Die Eggolsheimer haben ihren Bahnhof ersteigert
Autor: Ekkehard Roepert
Neuses an der Regnitz, Sonntag, 09. Dezember 2012
Der Ausflug von Claus Schwarzmann in den Berliner Borsigturm hat sich gelohnt: Der Bürgermeister ersteigerte den Bahnhof im Ortsteil Neuses für 36 000 Euro. Am Anfang der Versteigerung sah es aber nicht nach einem Erfolg aus.
Fast sechs Stunden lang musste Claus Schwarzmann am Freitag warten - und dann war innerhalb von drei Minuten alles entschieden. Ab 14 Uhr saß der Eggolsheimer Bürgermeister (Bürgerbund) im Berliner Borsigturm, wo an diesem Tag 48 bayerische Bahnhöfe versteigert wurden.
45 Gebäude hatte das Aktionshaus Karhausen bereits unter den Hammer gebracht, als Auktionator Mark Karhausen um 19.45 Uhr mit der Versteigerung des Bahnhofes in Neuses begann. Bei 14.000 Euro lag das Anfangsgebot. Zu diesem Zeitpunkt saßen noch 30 Menschen im Saal. "Die Situation war ziemlich befremdlich", erzählte Schwarzmann am Sonntag. Denn es gab zwar sechs Mitbieter, aber sie waren nicht persönlich anwesend.
Vor der Versteigerung war festgelegt worden, dass jedes Handzeichen den Wert des Bahnhofes um 1000 Euro nach oben treiben würde. Claus Schwarzmann war von seinem Gemeinderat mit der Erlaubnis nach Berlin geschickt worden, bis 50.000 Euro mitbieten zu können. "Am Anfang dachte ich, das wird nichts", gesteht der Eggolsheimer Bürgermeister. Die Telefon-Bieter hatten sich schon nach einer Minute "auf 25.000 Euro hochgeschaukelt". Aber wenig später - der Preis lag nun bei 35.000 Euro - war nur noch ein Bieter dabei, die anderen fünf hatten aufgegeben.
Um 5000 Euro wäre Schwarmann drüber gegangen
"Ich hab die Hand gehoben für 36.000 Euro - und der Auktionator hat sich gewundert, denn es kam nichts zurück", erinnert sich Schwarzmann. Ihm war auch gestern noch die Freude über diesen Erfolg anzumerken. "Ich hätte mir vorstellen können, in eigener Verantwortung die Vorgabe von 50.000 Euro um vielleicht 5000 Euro zu übersteigen, aber ich bin froh, dass ich im Rahmen bleiben konnte."
Wer die telefonischen Mitbewerber waren, weiß Schwarzmann nicht. Doch bevor er selbst steigerte, hatte er sich mit einigen Leuten unterhalten: "Da sind Freaks unterwegs und einige Liebhaber alter Gebäude, die aus nostalgischen Gründen mitsteigern, aber auch knallharte Investoren, die vorher alles durchkalkuliert haben." So kam etwa ein Bahnhof in Garmisch-Partenkirchen als teuerstes Objekt des Tages mit 100.000 Euro unter den Hammer.
Bahn zahlt noch sechs Jahre Miete
Am Nachmittag hatte Schwarzmann einige Steigerer beobachtet, die ihre Erfolge überbordend feierten: "Manche sind aufgesprungen und haben sich gefreut wie die Schneekönige". Zu solchen Freudenausbrüchen neige er nicht, aber die "innere Freude" sei riesig gewesen, nachdem er den Zuschlag bekommen hatte. Dank der 36.000-Euro-Investition ist die Gemeinde nun im Besitz des Gebäudes und der 1800 Quadratmeter im Umgriff. Die nächsten sechs Jahre wird die Bahn noch als Mieter hier wohnen bleiben. 5500 Euro jährliche Mieteinnahmen sind der Gemeinde sicher; alleine diese Summe bringe den Rückfluss des Kapitals, das für den Kauf ausgegeben worden sei, sagt Schwarzmann.
Um 20 Uhr am Freitag war er dann in den 11. Stock des Borsigturmes hinaufgegangen und hatte den notariellen Part des Kaufes erledigt. Um 22 Uhr endete Schwarzmanns Arbeitstag im Borsigturm und am Samstag Morgen um 6 Uhr stieg er "hoch zufrieden" in das Flugzeug nach Nürnberg. Der Kauf des Bahnhofes, resümierte er am Sonntag, passe zum Gesamtkonzept der Entwicklung in Neuses. Im Lindner-Gebäude sollen ja im Sommer die Forchheimer Realschüler einziehen. Und die 800 Quadratmeter große Fläche neben dem Bahnhof könne die Gemeinde nun als Parkfläche für die Lehrer nutzen.