Der Tod kommt aus der Tüte?
Autor: Petra Malbrich
Gräfenberg, Dienstag, 18. November 2014
Konsumenten von Rauschmitteln greifen immer öfter zu unberechenbaren Kräutermischungen. Die oberfränkische Kriminalpolizei warnt vor lebensfgefährliche Experimenten.
Wie Hustenbonbons in Aluminiumtütchen verpackt, bunt bedruckt, in verschiedenen Größen von einem Gramm bis 15 Gramm erhältlich wirken die Kräutermischungen recht harmlos.
Sie sind alles andere als das. "Die Polizei Oberfranken warnt eindringlich vor dem Konsum derartiger Kräutermischungen", sagt Polizeipressesprecher Peter Neder.
Statistisch gesehen kann kein Anstieg nachgewiesen werden; gefühlt ist er aber vorhanden. Meist werden die Mischungen geraucht, dem Ideenreichtum der Konsumenten seien aber keine Grenzen gesetzt.
In der Regel sind die Konsumenten Jugendliche oder junge Erwachsene, aber die Dunkelziffer ist hoch. Die Kräuterdrogen gibt es in vielfältigen Zusammensetzungen: Die Angeboten und deren Zusammensetzung sind kaum zu überblicken. "Viele dieser Mischungen werden als vermeintliches Naturprodukt verkauft, enthalten jedoch chemische wie auch natürliche Zusatzstoffe, die oftmals noch nicht dem Betäubungsmittelgesetz unterliegen", sagt Neder. Und sind damit teils legal erwerblich.
Gesetzeslücke
Der Gesetzgeber arbeitet daran, diese Lücke zu schließen. "Die Kräutermischungen sind Rauschmittel, bei denen es sich um pflanzliches Trägermaterial handelt, denen ein oder mehrere synthetische Wirkstoffe zugesetzt sind", erklärt Rainer Schmeußer, Dienststellenleiter der Polizei Forchheim.
In der synthetischen und chemischen Behandlung liegt das Problem. Es wird einfach etwas zusammengepanscht. Was da entsteht, ist nicht getestet.
"Die synthetischen Wirkstoffe sind unterschiedlich verteilt. Man bekommt nie das gleiche Produkt und weiß nicht, welche Wirkstoffe drin sind und wie sie auf den Organismus wirken. Schon kleinste Mengen können zum Tod führen", warnt Schmeußer. Er appelliert: "Lasst die Finger davon!"
Denn allein schon durch die unterschiedliche Vermengung chemischer Substanzen mit den Kräutern kann es zur ungewollten Überdosierung kommen und dann kommt der Notarzt. Wahnvorstellungen, Verwirrtheit, Panikattacken, Kreislaufkollaps, Bewusstlosigkeit, Atemschäden oder Organschäden sind die Folgen dieser unberechenbaren Mischungen - bis hin zum Tod.
Informationen für Jugendliche
"Die Einnahme von Kräutermischungen selbst, führte bislang zu keinem Todesfall", informiert Neder. Besonders geschulte Beamten weisen in Schulen, sozialen Einrichtungen und Workshops auf die Gefahr von Drogen hin. Selbst wenn sie harmlos verpackt als Kräutermischung angeboten werden, harmlose Drogen gibt es nicht.
"Die verheerende unkalkulierbare Wirkung dieser hoch gefährlichen Mixturen wird völlig unterschätzt", warnt die Polizei.
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