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Der große Tag: Spiel der deutschen Elf


Autor: Sarah Seewald

Forchheim, Dienstag, 17. Juni 2014

Am Montagmittag, um 13 Uhr, traf die deutsche Nationalmannschaft auf das Team von Ronaldo, Nani und Co. Heute wissen wir, wie überragend die erste Partie ausgegangen ist. Und wie war die Stimmung direkt vor Ort in Salvador? Frank Ortloff war dabei.
Warten auf den Einlass. Zwei Stunden vor dem Spiel tümmeln sich die Fans bereits vor der atemraubenden Kulisse am Stadion. Fotos: Frank Ortloff


16.06.2014, Salvador da Bahia:
Heute war also der Tag des großen Spiels gekommen. Morgens bin ich schnell in meine Lederhose geschlupft, um die Blicke aller auf mich zu ziehen. Was anfangs durchaus etwas unangenehm war. Da ich aus dem Verkehrschaos vor dem Spanien-Holland-Spiel gelernt habe, und vor dem ersten Deutschlandspiel keinesfalls unter Zeitdruck geraten wollte, traf ich mit englischen Fans, die ich in den Tagen zuvor kennen gelernt habe, Ashley, Edward und Phil schon um 10 Uhr.
Der Plan ging auf: Schon um halb elf kamen wir an den gesperrten Straßen des Stadions an. Zwei Stunden zu früh. Aber welcher Fußball-Fan würde es bereuen, sich zwei Stunden länger einheizen zu lassen. Nicht nur, dass die Atmosphäre unglaublich war, sondern auch der Ausblick auf das Stadion über dem davor liegenden See war grandios.
Das Spiel aus Sonne, Wasser, Fußball-Fans: Leider hat meine Kamera der Sonneneinstrahlung nicht trotzen können. Aber dieser Anblick war einfach nur zum Genießen. Überrascht hat mich, dass mehr portugiesische Fans, als Deutschland Fans zu sehen waren. Ein Brasilianer hat mir verraten, dass die Einheimischen Deutschland zwar mögen, aber nach Brasilien immer Portugal kommt.
Ich fand das sowieso total schwierig, überhaupt zu erkennen, ob es nun tatsächlich deutsche Fans waren, oder nur Brasilianer, die in ein schwarz-weißes Trikot geschlüpft sind. In bayerischer Tracht sollte ich wohl klar erkennbar sein. Meine Lederhose bewies sich spätestens kurz vor dem Stadion als lohnenswert. Nicht, dass ich sowieso schon an die hundert Fotos mit sämtlichen Fans schießen musste, es kam auch noch die lokale Presse auf mich zu und wollte wissen, was es mit der Lederhose auf sich hatte. Das nächste Highlight: Dem brasilianischen Fernsehen durfte ich dann auch noch ein Interview über die traditionelle Kleidung geben.

Mittendrin statt nur dabei

Als ich auf meinem Sitzplatz im Stadion ankam, traf mich der Schlag. Ich saß nicht unter den deutschen Fans. Nein. Ganz im Gegenteil: Mitten im Block der portugiesischen Hardcore Fans. Immerhin, mein Schicksal teilte ich mit Tino. Einem deutschen Studenten aus München, der zur Zeit ein Auslandssemester in Rio macht.
Die ganze Aktion wird wohl in einem Brief an die Fifa enden. Ich meine, ich habe ja extra ein Teamserien-Ticket für Deutschland - und auf gar keinen Fall für Portugal - bestellt. Aber wir haben das Spiel auch an diesem Platz gut überstanden, die Stimmung war sehr freundlich und gegen unsere Deutschland-Gesänge gab es auch keine Einwände. Aber bei diesem Ergebnis kann ich nur davon ausgehen, dass die Stimmung im Deutschland zehnmal besser war.
Nach dem Sieg tauschten wir unsere Plätze in der Arena gegen einen Platz in der historischen Altstadt, schließlich gab es noch zwei Spiele aus unserer Gruppenphase zu verfolgen. Die Altstadt von Salvador, geschmückt mit all den Fähnchen, ist am Abend wirklich sehr schön und dieses Mal habe ich auch das ein oder andere Foto knipsen können.
Interessant war auch mein Abendessen. Es war irgendwas Undefinierbares - hat aber ganz passabel geschmeckt. Die Gemütslage der Deutschen war natürlich ausgelassen und immer wieder entbrannten neue Fan-Gesänge. Für mich wurde es irgendwann Zeit, von meinen nordenglischen Kumpanen Abschied zu nehmen. Phil werde ich das eine oder andere Mal auf meiner Reise noch einmal begegnen. Für mich heißt es nach diesem grandiosen Abschluss in Salvador mit diesem überragenden Spiel der deutschen Elf erst einmal: "Goodbye Salvador and Welcome Fortaleza".