Die Drügendorfer müssen jetzt Farbe bekennen
Autor: Carmen Schwind
Drügendorf, Donnerstag, 16. März 2017
Die Drügendorfer tragen sich mit dem Gedanken, ein Nahwärmenetz zu gründen.
Bürgermeister Claus Schwarzmann (BB) freute sich über die vielen Besucher der Bürgerversammlung in Drügendorf. "Ich habe mal gezählt. Es dürften so etwa 65 bis 70 Bürger hier sein. Bei etwa 330 Einwohnern ist das richtig gut", so der Bürgermeister.
Schwerpunkt der Sitzung war das Thema "Nahwärmenetz in Drügendorf". Schwarzmann informierte die Anwesenden darüber, dass das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) ein Nahwärmenetz dann fördert, wenn es von einer Rechtsperson geführt wird. "Es reicht, wenn eine Gesellschaft als Netzbetreiber auftritt", erklärte der Bürgermeister.
5000 Euro pro Anschluss
Deshalb sei die Idee entstanden, dass die Dorfgemeinschaft einen Verein oder eine Genossenschaft gründen könnte, um das Nahwärmenetz zu betreiben. Dieses werde etwa 900 000 Euro kosten. Das ALE würde zwischen 150 000 und 200 000 Euro fördern und von der KfW erwarte man ebenfalls eine Förderung von 300 000 bis 350 000 Euro. Schwarzmann rechnete vor, dass jeder für seinen Anschluss etwa 5000 Euro bezahlen müsse und für die restlichen Kosten ein Bankkredit aufgenommen werden soll, der durch Nutzungsgebühren wieder abbezahlt werden könne. Die Firma "Naturstrom" soll das Heizwerk bauen und betreiben.
Man habe berechnet, dass die Energie damit acht bis neun Cent pro Kilowattstunde kosten könne. "Der Betrag ist vergleichbar mit anderen Anbietern", fasste Schwarzmann zusammen. Um das Projekt realisieren zu können, müsste allerdings eine Auslastung des Netzes von 500 Kilowattstunden erreicht werden, weshalb so viel wie möglich Anschlüsse nötig sind.
Eine Umfrage ergab, dass 40 bis 50 Haushalte interessiert sind an einem Anschluss an ein Nahwärmenetz. Auf Basis dieser Information wurde dieser erste Plan entwickelt. Für eine konkrete Planung sei allerdings wichtig, dass die Interessierten verbindlich zusagen, sagte Heribert Mertmann von der Firma "Naturstrom". Claus Schwarzmann bekräftigte die Aussage und forderte die Interessierten auf Farbe zu bekennen und einen Vorvertrag zu unterschreiben, der jetzt entwickelt werden soll: "Wenn zu wenige unterschreiben, ist das Ganze nicht realisierbar."
Ein Bürger fragte nach, ob man auch später dazu stoßen könne. "Es geht auch ein Teilanschluss", erklärte Mertmann. Für Menschen, die beispielsweise nur einen Bauplatz, ein altes Haus, erst Heizöl gekauft oder eine neuere Heizung haben; diese können einen Teilanschluss ohne Übergabestation anbringen lassen. Allerdings müsse nach einer noch festzulegenden Anzahl an Jahren der endgültige Anschluss erfolgen.
Ein solcher Teilanschluss könne etwa 2500 Euro kosten.
Partner vor Ort
Einige Bürger hatten Sorge, dass sie sich damit abhängig machen würden. Der erste Bürgermeister erklärte ihnen, dass es im Rahmen der Dorferneuerung Netzförderung gebe. Die Nahwärmeversorgung solle an "Naturstrom" gegeben werden, weil es sich hier um Profis handle. Und man sei immer von Jemandem abhängig. Ein Bürger fragte nach, was zu tun sei, wenn bei ihm keine Wärme ankäme. Heribert Mertmann erklärte ihm, dass sein Unternehmen Partner vor Ort habe. "Jedes Heizhaus hat Internetanschluss und mehrere Heizkessel", erläuterte Mertmann. So können die Mitarbeiter sogar über ihr Smartphone bei einer Fehlermeldung auf einen anderen Kessel umschalten.
Probleme gebe es nur, wenn in der Region komplett der Strom ausfallen würde. "Da haben dann aber alle ein Problem", so Mertmann.