Druckartikel: Der Sammler und die erste Marke

Der Sammler und die erste Marke


Autor: Nikolas Pelke

, Donnerstag, 23. August 2012

Er ist etwas Besonderes: der "Schwarze Kreuzer". Ein Forchheimer ist stolzer Besitzer der ersten Briefmarke Deutschlands. Am Sonntag ist sie der Star einer großen Schau.
Lässt die Herzen von Briefmarken-Sammlern    höher schlagen: der "Schwarze Kreuzer"  auf einem Original-Brief von 1849. Foto: Reproduktion FT


Die Marke ist ein Mythos. Sie ist die erste deutsche Briefmarke überhaupt. Und ein Forchheimer ist im Besitz dieses wertvollen Stücks aus dem Jahr 1849 - dem Schwarzen Kreuzer aus Bayern.
"Vorbild für die erste Briefmarke in Deutschland war die Penny-Marke aus England", erzählt der 50-jährige Briefmarkensammler, der dem Klischee des Briefmarkensammlers so gar nicht entspricht. Sportlich schaut er aus, und Beamter ist er auch nicht.
Ein klein bisschen Angst um sein gutes Stück hat er aber schon. Schließlich lagert sein "Schwarze Einser" nicht im Bank-Tresor, sondern liegt bei ihm daheim im Schrank. Bei guten Briefmarken-Sammlungen bekommen Langfinger schnell lange Ohren, fürchtet der stolze Besitzer. Und am Sonntag, 26. August, will er die erste Briefmarke aus deutschen Landen auch noch öffentlich ausstellen. Pünktlich zum 60-jährigen Bestehen des Philatelistischen Vereins Forchheim zeigen die Briefmarken-Freunde ihre Schätze.

Ein paar große Scheine

Und wie wertvoll ist der "Schwarze Einser" nun? Der Briefmarken-Freund grinst bis über beide Ohren. Über Geld sprechen Briefmarken-Sammler eben nicht gerne. "Ein paar große Scheine musste ich schon hinblättern", verrät der leidenschaftliche Sammler dann doch, der im normalen Leben als Facharbeiter arbeitet. Bei einer Auktion habe er den Schwarzen Einser vor drei Jahren für einige Tausend Euro erstanden. "Die musste ich einfach haben. Schließlich sammle ich hauptsächlich Briefmarken der ersten Generation von 1849 bis 1862. Und da wollte ich die erste Marke von 1849 natürlich unbedingt", erzählt er.
Ganz früher wurden die Briefe noch ohne Briefmarke verschickt. Man habe also im Postamt bares Geld auf den Tisch legen müssen, erzählt der Sammler weiter. Durch die Einführung der Briefmarke auf den britischen Inseln sei die Verrechnung der Post wesentlich einfacher geworden. "Da haben sich die Bayern einfach an England ein Beispiel genommen." Und nebenbei wurde mit dem Druck der ersten Briefmarke am 1. November 1849 auch in Deutschland eine neue Leidenschaft geboren: das Briefmarken-Sammeln. Und warum taufte man die erste Briefmarke der Postgeschichte auf den Namen "Schwarzen Kreuzer"?

Hoch auf dem gelben Wagen

"Der Kreuzer war die Währung damals. Ein Arbeiter verdiente Mitte des 19. Jahrhunderts ungefähr einen Tageslohn von sieben Kreuzern", berichtet der Kenner weiter. Und die schwarze Farbe? "Es gab zunächst drei Briefmarken. Den Ein-Kreuzer in schwarz, den Drei-Kreuzer in blau und ein Sechs-Kreuzer in braun", erklärt er. "Der Einser für den Ortsverkehr, den Dreier für den Nahverkehr und den Sechser für den Fernverkehr. Damals wurde die Post ja noch mit der Pferdekutsche transportiert." Und wohin wurde seine Marke verschickt? Der Sammler zeigt auf den Poststempel und sagt: "Da steht deutlich Augsburg. Und unten steht Dahier. Also wurde der Brief - wohl ein Geschäftsbrief - nur ein paar Straßen durch Augsburg verschickt."
Warum er die Marke mit Brief erstanden hat? "Die Marke ist auf einem Original-Brief viel wertvoller."