Druckartikel: Der neue Forchheimer Landrat genießt das Bad in der Menge

Der neue Forchheimer Landrat genießt das Bad in der Menge


Autor: Franz Galster

Kunreuth, Montag, 17. März 2014

Die Menschen in Kunreuth freuen sich über den klaren Sieg ihres Bürgermeisters Herrmann Ulm. Unter die Begeisterung über den neuen Landrat mischen sich allerdings auch etwas Wehmut und Abschiedsgefühle.
Der neue Landrat Herrmann Ulm nimmt am späten Sonntag die Glükwünsche der Kunreuther entgegen.  Foto: Galster


Das Dorf Kunreuth stand Kopf. Schnell hatte es sich unter den Einwohnern herumgesprochen, dass ihr Bürgermeister Hermann Ulm (parteilos) mit über 68 Prozent die Landratswahl in Forchheim gewonnen hat. Damit folgt Ulm Reinhardt Glauber (FW) als Landrat nach.

Gegen 22 Uhr klingelte im "Gasthaus zum Schloss" dann das Telefon. Ulm habe das Landratsamt verlassen und befinde sich nun auf dem Weg nach Kunreuth. Viele Kunreutherm nahmen daraufhin bereitgelegte Fackeln in ihre Hände und zogen an den Ortseingang von Dobenreuth kommend.

Dort wurden es immer mehr Menschen aus allen Gemeindeteilen. Sie trugen Fackeln, Willkommensplakate. Der Posaunenchor, der über Jahre hinweg von Ulm sorgfältig gepflegt worden ist, schloss sich an. Die Feuerwehr von Kunreuth sicherte derweil die Straße ab.

Alle freuten sich über den Sieg ihres Hermann. "Wir hätten ihn aber auch gern als Bürgermeister behalten", war einigen allerdings auch etwas wehmütig zumute.

Feuerwerk und Böllerei

Dann kam in der Dunkelheit endlich das lang erwartete Auto an. Ulm setzte von hier den Weg zum Fuß fort. Zuvor aber empfing er noch viele Glückwünsche und Umarmungen. Dann ging es im langen Zug ortseinwärts.

Mesner Bernd Distler ließ die Kirchenglocken der Lukaskirche zum Empfang des künftigen Landrats erklingen. "Das gehört sich einfach. Es war meine Idee, aber es war abgestimmt mit Pfarrer und Kirchenvorstand", sagte Distler. Der Zug bewegte sich unter einem Feuerwerk und unter Böllerschüssen am Rathaus vorbei in Richtung des "Gasthaus zum Schloss". Auch hier wollte die Schar der Gratulanten kein Ende nehmen.

Nach einem Willkommensdrink von Heidi Derbfuß, die die Besitzerin des Gasthofs ist, ließen sich die Gäste mit Ulm in den Gasträumen nieder. Etwas nachdenklich saß Werner
Jaensch da.

Er ist der zurzeit der am längsten gediente Gemeinderat in Kunreuth. "Ich bin SPD-Mann und stolz, dass es Hermann geschafft hat. Es gibt keinen Besseren. Ich hoffe, er bleibt so ehrlich und aufrichtig und lässt sich nicht verbiegen", sagt er.

Bewegt saß einige Tische weiter Anni Behringer. Sie ist 81 Jahre alt und aus Weingarts angereist. "Ich hätte kein Auge zugemacht ohne Gratulation. Da muss man einfach hin", sagte sie. "Ein Mann ein Wort, so kenne ich ihn", charakterisierte Anni Behringer Ulm. Margit Ulm, die Mutter des künftigen Landrats, spielt normalerweise auch im Posaunenchor.

Jetzt blätterte sie in ihrem Notenbuch, deutete auf viele Lieder, die ihr Sohn über die Jahre passend für die Bläser umgeschrieben hatte: "Dornenvögel", "My way", oder "Macht der Liebe" - es sind viele Musikstücke, und sie lassen das große Engagement von Hermann Ulm für die Musik erahnen.

Gemischte Gefühle

Auch zum Taktstock hat Ulm an diesem Abend gegriffen und für den Posaunenchor den "Frankenliedmarsch" dirigiert.

Die neue Aufgabe wird ihm vermutlich nicht mehr die Zeit lassen, die vertrauten heimatlichen Klänge in der bisherigen Form zu genießen. Bei aller Freude und Begeisterung über den zu Ende gehenden Tag legte sich deshalb auch ein Hauch von Abschied und Schwermut über die Szene.