Druckartikel: Denkmal der Liebe

Denkmal der Liebe


Autor: Ekkehard Roepert

Poxdorf, Mittwoch, 30. August 2017

Um das Phänomen Liebe in Worte fassen zu können, hat sich der Poxdorfer Autor Johannes Heiner (76) intensiv in der Natur umgesehen.
Einen Text seiner jüngsten Produktion hat Johannes Heiner in seinem Garten eingepflanzt: "zwei vögel / am himmel / ziehen vorbei / an dir / an mir / dem berggipfel entgegen." Foto: Ekkehard Roepert


Poxdorf Die Texte und der Garten von Johannes Heiner sind nicht voneinander zu trennen. Die Arbeit des Gärtners inspirieren die des Schreibers - und eines seiner Gedichte hat der 76-Jährige zwischen den Beeten gewissermaßen eingepflanzt. Auf einer in Holz gerahmten transparenten Tafel steht ein Text, der sich auch auf seiner neusten CD findet: "zwei vögel / am himmel / ziehen vorbei / an dir / an mir / dem berggipfel entgegen."
Ungeduldig flötende Amseln, quakende Frösche, durch die Gemüsebeete huschende Eidechsen - die Pflanzen- und Tierwelt dient Johannes Heiner als Inspirationsquelle: "Ohne meinen Garten gäbe es meine Literatur nur zur Hälfte."
Unter freiem Himmel, beim Wandern, bei der Gartenarbeit hat er viel über die Liebe gelernt, erzählt Heiner: Aufbau und Wachstum, Annäherung und Verschmelzung, all dies seien Phänomene, wo Natur und Liebe vergleichbar seien.
Doch bis aus solchen Beobachtungen ein Liebesgedicht wird, das dann auch noch seine Leser oder Zuhörer findet, ist ein weiter Weg: "Man muss sich trauen, das Eigene rauszubringen in einer für die anderen annehmbaren Form", sagt Johannes Heiner. Und man muss sich vor allem auch trauen, über die eigenen Erfahrungen zu sprechen. Der 76-Jährige tut das. Liebe, so seine Überzeugung, sei nur dank einer Entscheidung möglich: "Man muss mit einem Partner zusammenbleiben wollen - für immer". Johannes Heiner lebt mit seiner Frau seit 30 Jahren zusammen. Ihr hat er nun mit seinen Sprechgesängen "ein Denkmal gesetzt".

Natürlich sei jede Beziehung von gewöhnlichen Vereinbarungen bestimmt - doch auf Dauer existiere sie nur durch "ein größeres Ganzes". Diese Überzeugung hält der Poxdorfer Autor im Bild vom Gipfel fest, den ein Paar im Blick hat. Dieses Bild sei programmatisch: "Ohne Berggipfel geht es nicht. Er übersteigt einen und zieht einen nach oben. Die Liebe ist eine Verabredung zu einem großen Ganzen."

Die Gedichte, die Johannes Heiner gemeinsam mit der Autorin Anja Erz (Schweinfurt) zusammengetragen hat, sind auch immer wieder von didaktischen Fingerzeigen geprägt. Die Texte verweisen auf die Natur, die uns zeigen soll, wie es funktioniert, sich einzulassen und verwandeln zu lassen - "in Wasser und Fisch", "in eine zarte Blume". Oder... - "ein Baum zu sein und in den Himmel zu wachsen". Über ein Jahr hat sich Johannes Heiner Zeit genommen, um die geeignete Schreibform und um in der Natur die passenden Bilder für seine Einsichten zu finden; um auszudrücken, dass auf dem Weg zur ersehnten Gemeinsamkeit auch ein Stück Überwindung nötig ist: "Wenn jeder auf sein Ego besteht, ist kein Wachstum möglich. Erst die Hingabe übersteigt das Ich. "
Letztlich hänge alles vom Vertrauen ab, ist der 76-Jährige überzeugt. Nicht nur vom Vertrauen in den anderen. "Geliebt werden heißt, zu sich selbst stehen."