Der Bauer gibt nicht nur auf Kühe acht
Autor: Petra Malbrich
Niedermirsberg, Dienstag, 13. Juni 2017
Viele Landwirte achten auf Rehkitze und schützen diese. Einer davon ist Hans Herbst aus Niedermirsberg.
Traktoren mit ihren Mähwerkzeugen haben gerade Hochkonjunktur. Es gibt kaum eine Wiese, die nicht schon gemäht ist oder demnächst gemäht wird. Zugleich ist es die gefährlichste Zeit für die Rehkitze.
Aber nicht immer donnern gehetzte Zeitunternehmen wie blind durch die Wiesen. "Es wird viel getan, um Verluste zu vermeiden", sagt Hermann Greif, Kreisobmann des Bauernverbands Forchheim.
Das "viel getan" hat viele Gesichter. Da sind zunächst Landwirte, die - auf gut fränkisch gesagt - "vom alten Schlag" sind. Vollerwerbslandwirte wie Hans Herbst aus Niedermirsberg. "Das Tier hat es in der Schöpfung vor dem Menschen gegeben. Der Mensch muss Rücksicht nehmen", sagt Herbst, der Respekt vor der Schöpfung hat. Für ihn sind Tiere nicht in erster Linie der Verdienst, sondern Lebewesen. Warum sollten sie keine Chance haben. "Der Mensch macht ohnehin viel kaputt", sagt Herbst. Seine Einstellung kommt wohl von der anderen Zeit des Erwachsenwerdens. In den 50er Jahren, nach dem Krieg, war man sparsam und achtete auf die Umwelt. Seine Einstellung, auch den Tieren gegenüber, hat er beibehalten.
Mähen von innen nach außen
Bevor er seine Wiesen mäht, informiert er den Jäger, der mit seinem Hund die Fläche absucht. Dass diese Methode nicht sicher ist, weiß auch Herbst. Er will deshalb auf Nummer sicher gehen und mäht seine Wiesen langsam von innen nach außen, um den Tieren eine Fluchtmöglichkeit zu geben. Erst kürzlich mähte er und sah dann zwei Rehgeißen aus der Wiese springen. Hans Herbst brachte seinen Traktor zum Stehen, denn er wusste, wo eine Geiß, ist auch ein Kitz oder zwei, wenn sie Zwillinge geboren hat. In einem Umkreis von 20 Metern suchte er die Wiese dann wieder ab. "Die Mutter ist immer weiter weg, um Bussarde oder andere Gefahren von dem Kitz abzulenken", erklärt der Landwirt. Tatsächlich wurde Hans Herbst fündig und trug zwei Kitze, in Gras gewickelt, aus der hohen Wiese und legte sie am Rand ab. Dort wurden sie von der Mutter abgeholt. Sie waren erst wenige Tage alt und ein wenig größer als ein Igel, erzählt Herbst. Hermann Greif findet das Einwickeln in Gras äußerst wichtig. "Es darf keinen menschlichen Geruch annehmen", erklärt Greif. Die Rehgeiß würde ihr Kind nicht mehr annehmen.
Doch Greif kennt noch andere Landwirte, die ebenso vorbildlich handeln. Abgesehen davon, dass es immer weniger Landwirte gibt - auch Hans Herbst hört zum Jahresende auf -, handeln die wenigen Landwirte doch immer achtsamer. Sie informieren die Jäger, die mit ihren Hunden die Wiese durchsuchen.
"Ein Jäger informierte, dass in einer Wiese ein Kitz liegt und bat, es dort liegenzulassen", erzählt Greif. Also wurden einige Quadratmeter Wiese stehen gelassen. Oder der Jäger zeigte mit einem Holzpfahl, den er in die Wiese schlug, an, wo ein Kitz liegt. Der Landwirt wusste Bescheid und ließ das Teilstück stehen. Andere stellen die Vogelscheuchen auf.
Am modernsten ist es, die Wiese in den frühen Morgenstunden vor der Mahd mit einer Drohne absuchen zu lassen. Hermann Greif jedenfalls ist für eine enge Zusammenarbeit mit den Jägern. Die Telefonnummer des zuständigen Jägers sollte ein Landwirt ohnehin immer dabei haben. Denn trotz Vorsorgemaßnahmen kann ein hundertprozentiger Schutz nie gegeben werden.