Die Gymnasiasten müssen umdenken
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Sonntag, 16. August 2015
Die Präsidenten der IHK und der HWK wollen die Region "auf den Weg bringen". Damit dies auch im Raum Forchheim gelingt, müsste bei der Digitalisierung eine Beschleunigung und bei den Gymnasiasten ein Umdenken einsetzen.
Obwohl "Oberfranken brummt", wie IHK-Präsident Heribert Trunk sagt, haben sich die oberfränkische Handelskammer und die Handwerkskammer (HWK) zusammengetan, um acht Handlungsfelder zu beackern.
Auf einem "gemeinsamen Weg" könnten die Herausforderungen wie die Digitalisierung oder der Fachkräftemangel gelöste werden, meint HWK-Präsident Thomas Zimmer.
Denn was speziell bei der Digitalisierung auch auf Oberfranken zukomme, habe Ausmaße einer "industriellen Revolution", sagt Trunk. Schnelle Internet-Anschlüsse auf dem Land seien gefragt. "Land wird zu Fabrik" laute das Motto. Der IHK-Chef entwirft das Szenario eines neuen Wettbewerbs, in dem es gelte, "jetzt die Claims abzustecken".
Eindrucksvolles Beispiel für den veränderten Wettbewerb ist für Thomas Zimmer das Ausschreibe-Verfahren. "Das wird künftig nur noch digital stattfinden." Der Forchheimer Schreiner und stellvertretende Kreishandwerksmeister Hermann Hölzlein hat leidliche Erfahrung damit: "Die Ausschreibungen sind ganze Bücher geworden." Handwerker, die konkurrenzfähig bleiben wollten, seien ohne leistungsfähiges Netz aufgeschmissen. "Auch bei der Arbeitsvorbereitung außerhalb der Produktionsstätte spielt die Digitalisierung eine immer größere Rolle", weiß Hölzlein.
Sollen Handwerk und Industrie, Dienstleistung und Handel in Oberfranken leistungsstark, krisenfest und innovativ bleiben, muss vor allem das Problem des Fachkräftemangels gelöst werden, sind sich HWK und IHK einig.
60 Prozent der Lehrlinge kamen bislang aus den Mittelschulen, doch die Zahl der Schulabsolventen wird bis 2025 um 49 Prozent sinken. "Daher gehen wir mit dem Thema Berufsvorbereitung in die Gymnasien", erzählt Thomas Zimmer. Bei den künftigen Abiturienten mache sich meist großes Erstaunen breit, wenn man sie auf die Chancen und die Vielfalt hinweise, die sich in Industrie und Handwerk, Handel und Dienstleistungsgewerbe böten. "Da herrscht noch das Klischee vor, der Handwerker sei ein alter Mann im Blaukittel", sagt Thomas Zimmer.
Im Selbstverständnis der Gymnasiasten stehe ein Hochschulstudium an erster Stelle, bedauert Heribert Trunk. Das führe dazu, dass viele "zwanghaft studieren" ohne dabei wirkliche Berufsaussichten zu haben.
Große Hoffnung setzen die Vertreter der Industrie und des Handwerks auch auf junge Flüchtlinge. Heribert Trunk ist "beeindruckt vom Elan, der Intelligenz und Sprachkompetenz der unbegleiteten Flüchtlinge".
In Bamberg sei der Versuch mit zwölf jungen Asylbewerbern in einen Integrationsprogramm gemacht worden. 9 von 12 hatten nach zwei Jahren perfekte Sprachkenntnisse und eine Lehrstelle. In Bayern seien erst 3000 Flüchtlinge in diesem Programm - "viel zu wenig", kritisiert Heribert Trunk.