Schluss nach 55 Jahren: Der Nikolaus aus der Fränkischen Schweiz sucht einen Nachfolger
Autor: Petra Malbrich
Weißenohe, Montag, 23. Dezember 2019
55 Jahre lang war der Weißenoher Ehrenbürger Hans Schütz der Nikolaus in der Fränkischen Schweiz. Nun sucht er jemanden, der ihn als Weihnachtsmann beerbt.
Ein angstmachender Nikolaus, dessen Gehilfe Krampus die unartigen Kinder in den Sack steckt und mitnimmt, wollte Hans Schütz nie sein. "Das kenn ich noch aus meiner Kindheit", erinnert er sich kopfschüttelnd. Eigentlich hatte er nie daran gedacht, überhaupt mal Nikolaus zu sein. Jetzt war er es 55 Jahre lang und will den großen Gabensack an einen Nachfolger weiterreichen.
An wen, ist noch nicht bekannt. Aber: "Ich kümmere mich um einen würdigen Nachfolger", verspricht der Weißenoher Ehrenbürger. Er war ein ganz ungewöhnlicher Nikolaus, der immer ein gutes, aufmunterndes Wort parat hatte. Auch ältere Menschen, von denen er wusste, dass sie in Armut leben, hat er nie vergessen. Auch sie erhielten - wie selbstverständlich - eine der kleinen Geschenktüten mit Obst und Süßigkeiten, ohne sie zu brüskieren.
Anfänge im Sportverein
"Die Freude war ihrem Gesicht anzusehen. Da sind die Erwachsenen wieder Kinder geworden", freut sich Schütz. So ungewöhnlich, wie er den Nikolaus mimte, so ungewöhnlich begann seine Karriere als Helfer in der Not. Kinder und Jugendliche lagen ihm immer am Herzen. Schon deshalb engagierte er sich im Sportverein als Jugendleiter und besuchte Fortbildungen in der Sportschule Grünwald.
24 Jahre war Hans Schütz damals jung - und nach der Sportschule begann er lustige, aber doch motivierende Verse über seine Schützlinge zu dichten. An der Weihnachtsfeier 1965 trug er diese im Sportheim vor, zum ersten Mal als Nikolaus verkleidet. "Das war damals eine Sensation. Die lustigen Sprüche waren eine Bereicherung der Weihnachtsfeier", erinnert sich Schütz, der sofort für das nächste Jahr gebucht wurde.
Zudem wurden seine Einsätze immer vielfältiger. Auch die Weißenoher Vereine beschlossen, einen Adventsmarkt zu feiern. Der Platz vor Kirche und Klosterbrauerei wird an jedem zweiten Sonntag im Advent zu einer Budenstadt, in der das Warten auf Weihnachten gesellig versüßt wird. Die Initiative dazu kam von Gemeinderat Reinhard Schuhmann - und zur Premiere durfte der Nikolaus nicht fehlen.
Er kennt alle Legenden
"Die Gemeinde hat sogar ein Kostüm aus Amerika schicken lassen", erinnert Hans Schütz, der auch heuer noch einmal in das fast schon typische Gewand schlüpft: Roter Mantel mit Pelzbesatz, ein langer, weißer Rauschebart und Zipfelmütze. Fast kniehohe, schwarze Lederstiefel gehören auch dazu. Das heißt aber nicht, dass Hans Schütz und die Weißenoher den von einem amerikanischen Getränkehersteller designten Nikolaus bevorzugen.