Der Ofen nährt die Lützelsdorfer Gemeinschaft
Autor: Carmen Schwind
Lützelsdorf, Sonntag, 03. Sept. 2017
235 Stunden Eigenleistung haben die Bürger von Lützelsdorf in ihren Backofen investiert. Etliche bürokratische Hürden mussten genommen werden.
"Es war ein Weg mit Hindernissen, der mit dem eisernen Willen der Lützelsdorfer Dorfgemeinschaft gemeistert wurde", sagte Gemeinderat und Dritter Bürgermeister Gerhard Kraft (FW) am Samstag bei einer Feier anlässlich der Fertigstellung des Lützelsdorfer Backofens vor. Kraft hatte geladen und viele seiner Ratskollegen waren dieser Einladung gefolgt.
Bürgermeisterin Rose Stark (SPD/Ökol.) war ebenso gekommen wie Zweiter Bürgermeister Walther Metzner (WPA) und Michael Albus vom Amt für Ländliche Entwicklung.
235 Stunden Arbeit
Nach getaner Arbeit feiern die Lützelsdorfer gern. Deshalb waren die Bürger des Ortes vor ihrem sanierten Backofen zusammengekommen, ehrten die fleißigen Helfer und ließen sich Salate, selbst gebackenes Brot und Spanferkel aus dem Backofen schmecken."Für die Pflasterarbeiten und beim Backofenbau wurden 235 Stunden Eigenleistung erbracht", berichtete Gerhard Kraft. Harald Streibel bekam ein Geschenk, weil er 59 Stunden Arbeit in die Sanierung des Backofens investiert hatte. Streibel ist gelernter Heizungsbauer, das Backofenprojekt war allerdings sein erstes: "Das hat mir Spaß gemacht. Der Backofen gehört zu unserem Dorfbild dazu, deshalb war es uns wichtig, dass er saniert wird." Jürgen Dietsch hatte 48 Stunden und Hannes Dietsch 31 Stunden an Leistung erbracht. "Weitere elf Personen haben rund 100 Stunden geholfen", meinte Gerhard Kraft. Rose Stark lobte, den Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft und bezeichnete sie als Vorbildfunktion.
"In Lützelsdorf, da klappt alles", meinte die Bürgermeisterin, musste aber zugeben, dass es während des Projektes doch die eine oder andere Widrigkeit von außen gegeben hatte. "Man hat gemerkt, dass die Bürokratie in Deutschland gut funktioniert", scherzte Rose Stark.
Denn ganz so einfach war die Sanierung - trotz der Unterstützung im Gemeinderat - nicht abgelaufen. Es gab beispielsweise Einwände wegen möglicher Immissionen. Und: Bestellte Schamottsteine mussten wieder abbestellt werden, weil ein zweites Angebot fehlte, das am Nachmittag des gleichen Tages eintraf. Doch alles war am Samstag wieder gut. Marion Richter und ihre Familie hatten 15 Laib Brot für das Fest im Backofen gebacken und Bernhardt Knauer hatte am Samstagnachmittag "Feuerwache" gehalten: er war für das Spanferkel verantwortlich gewesen. "Jetzt weiß ich was Faschinen sind", sagte Gerhard Kraft lachend und Walther Metzner erklärte den anderen, dass es sich dabei um Reisigbüschel handelt, die man zum Anschüren benutzt. Außerdem hatte Kraft den fränkischen Fachbegriff für das Gewölbe im Backofen gelernt: "Kötzn". Nach der Feier im liebevoll illuminierten Festzelt freuten sich die Lützelsdorfer schon wieder auf die nächste Feier, die Kerwa in zwei Wochen.