Historischer Kriminalfall: Erlanger Bestatter-Mord beschäftigt Ermittler bis heute
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Mittwoch, 30. Oktober 2019
Der Fall lässt ihn bis heute nicht los: Rolf Richter ermittelte im Erlanger Bestatter-Mord. Zehn Jahre nach dem Prozess erzählt der ehemalige Kommissar von einem fast perfekten Verbrechen.
Erlanger Bestatter-Mord: Einstiger Ermittler erinnert sich an spektakulären Kriminalfall. Die Geschehnisse von 2008 beschäftigen ihn bisweilen noch heute.
Historischer Kriminalfall: Ex-Kommissar erzählt von Bestatter-Mord
In 43 Jahren Polizeiarbeit hat Rolf Richter in zahlreichen Mordfällen erfolgreich ermittelt. Doch hinter dem sogenannten Bestatter-Mord, den der Beamte des Erlanger Kommissariats 1 im Jahr 2008 aufklären half, steckte die wohl ungewöhnlichste Kriminalgeschichte seiner Laufbahn. Heute lebt Rolf Richter im westlichen Landkreis Forchheim und genießt seinen Ruhestand. Der Fall beschäftigt ihn aber immer wieder. Denn Fernseh-Leute und Reporter, die den Stoff aufarbeiten, wenden sich an den ehemaligen Ermittler.
Der Fränkische Tag berichtete bereits von den Schauspielern aus der Region, die das Thema aufgriffen. Die Filmemacher holten sich Rat bei Rolf Richter. Und auch der FT wollte zehn Jahre nach der Verurteilung der Mörder wissen, wie ihm die Aufklärung gelang.
Beängstigende Gabe
Die Tat ereignete sich in der Erlanger Bestatter-Szene. Und würden das Opfer und die beiden Täter in einem Kinofilm auftauchen, der Zuschauer wäre geneigt, die Geschichte als konstruiert und unglaubwürdig abzutun. Denn der Haupttäter, Klaus Wolf, (alle Namen der am Mordfall beteiligten Personen wurden von der Redaktion geändert) war ein Betrüger mit einer fast übermenschlichen Gabe, Menschen zu beeinflussen.
Zwei lange Haftstrafen musste Klaus Wolf absitzen, weil er unter anderem von einer Frau 300 000 DM erschwindelt hatte. Nach seinem zweiten Gefängnisaufenthalt heiratete der gebürtige Erlanger (Jahrgang 1956), nahm den Namen seiner Frau an und stieg Ende der 90er Jahre in das Bestattungsgeschäft ein. Weil er aber kein Talent als Geschäftsmann besaß, besann sich Klaus Wolf bald wieder auf sein unfassbares Geschick als Betrüger. "Er konnte Leute totquatschen", erinnert sich Rolf Richter.
Klaus Wolf schaffte es im Lauf der Jahre, zwei Bestatter-Kollegen mit falschen Versprechen so gefügig zu machen, dass sie sich ihm wie Sklaven unterwarfen. Etwa gelang es Wolf, den Bestatter Werner Weiß zu überreden, ihm sein Unternehmen für eine geringe Summe zu überlassen. Im Gegenzug stellte Klaus Wolf viele Millionen Dollar aus Geldwäschegeschäften in Aussicht. Bedingung war, dass Werner Weiß für einige Jahre untertauchen müsste. Weiß erzählte Freunden, dass er in die USA auswandere. Er blieb dann zwar mit seinen beiden Kindern in Kontakt, lebte aber fortan auf Reisen durch ganz Europa, notdürftig unterstützt von dem Mann, der ihn später ermorden lassen würde.
Erlanger Bestatter-Mörder - "ein introvertierter Typ"
Auch der Bestatter Heinrich Schreber ließ sich von Klaus Wolf ködern. Der hoch verschuldete Schreber glaubte Ende der 90er Jahre in Wolf seinen Retter gefunden zu haben, weil der angeblich gute Kontakte zu amerikanischen Banken hatte. "Ein introvertierter Typ" sei Schreber gewesen, dem man einen Mord nicht zugetraut hätte, sagt Rolf Richter.