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Die Gläubigen haben wieder ein Zuhause


Autor: Franz Galster

Wiesenthau, Donnerstag, 20. März 2014

Zweieinhalb Jahre lang floß der Schweiß in der Wiesenthauer Pfarrkirche St. Matthäus. An diesem Sonntag kommt Erzbischof Schick zur Einweihung.


Als Pfarrer Michael Gehret in den Pfarreien Pinzberg und Wiesenthau angekommen ist, hatte er gleich eine Mammutaufgabe vor der Brust. Die über Jahre hinweg vorbereitete Renovierung der Pfarrkirche St. Matthäus in Wiesenthau stand damals unmittelbar bevor.

Im Spätsommer 2011 rückten dann die Handwerker an. Jetzt, zweieinhalb Jahre später, sind die Arbeiten weitgehend abgeschlossen. Man sieht dem Gotteshaus an, dass es umfassend renoviert worden ist.
Am Sonntag, 23. März, wird der Erzbischof Ludwig Schick um 10 Uhr den Altar weihen.

Für die Pfarrgemeinde Wiesenthau endet damit eine lange Zeit der Improvisationen. In den zurückliegenden beiden Jahren musste sie ihren sonntäglichen Gottesdienst in der Filialkirche in Schlaifhausen feiern. Zudem hat der Gemeinderat seine Zusammenkünfte in das Sitzungszimmer der Feuerwehr verlegt.

Seinen Raum im Rathaus hat der Rat für kirchliche Dienste zur Verfügung gestellt.
Unter Pfarrer Bernhard Friedmann hatten die Vorbereitungen begonnen, dann wechselten in kurzer Zeit zwei Mal die Pfarrherren. Das bedeutete zwangsläufig vorübergehenden Stillstand.

Auf dem neuesten Stand

Architekt Josef Ruhland überwachte die einzelnen Phasen der zu Ende gehenden Renovierung.
Diese umfassten im ersten Bauabschnitt Dach- und Turmeindeckungen, Antriebe für die Glocken, Überarbeitung der Außenfassade einschließlich Fenster. Im zweiten Bauabschnitt ging es um die gesamte Überarbeitung des Kirchenschiffs. Ferner wurden das Gestühl und die Bodenbeläge renoviert, der Sakristeianbau aus dem Jahr 1969 überarbeitet und behindertengerechte Toiletten eingerichtet. Eine moderne Wärmeversorgungsanlage wurde außerdem installiert und die komplette Elektroinstallation auf neuesten Stand gebracht.

Jetzt liegen die Arbeiten in den letzten Zügen, wie die Besucher beim Eintritt in das Gotteshaus schnell erkennen können. Die Maler haben ganze Arbeit geleistet, die gesamte Raumschale überarbeitet und gestrichen. Sie haben auch das Deckengemälde ausgebessert.

Die Orgel schaut, mit goldenen Dekorstreifen versehen, stolz von der Empore. Zuvor hat sie eine Firma aus Nürnberg gereinigt und auch neu gestimmt. Die renovierten Kirchenbänke stehen jetzt auf Podesten und sind neu lasiert. Die Schreinerarbeiten sind erledigt. Neue Kniebänke stehen jetzt auch in der Kirche.

Ein neues Heizungssystem unter den Sitzbänken liefert im Winter Wärme. Die Kreuzwegbilder schauen aufgefrischt und neu angeordnet von den Seitenwänden. Seit Mai 2014 haben die Maler hier gearbeitet.

Die Steinmetze einer Nördlinger Firma verlegten den gesamten Kirchenboden mit Solnhofener Platten. Der neue, künstlerisch gestaltete Volksaltar ist massiv aus fünf durch Bronzeadern verbundenen Jurasteinen gefügt und hat seinen festen zentralen Platz eingenommen.

Moderner Beichtstuhl

Pfarrer Gehret weist auf die Bronzeadern, die sich im Boden fortsetzen. Sie führen durch den Mittelgang sinnbildlich bis zum Taufort unter der Empore. Dort bildet der historische Taufstein, ursprünglich zwischen Gestühlsblock und Chorgestühl eingezwängt, ein neues Zentrum mit mehr Platz für die Familie.

Den neuen modernen Beichtstuhl, der auch für das Beichtgespräch geeignet ist, hat eine Firma aus Wiesenthau gefertigt. Die Figur vom barmherzigen Gottvater ziert die Frontansicht. Zudem wurden, so erläutert Pfarrer Michael Gehret, die Heiligenfiguren in der Kirche mehr nach ihrer Bedeutung entsprechenden Plätzen im Kirchenraum neu zugeordnet.

Mesner Josef Weisel ist die gute Seele des Projekts. Er hat dafür mehr oder weniger seine gesamte freie Zeit geopfert. Jeden Tag im Gotteshaus steht er für Fragen zur Verfügung und klärte Details. Weisel wurde auch am Schalttableau fachmännisch eingewiesen. Dort gibt es jetzt viel mehr elektrische Steuerungsmöglichkeiten.
Zusätzlich hat eine Firma aus Schlaifhausen die Möbel in der Sakristei ergänzt.

Der veranschlagte Kostenrahmen von rund 1,8 Millionen Euro wird nach letzten Einschätzungen des Architekten eingehalten beziehungsweise. Es ist sogar möglich, dass er unterschritten wird. 65 Prozent der Kosten trägt das Erzbistum Bamberg, weitere 13,4 Prozent die Oberfrankenstiftung.

Die politische Gemeinde Wiesenthau steuert 150 000 Euro bei, den Rest finanziert die Kirchengemeinde St. Matthäus. "Wir entwickeln viele Ideen, um Geld zu beschaffen", sagt Pfarrgemeinderatsvorsitzende Margrit Kaplan. Sie nennt in diesem Zusammenhang Spendenaufrufe, einen Kirchenkaffee oder auch Patenschaften.

Am vergangenen Wochenende wurden die Reliquien festlich von der Pfarrgemeinde eingeholt und in der Kirche mit einer Vesper hinterlegt. Die Gläubigen bekamen einen ersten Eindruck ihres renovierten Gotteshauses. "Das Herz ging einem richtig auf", freut sich Kaplan.