mai hatte Galsters Vater, der Altbauer des Hofs, mit mehreren Landwirten aus dem Kreis Forchheim, vor der hiesigen Bund-Naturschutz-Zentrale Mahnwache gehalten, um auf die schwierige Situation der Bauern aufmerksam zu machen (der FT berichtete).
Dabei ging es vor allem um die Forderung nach einer Düngerlagestätte, erklärt der Landwirt. "Bis jetzt haben wir den Mist in der Zeit, wo wir ihn nicht aufs Feld fahren konnten, zu Hause gelagert," so Galster. Zum Schutz von Boden und Grundwasser darf Festmist von Huf- und Klauentieren vom 15. Dezember bis zum 15. Januar, sowie von der Aussaat bis zur Ernte, nicht auf dem Feld gelagert werden.
Doch nun soll der Bauer laut Bund Naturschutz für diese Übergangsmonate eine Lagerstätte bauen. "Wir müssten dafür anbauen, eine Halle mit Betonplatte und massiven Mauern. Das ist eine große Baumaßnahme, eine finanzielle Belastung. Da will man, dass sein Vieh auf Stroh hockt und nicht auf dem Betonboden und wird dafür bestraft. Es wird uns immer mehr auferlegt, wie die lückenlose Dokumentation jeder Aussaat, jeder Düngung. Und das für jedes einzelne Feldstück. Wir haben 300 Feldstücke." Neben der körperlichen Arbeit, die sein Beruf mit sich bringt, muss sich der Landwirt nun auch noch mit Unmengen an Papierkram rumschlagen. "Innerhalb von zwei Tagen muss alles eingetragen werden, falls Kontrollen kommen," erklärt er.
Eine klare Richtung muss her
Es geht Galster nicht darum, sich prinzipiell gegen die Vorgaben des Bund Naturschutzes oder der Agrarpolitik zu stellen, doch die Entscheidungen müssten einer langfristigen Richtung folgen. "Erst hieß es, wir müssen auf Biodiesel umrüsten, dann kam die Biogasanlage auf und das andere wurde wieder vergessen. Sobald wir etwas umsetzen, kommt wieder etwas Neues," klagt der Landwirt. "Ein Stallbau, eine Umrüstung, das alles muss finanziell auf 20 Jahre hochgerechnet werden, erst danach wirft es für uns Gewinn ab."
Galster wünscht sich finanzielle Unterstützung für die Umsetzung der geforderten Maßnahmen: "Es ist alles möglich, aber das muss entsprechend entlohnt werden. Ein Arbeiter, der 20 Jahre lang nicht für seine Überstunden bezahlt wird, kündigt auch irgendwann bei der Firma."