Druckartikel: Den Kiefern geht es schlecht

Den Kiefern geht es schlecht


Autor: Petra Malbrich

Ebersbach, Mittwoch, 09. März 2016

Ein Pilz und ein Käfer setzen den Nadelbäumen in den heimischen Wälder immer mehr zu. Das hat hat mit den warmen Sommern zu tun.
Das Messer zeigt, wo sich ein Kiefernprachtkäfer in der Rinde versteckt hat.  Foto: Petra Malbrich


Feines braunfarbiges Bohrmehl schabt Forstanwärter Lorenz Hochhauser von einem Baumstamm ab. Mit diesem Mehl deckt der Kiefernprachtkäfer seine freigefressenen Gänge ab. Schließlich will er nicht entdeckt werden. Aber er ist einer der beiden Schädlinge, die den Kiefern in den Wäldern im südlichen Landkreis, Dormitz, Hetzles, Kleinsendelbach, Langensendelbach, Neunkirchen, Effeltrich, Poxdorf und Kersbach derzeit auffällig zusetzen.

Der andere Schädling äußert sich sogar farblich. Schon einige Spaziergänger haben sich zuletzt über die rot-braunen Kiefernkronen gewundert. "Die Rotfärbung der Kronen ist eine normale Welkeerscheinung, ein Absterbeprozess", erklärt Revierleiter Daniel Schenk. Natürliche Abgänge der Nadel seien normal.

Doch wer die Nadeln an den Zweigen genau ansehe, erkenne, dass selbst neue oder zweijährige Nadeln betroffen, eigentlich schon tot sind.

"Schuld ist der Pilz Diplodia pinea, der Erreger des sogenannten Kieferntriebsterbens", erklärt Schenk. Der Zusatz "pinea" macht deutlich, dass dieser Übeltäter vor allem Jungtriebe an den Pinien, den Kiefern also, befällt. Der Pilz ist immer da, fristet über Jahrzehnte aber ein Schattendasein auf der Rinde von geschwächten Bäumen und zeigt sich nur hier und da in rotgefärbten Kiefernnadeln.


Mit zeitlicher Verzögerung

Wenn die Wirtsbäume allerdings stark geschwächt sind, wird er zum Hauptschädling und führt zum frühzeitigen Absterben der Bäume. Dass viele der Bäume aber in derart geschwächtem Zustand sind, liegt schlichtweg an dem zu trockenen Sommer und dem sogenannten Trockenstress, dem die Bäume ausgesetzt waren.

Schon 2003 ist dieses Phänomen besonders auffällig gewesen. Mit einer Verzögerung von drei Jahren schlug der Pilz damals zu. Und nun wieder. Denn die extrem trockenen Sommer begannen vor zwei Jahren. "Ich schickte eine Zweigprobe ein", erklärte Schenk seine weitere Vorgehensweise. Die Diagnose "Diplodia" wurde bestätigt. Das Bedauerliche daran: Gegen einen Pilz kann man wenig tun. Dieser Pilz hat seine Wurzeln im Mittelmeerraum, fühlt sich aber inzwischen auch in fränkischen Gefilden mehr und mehr wohl.

Was 2010 noch harmlos geklungen hatte, entwickelte sich auffällig, regelrecht aggressiv. Um derart wüten zu können, bedarf es aber einer zusätzlichen Verletzung des Baumes, die in der Regel durch Hagelschäden entstehen. Daniel Schenk hat noch das genaue Datum im Kopf: "Drei extreme Sommer in den vergangenen zwölf Jahren in Verbindung mit dem unvergesslichen Hagelsturm vom zweiten August 2015 zwischen Erlangen und Neunkirchen wirken höchst ungünstig zusammen", beschreibt Schenk die Bedrohung sachlich.

Wirksame Gegenmittel gibt es nicht. "Spritzmittel aus der Luft sind nicht bekannt", sagt Schenk und wären auch zu teuer, fügt Hochhauser hinzu. Gesetzlich verpflichtet, die erkrankten Bäume zu beseitigen, sind die Waldbesitzer, die hier eher kleine Grundstücke haben, auch nicht. Deshalb erwartet der Revierleiter nicht, dass die Waldbesitzer zur Säge greifen und die befallenen Bäume beseitigen. Deshalb warnt er vor dem Pilz. Mit Zuwachseinbußen müssen die Besitzer rechnen, ein Ansteckungspotential ist gegeben. "Vor allem ziehen geschwächte Bäume andere Schädlinge an", sagt Schenk. Auch das ist schon passiert, denn der Kiefernprachtkäfer hat Gefallen daran gefunden, seine Larven abzusetzen.


Zeitiger Umbau

Larven fressen sich unter der Rinde durch und unterbrechen den Saftstrom des Baumes. Für den Revierleiter und dessen Forstanwärter ist klar, wie man dagegensteuern muss, soll es nicht noch mehr lichte Stellen und rote Baumkronen in den Wäldern geben. "Mittelfristig hilft nur der zeitige Umbau zu Mischwäldern mit höheren Anteilen trockenheitsverträglicher Baumarten", sagt Schenk. Das wären Buchen beispielsweise und andere Laubbäume.