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Die Angst vor dem Fund: Wieso Forscher den Jahn Forchheim in Bedrängnis bringen können


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Montag, 03. August 2020

Ein Erfolg der Archäologen könnte die Umzugspläne des Jahn Forchheim untergraben und ein bedrohliches Loch in die Vereinskasse reißen.
Grabungen bei der  SpVgg Jahn Forchheim. Ekkehard Roepert


Seit Montag (3. August) graben die Archäologen. Und die Sportler bangen. Die einen suchen auf dem neuen Jahn-Sportgelände im Stadtnorden nach vorgeschichtlichen Funden, die anderen befürchten, dass die Suche erfolgreich sein könnte. "Wir müssen hoffen, dass sie nichts finden", sagte Jahn-Vorstandsmitglied Uwe Schüttinger.

Rund um das 40 000 Quadratmeter große Gelände nördlich der Polizei in Richtung Eggolsheim waren in den letzten Jahren wertvolle vorgeschichtliche Siedlungsreste entdeckt worden.

Sollten auch auf dem ehemaligen Areal des VfB (jetzt in Erbpacht vom Jahn übernommen) bedeutende Objekte liegen, könnte das den Jahn Forchheim in große Bedrängnis bringen. Schlimmstenfalls würden die Archäologen ein Jahr lang auf den drei Fußballfeldern beschäftigt sein, befürchtet Uwe Schüttinger.

Das würde den Jahn vor "unlösbare Probleme" stellen. Denn es gibt die gesetzliche Regelung, dass sich Bauherren an archäologischen Untersuchungen beteiligen müssen. Mit bis zu 15 Prozent der Gesamtkosten des Bauvorhabens.

"Bei einem Fünf-Millionen-Euro-Projekt wie dem unsrigen, könnte eine Summe von bis zu 800 000 Euro fällig werden", rechnet Uwe Schüttinger vor. "Das könnte der Jahn Forchheim nicht stemmen." Zudem würden die Grabungen den Zeitplan zerstören. An eine Nutzung der neuen Jahn-Anlage ab Sommer 2021 wäre nicht mehr zu denken. Gerhard Tinkl, der Schatzmeister des Vereins, sagte dem FT am Montag: Sollte auf allen drei Fußballplätzen nach Siedlungsresten gegraben werden, "dann müssen wir unsere Sportanlage neu planen".

Bekanntlich hat der Jahn sein Gelände an der Jahnstraße aufgegeben, weil hier ein Wohnviertel entsteht. Nach sechsjähriger Vorarbeit wollte der Jahn im Oktober mit dem Bau des neuen Vereinsheims und der Gestaltung eines Sportgeländes (drei Fußballplätze, eine Tennisanlage) nördlich der Fritz-Hoffmann-Straße beginnen.

Doch jetzt arbeitet im Auftrag des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege ein Bagger auf dem C-Platz des Sportclubs. Drei Bahnen, 40 Zentimeter tief, werden ausgehoben. "Anzeichen, dass es etwas gibt", habe sie bereits entdeckt, sagte Grabungsleiterin Julia Groll. Noch sei aber unklar, wie die Keramik-Splitter und der Teil eines Topfes aus der Vorgeschichte zu bewerten seien. Die Menge der bisherigen Funde wären jedenfalls kein Grund für tiefergehende Grabungen.

Als Gerhard Baumann erfuhr, dass auf dem Sportgelände gebaggert wird, setzte er sich umgehend ins Auto und fuhr von Neumarkt nach Forchheim. Der Ingenieur hat sich auf den Bau von Sportstätten spezialisiert und wird für den Jahn die neuen Fußball- und Tennisplätze anlegen. "Ich kenne die Plätze, ich habe sie im Auftrag des VfB in den 80er Jahren begutachtet", betonte Baumann. Der Grabungsleiterin Julia Groll erläuterte er, dass der A- und der B-Platz einst "mit ortsnahem Boden gebaut worden sind". Das heißt: Der Boden sei bereits untersucht. Baumann: "Wenn wir hier jetzt ausgraben, dann sind die Plätze zerstört und wir setzen alleine dafür 350 000 Euro in den Sand."

Nach diesem Hinweis kam die Grabungsleiterin zu folgender Einschätzung: Wenn der A- und der B-Platz "nicht aufgegraben" werden und wenn "auf die Plätze lediglich aufgebaut wird", dann erübrige sich wohl das Eingreifen der Archäologen. Denn es gehe ja darum, mögliche Funde zu schützen. Wenn sie unangetastet unter dem Spielfeldrasen lägen, seien sie sicher. Die endgültige Entscheidung müsse das Landesamt für Denkmalpflege aber erst noch treffen.