Der Kren und seine Feinde auf Frankens Feldern
Autor: Pauline Lindner
Baiersdorf, Montag, 25. Mai 2015
Wissenschaftler haben sich intensiv mit dem Meerrettich-Anbau in Franken beschäftigt. Vor allem Viren bereiten den Landwirten immer wieder sorgen.
Birgit Zange breitet einige Blätter von Meerrettichpflanzen auf einem Tisch in der Baiersdorfer Jahnhalle aus. Sofort wird sie von den anderen Beteiligten bei der Abschlusspräsentation des zweiten Forschungsabschnitts zum Meerrettich-Anbau in Franken umringt. "Die Blätter mit Weißem Rost habe ich auf dem Feld nicht ausgepackt. Bei uns im regenreichen Oberbayern ist der Schädling schon aufgetreten", erklärt die Professorin für Pflanzenschutz an Hochschule Weihenstephan-Triesdorf.
Man hat sich dieses Mal nicht versammelt, um über die gesundheitsfördernde Wirkung der Würzpflanze beim Menschen auszutauschen. Jetzt geht es stattdessen um die Gesundheit der Krenpflanze selbst. Denn auch sie hat eine ganze Reihe von Feinden: Käfer, die Löcher ins Laub fressen, oder Blattläuse, die Viren übertragen; oder auch Pilze, die die Stangen braun und hohl werden lassen.
Optimale Bedingungen
Die bislang sechsjährige Forschungsarbeit hat Thomas Pfeiffer, ein Kren-Anbauer aus Mailach, eine Sorge genommen. Der Befall mit dem Wasserrüben-Mosaik-Virus (Turnip Mosaic Virus) macht den Meerrettich-Anbau nicht unmöglich. Auch wenn es wie bei anderen Viren kein Medikament dagegen gibt, kann der Bauer die Ertragsbeeinträchtigung gering halten, wenn er für optimale Wachstumsbedingungen sorgt. "Der Virus bremst das Wachstum, aber er bricht nur aus, wenn die Pflanze Stress hat", sagt der Landwirt.
Gute Bedingungen kann er nun durch einen regelmäßigen Felderwechsel erreichen und auch durch den Verzicht auf Kreuzblütler beim Fruchtwechsel. Er sollte auf Raps und Senf als Zwischenfrucht verzichten.
Virenfreie Fechser
Eine weitere Alternative ist der Einsatz von virenfreien Fechsern. Auf Grundlage einer In-Vitro-Kultur wurden am Lehrstuhl für Pharmazeutische Biologie der Universität Erlangen Klone von virenfreien Pflanzen gewonnen, aus denen nun langsam neue Pflanzen und damit Fechser für die nur mögliche vegetative Vermehrung gewonnen werden können.
Diese Weiterzucht und auch Vergleichsversuche liegen in den Händen von Zange und ihren Mitarbeitern. "Bei zwei Meerrettich-Herkünften, bei Nyehemes und Pellerdi, gibt es bereits virenfreie Fechser", erläuterte sie. Vorrangig ging es ihnen bei diesem Forschungsprojekt um einen Ist-Bestand des Schädlingsbefalls. Daraus ist eine Broschüre für die Anbauer entstanden. Sie zeigt die typischen Befallssymptome in Wort und Bild, erklärt den biologischen Hintergrund und gibt Ratschläge zur Bekämpfung.
Für die Praxis war in der Testphase Carola Nitsch vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Fürth zuständig. In Zusammenarbeit mit der Familie Gerhard Schmidt in Biengarten ließ sie Pflanzen aus elf verschiedenen Herkünften anbauen; zuerst in den Gewächshäusern der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Bamberg und dann eben auf den Schmidt'schen Äckern. Hier ging es um eine Auslese nach Stangengewicht und Schärfehalten. Zur Schärfe haben auch die Erlanger Biologen intensiv geforscht.
Ein Enzym ist demnach dafür verantwortlich, dass bei der Zerstörung der Krenzellen aus der Vorstufe Sinigrin der signifikante scharfe Geschmack entsteht. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Pflanze aus Sibirien, Ungarn oder dem Elsass stammt. Entscheidende Faktoren sind Witterungseinflüsse und Lagerung der Stangen.