Die "Forchheim AG" boomt
Autor: Peter Groscurth
Forchheim, Dienstag, 27. Januar 2015
Die Stadt Forchheim als zweitgrößter Arbeitgeber will die Bürger mit einem Geschäftsbericht ausführlich informieren. Die Auflage beträgt 16 000 Stück. Erfreulichster Aspekt ist die relativ niedrige Pro-Kopf-Verschuldung von 701 Euro.
Beim größten Arbeitgeber der Stadt (über 2500 Beschäftigte) gibt's derzeit lange Gesichter: Siemens lässt keinen Stein auf dem anderen - der Technologieriese befindet sich im Umbau. In seinem ersten Geschäftsquartal sackt der Gewinn deutlich ab. Und der Chef der Medizin-Sparte, Hermann Requardt, verlässt den Konzern, wurde gestern bekannt. Ganz anders dagegen die Lage beim zweitgrößten Konzern Forchheims.
Oberbürgermeister Franz Stumpf (WUO/CSU) hatte gute Nachrichten zu verkünden: Die Stadt und ihre Töchter boomen, entwickeln sich prächtig! Hintergrund: Zum ersten Mal in der Geschichte Forchheims wurde nun ein Geschäftsbericht erstellt, der ab heute in einer Auflage von 16 000 Exemplaren an alle Haushalte verteilt wird.
Unter Struves Leitung
OB Stumpf erläutert: "Unter der Leitung von Pressesprecherin Franka Struve
Die Größe der "Forchheim AG" kann sich sehen lassen: Über 1200 Mitarbeiter hat die Stadtverwaltung samt Töchtern wie etwa den Stadtwerken, dem Klinikum und der GWS-Wohnungsbaugesellschaft oder der Pfründerstiftung.
Fakt ist: Forchheim ist keine arme Stadt. Fast 270 Millionen Euro beträgt ihr Vermögen - inklusive Immobilien wie historische Brücken oder Wälder. Die Pro-Kopf-Verschuldung der Forchheimer liegt bei 701 Euro; der Schnitt in Bayern beträgt etwas über 1300 Euro.
Bei den Investitionen ist die Schaffung von neuen Plätzen in Kitas und Kindergärten der größte Posten: 3,6 Millionen Euro gab die Stadt 2014 dafür aus.
Natürlich braucht das Rathaus für solche Ausgaben auch Steuern und Abgaben auf der Einnahmenseite. Fast 52 Millionen Euro verbuchte der Kämmerer im vergangenen Jahr. Dank des Geschäftsberichts erfahren die Forchheimer, welches Referat der Stadt die meisten Beschäftigten hat und damit auch den größten Aufgabenbereich: der Bau-, Grün- und Bäderbetrieb mit 120 Mitarbeitern. Die kümmern sich um 200 Hektar Grünflächen (das entspricht mehr als 200 Fußballfelder), 15 000 Straßenbäume, vier Kleingartenanlagen, sechs Friedhöfe mit 8000 Grabmalen und 74 Spiel- sowie Bolzplätze mit mehr als 600 Spielgeräten.
Aber: Die Kreisstadt braucht dringend Zuzug. 362 Menschen starben vergangenes Jahr und nur 248 Babys kamen zur Welt. Forchheim weist deshalb neue Baugebiete aus, um jungen Menschen Platz bieten zu können. 2015 entstehen Bauplätze am Tränklein, Dorfäcker, Hornschuchpark oder Ruhstraße, gibt der Bericht als Projekte aus.
Franka Struve sagt über den Geschäftsbericht: "Wir haben versucht, ihn allgemein verständlich zu formulieren und er sollte nicht mehr als 32 Seiten haben. Als Vorbild nahmen wir das Machwerk aus Erlangen."
Doch was gefällt dem OB am besten im Geschäftsbericht seiner Stadt? Die geringe Verschuldung? Nein! Lächelnd gesteht Stumpf: "Die beiden Foto-Seiten in der Mitte. Mit Bildern, auf denen jeder sofort erkennen kann, wofür Forchheim steht!"
Der OB hatte Spaß bei der Lektüre: "Alles ist schön aufgearbeitet und auch die Texte sind leicht lesbar, weil sie nicht so eng bedruckt sind."
Günstig kam das Werk auch: Etwa 50 Cent kosten Druck und Verteilung pro Exemplar. Insgesamt kostete die Broschüre der Stadt damit 8000 Euro - viel Information für wenig Geld? Ab heute kann jeder Bürger im Geschäftsbericht schmökern und sich seine eigene Meinung bilden.