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Die Forchheimer Händler wollen anpacken


Autor: Franziska Rieger

Forchheim, Donnerstag, 07. März 2019

Die einen steigen um, die anderen steigen aus - das Wirtschaftskarussell in der Forchheimer Innenstadt dreht sich wieder. Ideen, was es braucht, um die Innenstadt zu beleben, gibt es genug - jetzt müssen sie nur noch umgesetzt werden.
Manfred Schade von der Buchhandlung "s' Blaue Stäffala" ist noch dabei, die Regale am neuen Standort in der Wiesentstraße 1 einzuräumen. Fotos: Franziska Rieger


Große Plakate hängen in der Schaufensterscheibe, manche Passanten bleiben stehen und lesen den aufgedruckten Text: Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe. Am 16. April wird Anica Ismailji zum letzten Mal die Türe ihres Ladens "Farabella" öffnen. Seit zehn Jahren hat Ismailji in der Hornschuchallee Dekoartikel, Accessoires und Geschenkartikel verkauft. "Ich gehe schon mit einem weinenden Auge. Es ist viel Wehmut dabei", sagt die Ladeninhaberin.

Es gibt einen Nachmieter

Die gute Nachricht: Einen Nachmieter für die 80 Quadratmeter Verkaufsfläche gibt es bereits. Nachdem der künftige Mieter mit einem Angebot auf sie zugekommen sei, habe sie sich für die Schließung entschieden. Der Hauptgrund: Die Umsätze seien durch den Onlinehandel zurückgegangen.

Was der Geschäftsfrau außerdem sauer aufstößt: Die Parküberwachung in der Innenstadt sei zu streng. Habe ein Kunde seine Parkzeit nur kurz überschritten, gebe es sofort einen Strafzettel. Ismailji weiß, dass zwei große Parkhäuser am Rand der Innenstadt bereitstehen. Viele Kunden würden aber gerne direkt vor dem Geschäft parken. "Wenn es dann keinen Parkplatz gibt, dann fahren sie weiter."

Veränderungen sind nötig

Auch wenn es in der Hornschuchallee nur eine sogenannte 1b-Lage war: "Die Lage war nicht schlecht, es liegt sehr zentral. Wenn nur mehr Geschäfte in der Stadt wären", sagt sie. Denn wegen der vielen Leerstände seien immer weniger Passanten in der Stadt unterwegs. Um Kundschaft in die Stadt zu locken, braucht es Veränderung.

Das wissen auch Heike und Manfred Schade, die seit 20 Jahren die Buchhandlung "s'Blaue Stäffala" in der Wiesentstraße betreiben. Zum 1. März sind sie mit ihrer Buchhandlung ein paar Häuser weiter Richtung Katharinenspital in die Wiesenstraße 1 gezogen.

Näher dran am Geschehen

"Hier sieht man uns wenigstens", sagt Manfred Schade. Vor 20 Jahren habe es in der Straße noch neun Läden gegeben, heute ist neben der Buchhandlung nur noch das Modegeschäft "La Boutique" übrig.

Mit diesem Schwund seien auch Geschäfte mit einem hochwertigen Angebot verloren gegangen. Und daran mangele es in der Forchheimer Innenstadt am meisten. Immer wieder hört das Ehepaar Schade im Gespräch mit Kunden, dass die Leute gerne ihr Geld in ausgesuchten Geschäften lassen würden.

Etwa in qualitativen Kleidungsläden, die für ihre Kundengruppe aussuchen. "Forchheim muss sich qualitativ anders aufstellen als andere Städte", sind sich Heike und Manfred Schade einig. Das - verbunden mit einer attraktiven Innenstadt - müsse angepackt werden.

Onlinehandel nicht Ko-Kriterium

Denn am Onlinehandel allein liege es nicht, dass die Kundschaft in manchen Läden ausbleibt. Seit der Ladeneröffnung bietet die Buchhandlung ihren Kunden eine Internetseite. Die ist professionell aufgebaut, Literaturempfehlungen, Bestsellerlisten und ein Bestellservice - in die Buchhandlung oder direkt nach Hause.

Rund 50 Bestellungen gehen pro Monat über die Internetseite ungefähr ein, schätzt Manfred Schade. "Wir müssen uns nicht einbilden, mit dem Onlinehandel Kunden gewinnen zu können", sagt er. Was viel wichtiger ist: Die Kunden, die in "s'Blaue Stäffala" kommen, wollen beraten werden. Und das geht immer noch am besten persönlich.