Der Applaus als Bestätigung
Autor: Carmen Schwind
Heiligenstadt, Dienstag, 17. Januar 2017
Die "heiligen" Stadtschnecken sorgen in Heiligenstadt für gute Laune.
Das Highlight in jedem Jahr ist für die "heiligen" Stadtschnecken die Prunksitzung im Januar, auf die der Faschingsverein ab Ostern zuarbeitet. "Der Applaus ist dann unsere Erfolgsbestätigung, denn wir werden vom Niveau her immer besser", meint Präsidentin Eva-Katharina Schmidt, und ihre Vizepräsidentin Manuela Müller bestätigt: "Ja, es sagen uns immer ganz viele Leute danach, dass die Sitzung richtig geil war." Nur gebe es ein kleines Problem. "Nach jeder Prunksitzung kommt eine kurze Phase der Verzweiflung, denn wir zweifeln, ob wir das Geleistete im nächsten Jahr toppen können", erzählt Eva-Katharina Schmidt.
Toi, toi, toi - bisher habe es aber immer geklappt. Deshalb beginne man auch kurz nach der Faschingszeit gleich wieder mit der Sammlung neuer Ideen. "Ein Glück, dass das keine Belastung für uns ist, sondern Abwechslung und Ausgleich zum Alltagsleben", philosophiert Andrea Hertling. Das Schöne in diesem Verein sei, dass sich alle einbringen und jeder meist das machen kann, was er gut kann.
Gut, die eine oder andere Ausnahme gab es da wohl schon. "Ich habe am Anfang getanzt, aber diese Karriere war kurz, denn nach dem zweiten Jahr wurde ich quasi aus dem Fußballballett geschmissen", erzählt die Präsidentin lachend.
Nachwuchsarbeit ist wichtig
Jetzt ist sie einer der Stars als die "Linden von Heiligenstadt", eine Persiflage auf "Waltraud und Mariechen" von den Fürther Kabarettisten Martin Rassau und Volker Heißmann. "Natürlich nur besser", wirft Eva-Katharina Schmidt schmunzelnd ein. Ihre Partnerin dabei ist Silke Arndt.Tanzen dürfen andere. Und da gibt es im Verein keine Probleme, denn die Nachwuchsarbeit wird ganz groß geschrieben. Da gibt es die kleinen "Schneckenzwerge" und die große Markgrafengarde. Zwei weitere Tanzsportabteilungen wurden nach echten Schnecken benannt: die "Schnirkelschnecken" und die "Sternschnecken".
Einige Büttenredner wie Hans Göller schreiben ihre Texte selbst. "Manche Texte entstehen ganz kurzfristig", erzählt Eva-Katharina Schmidt. Schwierig sei es, eine gute Idee zu finden und diese zu verwirklichen. Habe man erst einmal den Anfang, dann gehe es schnell. Zwei weitere Stars des Programms sind Manfred Schmidt und Bernd Kättner. "Nach denen fragen die Leute auch immer. Eigentlich wollen die zwei schon gar nicht mehr auf die Bühne, aber die sind halt nun mal so gut", meint die Präsidentin.
Die Faschingsgesellschaft gibt es eigentlich erst seit 2009. "Früher hat der Narrenkübel aus Gößweinstein hier eine Prunksitzung veranstaltet", erzählt Lydia Weiß. Dann wollte die Führungsriege jedoch neue Wege gehen. Zuerst gab es in Heiligenstadt nur ein Männerballett - mittlerweile ist das anders. Im Juni 2009 wurde der Verein gegründet. Gleich im Oktober hatten die "Schnirkelschnecken" ihren ersten Auftritt in Behringersmühle. Das hier verdiente Geld wurde in Gardekleidung und Gründungsorden gesteckt. "Die Orden waren der Renner auf den Prinzentreffen, denn jeder wollte einen haben", erzählt erster Vorstand Thomas Weiß. Bereits in der ersten Faschingssession habe der Verein 50 Mitglieder gehabt.
Der Platzbedarf steigt
Früher fanden die Prunksitzungen im Vereinsheim statt, mittlerweile in der Oertelscheune, da das Publikum hier einen besseren Blick auf die Bühne hat. "Die ist aber auch schon wieder zu klein, so dass die Prunksitzung immer gleich ausverkauft ist", berichtet Manuela Müller. Wichtig sei ihnen bei dieser Veranstaltung, dass sie abwechslungsreich wird und für jeden etwas dabei ist. Deshalb gibt es Sketche, Tänze und Büttenreden. "Dass wir das alles erreicht haben, verdanken wir auch unserem Patenverein, der Karnevalsgesellschaft Narrlangia Rot-Weiss aus Erlangen", wirft Eva-Katharina Schmidt ein. Und Silke Arndt erklärt schnell, dass Heiligenstadt ein Markgrafen- statt eines Prinzenpaares haben darf: "Das hängt mit Schloss Greifenstein zusammen. Da gab es früher ein Markgrafenpaar."
Neben Fasching gibt es auch noch andere Aktivitäten wie das Gestalten des Pavillonfestes im Juli. "Da hatten wir im letzten Jahr einen Stromausfall. Der Techniker fand schließlich den Grund: Eine Schnecke im Schaltkasten hatte den Ausfall verursacht", erzählt Manuela Müller und alle lachen - über freche, heilige Schnecken.