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Abitur in Forchheim: Der Prüfungsplatz ist präpariert


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Dienstag, 02. Mai 2017

In Forchheim beginnt für 229 Gymnasiasten die entscheidende Phase ihrer Schullaufbahn.
Auf den Tischen liegen Glückskekse, der Schauplatz ist bereitet: Ab 9 Uhr beginnt am Mittwoch in der Mensa des Herder-Gymnasiums für 85 Schülerinnen und Schüler die Abitur-Prüfung im Fach Mathematik. Foto: Ekkehard Roepert


Die Schüler, die am Mittwoch ab 9 Uhr Mathe-Abitur schreiben, sollten ihr Mobiltelefon zu Hause lassen. Spätestens vor der Prüfung müssen sie es ohnehin abgeben. Denn auch wenn es ausgeschaltet sei, gelte ein Handy als Spickzettel, erklärt Karlheinz Schoofs, der Schulleiter des Forchheimer Ehrenbürg-Gymnasiums (EGF): In der Prüfungsordnung werde das als "Bereitstellung unerlaubter Hilfsmittel" bewertet. "Wir belehren die Abiturientinnen und Abiturienten im Vorfeld. Am besten ist es, wenn das Handy erst gar nicht mitgenommen wird."


Gepäck abgeben

Das Spicken spiele "gerade in der Zeit digitaler Speichermedien eine große Rolle, da hat sich ein zusätzliches Feld aufgetan", weiß Karlheinz Schoofs: "Bei den Möglichkeiten der Recherche, die heute bestehen - da wachsen uns schon mal graue Haare."

Daher werden im EGF und im Forchheimer Herder-Gymnasium vor den Prüfungen auch die Toiletten kontrolliert, um das Deponieren von Hilfsmitteln zu verhindern. "Die Schülerinnen und Schüler müssen vor der Prüfung alles Gepäck abgeben", sagt Liselotte Rall, die Chefin des Herder-Gymnasiums. "Auch Armbanduhren sind verboten, weil es ja internetfähige Modelle gibt." Stattdessen hätten die Prüflinge die Möglichkeit, "einen Wecker vor sich auf den Tisch zu stellen".

Verstärkte Kontrollen seien nun mal Teil der Prüfungszeit, sagen Rall und Schoofs. Die Herder-Chefin betont aber auch, dass sie nun seit elf Jahren die Schule leite und seitdem während der Abi-Prüfungen "noch nie etwas vorgekommen ist". Auch EGF-Chef Schoofs registriert zufrieden: "Unterschleif habe ich bei Abiturprüfungen persönlich noch nicht erlebt."


Ausgeklügeltes Aufsichtssystem

Rund 40 000 Schülerinnen und Schüler in Bayern beginnen zeitgleich die Abiturprüfungen. Wie ein Sprecher aus der Dienststelle des Ministerialbeauftragten in Bayreuth sagt, seien die Konsequenzen für Unterschleif eindeutig geregelt. Die Beaufsichtigung der Abiturienten während der Prüfung dagegen sei den Schulen individuell überlassen.

Im Ehrenbürg-Gymnasium zum Beispiel hat Karlheinz Schoofs einen ganzen Gebäudetrakt für die Prüfungen sperren lassen. Die 144 Schüler können, auf viele Räume verteilt, ihre Aufgaben im ruhigsten Teil der Schule mit Blick ins Grüne lösen. "Ein ausgeklügeltes System von Aufsichten" hat Schoofs erarbeitet. Der logistische Aufwand für die drei schriftlichen Prüfungen (am 9. und am 12. Mai geht es weiter) sei "gewaltig". Pro Klassenzimmer sei eine Doppelaufsicht vorgesehen. Die 85 Herder-Gymnasiasten dagegen schreiben alle gleichzeitig ihre Prüfungen in der Mensa. "Das ermöglicht uns, mit drei Aufsichten auszukommen", sagt Schulleiterin Rall.

Der Leiter einer Schule ist immer auch der Prüfungsvorsitzende. Für Karlheinz Schoofs und Liselotte Rall bedeutet dies unter anderem, "laufend Kontrollgänge" (Rall) zu machen. Während seiner vier Schuljahre in Neustadt bei Coburg habe er die Phase der Abitur-Prüfungen auch als "Zeit der Sorge" erlebt, erzählt Schoofs. Es gehe ja vor allem darum, dass alle Schüler gesund durch die Prüfungen kommen. Und da habe er schon viel erlebt, erinnert sich Karlheinz Schoofs. Etwa, dass sich jemand "im letzten Moment den Arm bricht oder vom Hund gebissen wird." In jedem Fall gelte: "Die Tage der Abiturprüfungen sind spannende Tage für die Gymnasien."