Die Lust auf Volkstumspflege lässt nach
Autor: Reinhard Löwisch
Ebermannstadt, Freitag, 14. April 2017
Der Fränkische-Schweiz-Verein (FSV) kann das Jahr seiner 70. Wiedergründung keineswegs unbeschwert feiern.
Vor 70 Jahren, am 5. Juli 1947, wurde im Parkhotel von Muggendorf, dem heutigen Rathaus, der Fränkische-Schweiz-Verein wieder gegründet, nachdem er in der Nazizeit, von 1934 an, nicht mehr existierte und sogar aus dem Vereinsregister gelöscht worden war. Seither hat sich einiges getan in der Region, dank dem mittlerweile größten Verein der Fränkischen Schweiz mit seinen knapp 7000 Mitgliedern.
Die Ausgangslage für den Fränkische-Schweiz-Verein (FSV) war bei der Wiedergründung denkbar schlecht. Mehr als 2000 Flüchtlinge blockierten Hotels und Gasthöfe, viele weitere Flüchtlinge hatten miserable private Unterkünfte. Es gab nicht genug von allem für alle.
Fehlender Zusammenhalt
Viele Ortsvereine waren im Zuge der Gleichschaltung aufgelöst worden und für die wenigen Mitglieder fehlte es an Organisation und Zusammenhalt. Erst nach und nach kam alles wieder "in die Gänge".Der "Landesfremdenverkehrsverband Nordbayern" heute Tourismusverband Franken, ist als einer der ersten in Bayern 1946 wieder gegründet worden und er ging auf die Suche nach touristischen Partnern in den fränkischen Regionen. Der FSV war einer davon. 1951 kam es noch zur Gründung des "Gebietsausschuss Fränkische Schweiz", einem Zusammenschluss der wichtigsten touristischen Gemeinden, um in den Genuss staatlicher finanzieller Fördermittel zu kommen. Heinrich Uhl, seit 1951 Chef des FSV wurde auch zum Gebietsobmann gewählt. Eine Doppelfunktion, die jener bis 1962 ausübte.
Erst dann haben sich der FSV und der Gebietsausschuss personell und auch ideell getrennt. Der eine Verein setzte sich für den Tourismus ein, der andere für die dazu notwendige Infrastruktur. Der Hauptwegemeister Leo Jobst aus Pegnitz machte aus dem FSV in den Folgejahren einen Wanderverein. Mittlerweile ist das Wegenetz auf rund 4000 Kilometer Länge angewachsen. Vorläufiger Höhepunkt: zwei zertifizierte Premiumwege (der Frankenweg und der Fränkische Gebirgsweg) durchkreuzen die Region.
Als zweites FSV-Standbein entpuppte sich in den 60er Jahren die Kultur. Es gründete sich ein Kulturausschuss, der in den Folgejahren mit der Trachtenpflege, der Volksmusik und dem Fränkischen Bauen neue Arbeitskreise ins Leben rief. Der "Schmuckziegel" wurde für besonders ortstypische Bauweise vergeben und ein "Kulturpreis" geschaffen, der an besonders heimatkundlich aktive Ehrenamtliche verliehen worden ist. 1974 kam die "Volkstumspflegestätte" in Morschreuth hinzu.
Heimattag seit 1976
Seit 1976 gibt es auch einen "Heimattag für die Fränkische Schweiz". War es früher ein Tag der Vereinsdarstellung, so wurde daraus vor allem der Festzug als Einrichtung gemeindlicher Jubiläumsfeiern. In diesem Jahr wird er zum 26. Mal stattfinden; anlässlich des Ortsjubiläums "1000 Jahre Hollfeld". 1979 entwickelte sich der Arbeitskreis Heimatkunde, der einerseits eine Bücherei aufbaute, andererseits auch 40 neue Bücher initiierte und finanzierte, die sich mit der Heimat der Fränkischen Schweiz befassen. Als vorerst letzte überregional bedeutende Einrichtung hat der Kulturkreis die Gründung eines Heimatmuseums angestoßen. Daraus wurde das Fränkische-Schweiz-Museum, welches 1985 in Tüchersfeld offiziell eröffnet werden konnte.
Die 90er Jahre waren geprägt vom Grundgedanken des ersten Nachkriegsvorstandes: Erhalt der schönen Landschaft. Der FSV kürte sich zum Verfechter der Felsfreilegung, im Naturparkverein Fränkische Schweiz-Veldensteiner Forst fand er einen kompetenten Mitstreiter. Gemeinsam veränderten sie das Landschaftsbild der Region bis auf den heutigen Tag. Das 21. Jahrhundert hat den FSV kalt erwischt. Es fehlt "hinten und vorn" an ehrenamtlichem Engagement. Zuerst traf es den Arbeitskreis Bauen und Gestalten; er liegt mangels Personal am Boden; ebenso der Arbeitskreis Volksmusik. Er sucht einen Leiter, der sich um die 80 Volksmusikgruppen kümmert. Die Arbeitskreise Natur- und Landschaftsschutz, Höhle und Karst und der Naturschutz suchen ebenso händeringend nachfolgende Leiter wie der Arbeitskreis Heimatkunde. Dessen Leiter wird bald 80 Jahre alt und denkt ans Aufhören.