Die Geschichte von Gaiganz gibt's jetzt als Buch
Autor: Franz Galster
Gaiganz, Mittwoch, 09. Oktober 2013
In der Chronik von Gaiganz spiegelt sich die deutsche Geschichte. Sogar ein RAF-Terrorist soll sich in dem Ort einmal aufgehalten haben. Alfons Eger hat diese und andere Ereignisse jetzt als Buch zusammengetragen.
Wirklich spannend lesen sich viele Anekdoten aus der Dorfchronik von Gaiganz. 15 Monate lang hat Alfons Eger für die Chronik recherchiert, geforscht und geschrieben. Nun ist das Buch gedruckt und kann von allen gekauft werden, die sich für die Geschichte von Gaiganz interessieren.
Eger wohnt heute in Gosberg, hat die Wurzeln nach Gaiganz aber dennoch nicht gekappt. Dort gehört ihm noch das Anwesen seiner Eltern. Bei seinen Häuser- und Familiengeschichten hat sich Eger an den alten Hausnummern orientiert. Bei den Besitzernamen reichen die Quellen bis ins Jahr 1372.
Den Spuren der Gaiganzer Dorfgeschichte folgte er unter anderem im Bamberger Staatsarchiv und im Stadtarchiv in Nürnberg. Dort hat Eger vor allem gerichtliche Angelegenheiten und Besitzverhältnisse erkundet.
Auch im evangelischen landeskirchlichen Archiv in Nürnberg und im Erzbischöfliche Archiv in Bamberg recherchierte Eger. Dort stieß er vor allem auf Geburts- und Todesdaten.
Insgesamt beschäftigte sich Eger mit 101 Hausnummern, die bis in die 1990er-Jahre existiert haben.
Sündige Frauen
Und so wurde im Jahr 1772 die geographische Lage von Gaiganz beschrieben: "Gaiganz liegt sechs Stunden von Nürnberg in einem Tal..." Wohlstand definierten die Gaiganzer in jenen Jahren wie folgt: "Gaichatz liegt im Teich und wenns a Herdla Zibala ham, noch manans, sie sen reich."
Fundstücke wie diese machen Egers Buch unterhaltsam und amüsant. Lehrreich ist sein Buch, wenn er das Leben der Schafhirten und Schmiede beleuchtet.
An anderer Stelle beschäftigt sich Eger mit den Frevellisten: "Unverheiratet schwangere Frauen wurden für ihr "sündigliches Vergehen" in Eisenhaft genommen. An anderer Stelle wurden sie wegen ihres vermeintlich widerwärtigen Verhaltens gegenüber ihrem Mann bestraft.
Die dunklen Jahren des Nationalsozialismus legten ihre Schatten auch auf Gaiganz. "Hier beschränkte ich mich auf rein archivarische Unterlagen. Vieles wurde bewusst vernichtet, Vorhandenes ist oft einseitig", beschreibt Eger sein Vorgehen in diesem Zusammenhang.
Joschka Fischer schaute vorbei
In den stürmischen 70er-Jahren hat sich nachweislich der spätere Bundesaußenminister Joschka Fischer mehrmals in Gaiganz aufgehalten. Fischer besuchte damals die Druckerei "Gegendruck".
Der RAF-Terrorist Christian Klar ist ebenfalls einmal in Gaiganz vermutet worden. Bewiesen ist das allerdings nicht, auch wenn es Polizeieinsätze gegeben haben soll. "Archive kosten Zeit. Es waren Leute aufzusuchen, Gespräche zu führen, Fotos zu beschaffen. Ich erfuhr hier viel Unterstützung", resümiert Eger seine Arbeit an der Dorfchronik.
In diesem Jahr haben die Gaiganzer den 700. Geburtstag ihrer Kirche St. Vitus gefeiert. 2014 sind es 875 Jahre her, seit der Ort das erste Mal erwähnt worden ist. Die Dorfchronik von Alfons Eger kommt also zur rechten Zeit.