Der Forchheimer Kreistag steht unter Strom
Autor: Andreas Oswald
Forchheim, Dienstag, 05. November 2013
Die geplanten Windräder und Stromtrassen sorgen für Hochspannung bei den Kreisräten.
Sie ist jetzt auch im Landkreis voll angekommen: Die Energiewende. Und sie setzt die Kreisräte unter Strom: So wurde in einer turbulenten Abstimmung die Forderung beschlossen, die Fortschreibung des Regionalplanes für die Windenergie in Oberfranken-West auszusetzen, bis geklärt ist, welche Abstandsregelungen für Windkraftanlagen künftig gelten. Von Brisanz geprägt war die Tagesordnung allerdings auch durch die jetzt näher bekannt gewordenen Pläne zum Verlauf einer Gleichstrom trasse, die die im Norden der Republik gewonnene Windenergie nach Süden transportieren soll. Der Masten-Korridor zwischen Halle und Augsburg könnte auch durch den Landkreis Forchheim verlaufen!
Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit ist das Verfahren zur Verlegung der Stromtrasse bisher verlaufen. Das Vorhaben wird von den beteiligten Betreibern, darunter das Unternehmen "Amprion", auch als "Gleicghstrompassage Süd-Ost" bezeichnet.
Während Landrat Reinhardt Glauber (FW) als Hauptvorsitzender des Fränkische Schweiz Vereins in der jüngsten Herbstversammlung nur mitteilen konnte, dass das Landratsamt erst kürzlich informiert worden sei, konnte er den Kreisräten jetzt nähere Details vorlegen. Worum es geht, dies erläuterten Walter Neuner und Reinhold Göller vom Bau- bzw. Umweltreferat.
Bei dem länderübergreifenden Projekt zwischen Halle und Augsburg gebe es derzeit drei mögliche Korridore, berichtete Walter Neuner: eine Trasse, die durch die Oberpfalz im Raum Weiden/Grafenwöhr verlaufen könnte, eine entlang der A9 - und schließlich die dritte Alternative: eine Passage, die entlang des Regnitztales der bisherigen Hochspannungsleitung folgt und damit auch den Landkreis Forchheim im Bereich der westlichen Teile der Fränkischen Schweiz quert.
Die so genannte "Trasse Nr. 5" sei erforderlich, um die im Süden von Thüringen erzeugte Windenergie von Nord nach Süd zu befördern. Damit werde ein erheblicher Beitrag zur Versorgungssicherheit in Bayern geleistet, heißt es in den offiziellen Informationsunterlagen von Amprion.
Was die Masten betrifft, so stellte Neuner klar, ähnelten die den bisherigen Leitungen - und die haben eine Höhe von 65 Metern. Damit werden zumindest die vom FSV geäußerten Befürchtungen einer Mastenhöhe von 250 Metern ins Reich der Fantasie verwiesen.
Den Erläuterungen Neuners zufolge werden bei der Planung zunächst Grobkorridore von 15 Kilometern Breite abgesteckt, die dann im Verlaufe von Detailuntersuchungen auf einen Kilometer verengt werden, bis letztlich die genaue Trassenführung punktgenau festgezurrt werden kann. Aktuell befindet sich das Verfahren auf dem Stand der Grobkorridor-Suche.
Die Frage von Landrat Reinhardt Glauber, ob der Grobkorridor bereits feststehe, bejahte Reinhold Göller. Er verwies zwar darauf, dass das ganze Verfahren einerseits auf eine breite Einbindung der Öffentlichkeit ausgelegt sei, andererseits aber auch auf eine strikte Verbindlichkeit. Das heißt: Planung ohne Rückwärtsgang. Dies löste beim Landrat Sorgen aus, man werde zu spät in das Verfahren einbezogen. Außerdem äußerte er Befürchtungen, dass bereits vorbelastete Flächen - also solche mit bestehende Stromleitungen - in das Verfahren kämen. Damit griff er die vorangegangenen Erläuterungen auf, wonach die neue Trasse dem Verlauf der bestehenden Leitungen folge. Das scheint wohl so zu sein. Zumindest erklärte Göller, dass er sich nicht vorstellen könne, dass man die neuen Leitungen direkt an die bisherigen Masten anknüpfen könne.
Was als Nächstes folgt
Die nächsten Schritte des Verfahrens sind laut Amprion: die Grobkorridoranalyse und Trassenkorridorsuche. Danach die Vorbereitung des Antrags auf Bundesfachplanung. Die Fortsetzung der Einbindung und Information der Länder, Landkreise, Gemeinden, Planungsbehörden und Verbände. Schließlich die öffentlichen Informations- und Dialogveranstaltungen Ende November/Anfang Dezember. Als voraussichtlicher Beginn des Verfahrens wird Anfang 2014 genannt.
Überregionaler Widerstand
Imnzwischen formiert sich bereits überregionaler Widerstand gegen die Stromtrassenplanung. "Energiewende geht auch ohne Monstertrassen für Kohlestrom" protestiert die Partei "Die Franken" in einer aktuellen Presseerklärung. Speziell über die Trasse, die quer durch Franken gehen solle, werde nicht Windenergie sondern hauptsächlich Kohlestrom geführt.
Wirbel um Windräder
Wie eingangs erwähnt hatte der Beschluß zur Aussetzung des Verfahrens zur Fortschreibung der Windenergieplanung für Wirbel im Kreisrat gesorgt. Während Landrat Glauber (FW) die Aussetzung damit begründete, dass noch nicht klar sei welche Abstandsflächen künftig für Windräder gültig seien, sah es Lisa Badum von den Grünen als verfehlt an, auf Grund der Unwägbarkeiten die ganze Planung auf Eis zu legen. Peter Eismann , Michael Hofmann, Eduard Nöth und Edwin Dippacher von der CSU hingegen verwiesen unter Beifall aus den Zuhörerreihen auf den Bürgerwillen gegen Windräder. Die CSU-Kreisräte signalisierten ihre Zustimmung zu dem Beschlußvorschlag des Kreistagesnur unter der Voraussetzung, dass ein vorangegangener Beschluß über die Zulassung von Vorrangflächen aufgehoben wird. Doch dazu kam es nicht. Die Mehrheit des Kreistages forderte das Planungsverfahren "Windenergie"einstweilig auszusetzen - übrigens mit den Stimmen der Grünen. "Ich habe zugestimmt, weil wir dadurch Zeit gewinnen", erklärte Karl Waldmann seine Entscheidung. Lisa Badum hatte es derweil vorgezogen, auf die Toilette zu verschwinden.