Der Pfarrer und das Dorf Wüstenstein
Autor: Nikolas Pelke
Wüstenstein, Dienstag, 06. November 2012
Johannes Waedt ist ein Pfarrer wie aus dem Bilderbuch. Der 46-Jährige ist vor 14 Jahren mit Frau Krimhilde und den drei Kindern in Wüstenstein angekommen. Seitdem sorgt der evangelische Geistliche nicht nur mit der Bibel für frischen Wind - auch bei der Veranstaltung "FT bei uns".
"In Wüstenstein ist jede Veränderung auch immer willkommen gewesen", erzählt der Pfarrer. Eine Jugendband mit Strom-Gitarren und Schlagzeug? Ja, klar! "Der Pfarrer ist gut drauf", sagt die Frontfrau der Jugendband, Monika Lehneis. "Meine Tochter Julia singt auch in der Band." Insgesamt zehn Jugendliche treffen sich immer donnerstags zum Proben in der Wüstensteiner Schule.
Eine Dorfkirche ohne Namen? Nicht mit Waedt! Zur Einweihung der neuen Orgel vor zwei Jahren taufte die Gemeinde ihr Gotteshaus auf den Namen Martin. Der heilige Bischof mit dem berühmten Mantel ist den Wüstensteinern auch Vorbild für gesellschaftliches Engagement. Besonders für Bedürftige in Siebenbürgen engagieren sich die Christen. Dabei ist die Gemeinde selber knapp bei Kasse.
Trotzdem hat sie der kranken Roxana aus Herrmannstadt zuletzt einen Klinikaufenthalt in Wien finanziert, um die junge Frau mit der schweren Krankheit erstklassig behandeln zu lassen. Dieses Engagement belebt offenbar auch den Zusammenhalt im Ort. Das Leben in Wüstenstein dreht sich um die Pfarrgemeinde. Unprätentiös und modern im wahrsten Sinne des Wortes geht der protestantische Pfarrer vor, damit Gemeinde über Gottesdienst und Gebete hinaus erlebbar wird. Für die zahlreichen Aktivitäten außerhalb der Kirchenmauern brauchte die kleine Gemeinde mit den 184 Seelen einen kleinen Bus. Irgendwie hat auch dies geklappt.
Licht-Kreuz über Wüstenstein
Süffisant ziert folgender Schriftzug den Lack: "Sponsored by God and his Friends!" Auf der Heckklappe kann man lesen: "Gott ist Dir näher als Du meiner Stoßstange." Diese Nähe zu Gott und zum Leben leuchtet mittlerweile auch hoch über Wüstenstein. "Beim Stammtisch sind wir auf die Idee gekommen", erzählt Pfarrer Wa edt. Ein schlichtes Kreuz auf einem Felsvorsprung leuchtet jetzt dank 89 LED-Leuchten weithin sichtbar über dem Dorf mit trockenem Namen. "Je kleiner die Gemeinde desto lebhafter die Gemeinschaft", sagt
Waedt.
Die schönste Chorleiterin im Land
Lebendig ist auch der Chor. "Wir haben die attraktivste Chorleiterin in ganz Oberfranken", ist sich der Pfarrer sicher. Birgit Schwarz schickt lächelnd das Kompliment direkt retour: "Wir haben ja auch den schönsten Pfarrer", sagt die Chorleiterin und hebt die Hand zum Taktstock. Dann schmettern die Sängerinnen und Sänger schon mit kräftiger Stimme los: "Wunder gibt es immer wieder."
Sogar die "Hinterbänkler" im Gasthaus Schoberth singt lautstark mit. "Das ist ganz normal in Wüstenstein", sagt der Pfarrer. "Sie müssten mal zum Seniorennachmittag vorbei kommen. Da ist was los."
Wer Lust hat das Gemeindeleben in Wüstenschein zu erleben findet im Netz auf wuesteinstein-evangelisch.de alle Infos. "Die Ökumene läuft in Wüstenstein traumhaft schön und unproblematisch", sagt Pfarrer Johannes Waedt.