Die Hallerndorfer Seitenaltäre werden abgebaut
Autor: Sonja Lengenfelder
Hallerndorf, Mittwoch, 22. November 2017
Die Pfarrkirche in Hallerndorf soll in altem Glanz erstrahlen. Dazu müssen Umbau-Sünden aus den 1950er Jahren getilgt werden.
In Deutschland kommt es vor, dass Kirchen verkauft, zweckentfremdet oder gar abgerissen werden. Doch während woanders Gotteshäuser schließen, soll die Pfarrkirche St. Sebastian in Hallerndorf bald wieder in altem Glanz erstrahlen.
Pfarrer Matthias Steffel hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Gleich zwei Seitenaltäre sollen unter Beibehaltung der verbliebenen Teile rekonstruiert werden. "Als ich 2007 hier Pfarrer wurde, habe ich mich gleich von außen in die Kirche verliebt", erinnert er sich. Doch als er die ursprünglich neugotische Kirche betrat, wurde die Freude getrübt. Die Innenausstattung passte nicht ins Bild.
"Es war einfach nicht stimmig", erläutert der Pfarrer. Bei der "Restaurierung" im Jahr 1956 ist etwas geschehen, bei dem sich wohl sämtliche Kunsthistoriker die Haare raufen mögen. Unsachgemäß wurden alle neugotischen Altäre bis auf die Mensa und Predella abgetragen. Zurück blieben nur kümmerliche Fragmente. Die mit zahlreichen Fialen bekrönten Aufbauten sind bis heute verschwunden und nicht mehr auffindbar.
Pracht aus dem Jahr 1865
Von der ehemaligen Pracht der aus dem Jahr 1865 durch die renommierte Nürnberger Firma Lengenfelder und Stark erbauten Altäre zeugen nur noch wenige alte Fotografien. Auch die mit kunstvollen Schnitzereien ausgestatteten Kirchenbänke wurden in den 1950ern durch schlichtere Bänke ausgetauscht.Für Pfarrer Steffel, der gelernter Schreiner ist, ist es seit seinem Dienstantritt ein Herzensanliegen, die Seitenaltäre in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen. Die Kirchenstiftung Hallerndorf hat sich vor einiger Zeit dazu entschlossen, das Vorhaben in die Tat umzusetzen.
In den Werkstätten
Die verbliebenen Mensen wurden bereits durch Mitarbeiter und Helfer der Restaurierungswerkstätte Atelier Nagel aus Rothensand bei Hirschaid abgebaut. Im Atelier werden die Aufbauten - in Zusammenarbeit mit ortsansässigen Firmen - mit Schnitzereien, Vergoldung und Farbfassung nach altem Vorbild rekonstruiert. Die aufwändige Fertigung wird aber noch Monate in Anspruch nehmen.Keine leichte Aufgabe für das Restauratoren-Ehepaar Thomas und Julia Nagel sowie für deren Mitarbeiter, denn bis auf ein paar Fotos und die originalen Zapflöcher an den Mensen gibt es keine Anhaltspunkte mehr. Doch das Projekt war so außergewöhnlich, dass die Firma sich um den Auftrag bemüht hat. "Ein Auftrag in dieser Größenordnung in einer Kirche ist eine Herausforderung", sagt Julia Nagel.
Ohne die Hilfe großzügiger Spenden von Gläubigen und Institutionen ist das Vorhaben nicht umzusetzen. Zuletzt spendeten die Freiwillige Feuerwehr Hallerndorf 500 Euro, die Soldaten- und Reservistengemeinschaft Hallerndorf 100 Euro und Gerda Rittmayer 1500 Euro. Das Erzbischöfliche Ordinariat bezuschusst die Rekonstruktion mit 10.500 Euro. Rund 39.000 Euro sind bisher zusammengekommen. Doch noch etwa 20.000 Euro fehlen bis zur Fertigstellung der Seitenaltäre.