Die DLRG Ortsgruppe Forchheim ist im Notfall immer einsatzbereit
Autor: Redaktion
Forchheim, Montag, 13. August 2018
Wie die Deutsche-Lebens-Rettung-Gesellschaft (DLRG) in Forchheim Leben rettet. Über die vielfältigen Aufgaben der ehrenamtlichen Retter.
Von Julia Heimberger
Leuchtend rot ist das Schlauchboot der Forchheimer DLRG. Wer jetzt mit einem Lächeln nur an den berühmten Hit "Ich hab ein knallrotes Gummiboot" denkt, wird schnell eines Besseren belehrt. "Dieses Jahr gab es bereits über 300 Ertrunkene in Deutschland", resümiert Ralf Gügel mit ernstem Blick. Der 55-jährige Forchheimer ist seit 40 Jahren bei der Deutschen-Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und Vorsitzender der Ortsgruppe Forchheim. Im normalen Leben ist er Entwicklungsingenieur bei Siemens, doch in seiner Freizeit rettet er Mensch, Tier und auch mal ein Auto aus den Gewässern rund um Forchheim. "Sobald bei einem Alarm Wasser im Spiel ist, wird immer die Wasserrettu ng mit alarmiert", erklärt Ralf Gügel.
Vielfältige Einsätze bei der Wasserrettung
In Bayern sind das die Wasserwacht vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK) und DLRG. "Die Zusammenarbeit klappt sehr gut mit den Kollegen", sagt der Vorsitzende. Mitunter sind die Einsätze recht harmlos, weil "nur" ein unbesetztes Auto im Bach gelandet ist. Manchmal geht es aber auch um Leben und Tod. Wie im Februar, als eine Frau ihrem Hund ins kalte Wasser des Kanals hinterhersprang. Zur Arbeit gehört auch die Bergung von Wasserleichen. Der letzte Einsatz hierzu war im Mai, als die Forchheimer einen Vermissten tot aus der Wiesent bergen mussten. "Wenigstens war er erst ein bis zwei Tage im Wasser, da ist es noch nicht ganz so schlimm", erinnert sich der Forchheimer Mario Großkopf, der technische Leiter der Ortsgruppe Forchheim ist.
Die DLRG hat drei Aufgabenfelder: Aufklärung, Ausbildung und Einsätze
Das Aufgabenfeld der DLRG ist vielfältig. Die drei Schwerpunkte sind Aufklärung, Ausbildung und der Einsatz vor Ort. "Viele überschätzen sich ganz einfach, denn fast 60 Prozent der 10-Jährigen können nur noch schlecht schwimmen", sagt der 27-jährige Mario Großkopf. Laut einer Forsa-Umfrage ist die Zahl der schwimmunfähigen Kinder tatsächlich rapide in den letzten Jahren angestiegen: Konnten 2005 nur circa 33 Prozent der Zehnjährigen nicht schwimmen, stieg diese Zahl auf 50 Prozent bis 2010 und lag 2016 bei 59 Prozent Nichtschwimmern. Auch mehr als 50 Prozent der Erwachsenen können nicht ausreichend schwimmen. Daher ist die Ausbildung der zweite Schwerpunkt der DLRG. "Mein dringender Aufruf an alle Eltern ist: Lernt schwimmen! Schickt eure Kinder zum Schwimmunterricht", rät Ralf Gügel. Angeboten werden Schwimmkurse und -trainings, Rettungsschwimmertrainings, Erste-Hilfe und Sanitätsausbildungen sowie eine spezielle Ausbildung für die Wasserrettung. "Unsere Schwimmkurse sind aber ein halbes Jahr im Voraus ausgebucht", bilanziert Ralf Gügel und freut sich sichtbar über den Erfolg seiner Ortsgruppe.
Ihr Knowhow können die Wasserretter immer wieder bei großen und kleinen Einsätzen unter Beweis stellen. Denn sie werden nicht nur bei den "klassischen" Ertrinkungsunfällen im Freibad oder am Baggersee gerufen. Auch bei einer großen Schiffshavarie in Erlangen im September 2016 waren sie mit dabei. "Da dachten wir schon, wir müssten alle Passagiere per Boot an Land bringen. Gottseidank hat das THW dann eine Brücke gebaut", erinnert sich der 35-jährige Maik Baumgarten, Pressewart und Einsatztaucher der Ortsgruppe Forchheim.
Suche bei einem Vermisstenfall oft schwierig und zeitintensiv
Bei einem Vermisstenfall wie am Trebgaster Badesee (Landkreis Kulmbach) vergangene Woche stoßen auch die Helfer mitunter an ihre Grenzen. "Da unten in vier Meter Tiefe ist es stockdunkel, du wühlst dich durch den Schlamm. Und durch unterirdische Strömungen kann die Person schon ganz woanders sein, als wo du suchst", beschreibt Maik Baumgarten seine zeitintensive Arbeit als Einsatztaucher.
Bei einem Notfall immer zuerst den Notruf absetzen
Wer am Badesee eine untergehende Person bemerkt, solle umgehend den Notruf verständigen und falls die Person noch zu sehen ist, eine Leine oder Rettungsring hinwerfen. Nur wer körperlich sehr fit oder Rettungsschwimmer ist, solle die Selbstrettung wagen. Sonst wird aus einem Retter gleich das nächste Opfer. Das aktuell so viel über Ertrinkungsunfälle in den Medien berichtet werde, liege einfach an den hohen Temperaturen. "Je wärmer es ist, umso mehr Menschen gehen baden. Und umso mehr kann auch passieren." Maik Baumgarten ergänzt die Aussage seines Kollegen Mario Großkopfs noch: "Ja, die Leute springen überall rein, sogar direkt vor die Wehre und Schleusen, obwohl diese durch Sogwirkung und Strudel lebensgefährlich sind." Alle drei Lebensretter appellieren eindringlich an den gesunden Menschenverstand, nicht kopfüber in unbekannte Gewässer zu springen, nicht vor Schleusen und Wehren zu baden und die eigenen körperlichen Kräfte realistisch einzuschätzen. Dann hätten alle noch eine entspannte Badesaison vor sich.
Zahlen:
Mitgliedszahlen DLRG Deutschland: 1,5 Millionen Mitglieder und UnterstützerMitgliedszahlen Ortsverband Forchheim: 500 Mitglieder und Unterstützer
Schwimmkurse in Forchheim:
DLRG Forchheim: Es finden Wassergewöhnungskurse und Schwimmkurse statt. Der nächste Schwimmkurs ist ab 5. November, Anmeldung ist ab 1. September online unter www.forchheim.dlrg.de möglich.Königsbad Forchheim: Infos und Anmeldung zu den regelmäßige Schwimmkursen für Kinder unter Tel. 09191/714363 oder info@koenigsbad-forchheim.de.
SSV: Schwimmlernkurse für Kinder ab 5 Jahren beim Schwimmsportverein (SSV) Forchheim finden immer samstags Vormittags im Königsbad statt. Info und Anmeldung unter schwimmkurse@ssv-forchheim.de.
VHS: Bei der Volkshochschule Forchheim finden Schwimmkurse für Kinder ab 5 Jahren im Königsbad und Schwimmkurse für Erwachsene statt. Termine stehen ab 11. September im neuen Programmheft. Infos und Anmeldung unter 09191/86-1060 und unter www.vhs-forchheim.de.
Wasserwacht Forchheim: Schwimmkurse für Kinder finden jeweils im Frühjahr und Herbst statt. Info und Anmeldung unter www.wasserwacht-forchheim.de