Das sind die Pläne für das Impfzentrum in Forchheim: Impfen an sieben Tagen die Woche
Autor: Franziska Rieger
Forchheim, Montag, 07. Dezember 2020
Im ehemaligen Don-Bosco-Wohnheim in Forchheim laufen die Vorbereitungen für das Impfzentrum. Die Betreiber sind gefunden, am Montag wurden weitere Details bekannt.
Wann und wie beginnt im Landkreis Forchheim das große Impfen gegen das Coronavirus? Der Standort steht schon seit einigen Wochen fest: Als Impfzentrum wird das ehemalige Don-Bosco-Schülerwohnheim eingerichtet. Am Montag haben Landrat Hermann Ulm (CSU) und alle Verantwortlichen weitere Details zum Impfzentrum bekannt gegeben. "Es ist ein Lichtblick am Ende des Tunnels, den wir uns alle davon erhoffen", sagt Landrat Ulm.
1. Die Betreiber
Betrieben wird das Impfzentrum für Stadt und Landkreis Forchheim von einer Kooperation aus Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und dem Ärztenetzwerk UGeF. Das Ärztenetzwerk ist ein Zusammenschluss niedergelassener Haus- und Fachärzte, sowie mehrerer Kliniken im Großraum Forchheim.
Das UGeF betreibt auch die Notfallpraxis neben dem Forchheimer Klinikum. Dr. Hans-Joachim Mörsdorf, UGeF-Aufsichtsratsvorsitzender und Allgemeinarzt in Pretzfeld, ist beim Impfzentrum für alle medizinischen Fragen federführend.
Mit dem ASB-Forchheim und dem ASB-Fränkische-Schweiz haben sich bereits coronaerprobte Betreiber gefunden, beide betreiben auch die Corona-Abstrichstelle in der Ruhalmstraße. Sebastian Beetz, einer der ASB-Forchheim-Geschäftsführer, übernimmt die organisatorische Leitung.
2. Das Personal
Es soll insgesamt vier Impf-Teams geben: Vier Ärzte sollen gleichzeitig für das Impfzentrum im Einsatz sein, dazu laut Ausschreibung sieben Arzthelfer und sieben Verwaltungskräfte, sagt Dr. Mörsdorf. Bei den Ärzten soll es sich um Mediziner (Hausärzte, Allgemeinärzte, Fachärzte) aus dem Landkreis handeln. Diese werden nun angeschrieben und können sich dann melden, sagt Mörsdorf.
3. Der Ablauf
Wer sich impfen lassen möchte, braucht einen Termin. Ohne den kommt niemand durch die Türen des Don-Bosco-Wohnheimes. Für die Bewachung (auch nachts) und die Lenkung der Besucherströme ist der Sicherheitsdienst "Guardian Schutz und Sicherheit" mit Personal vor Ort. In der Eingangshalle wird es drei Anmeldeschalter geben, an denen die Personen auf die "Impfstraßen" aufgeteilt werden.
Zwei Räume sind bisher für die Impfaufklärungsgespräche geplant, vier Zimmer für das Impfen, ein großer Saal für die Nachbeobachtung. Ein Flügel des Gebäudes soll barrierefrei erreichbar sein.
Auch zeitlich ist alles genau durchgetaktet: "Jeder, der kommt, muss eine Stunde Zeit mitbringen", sagt Landrat Ulm. 15 Minuten sind, so die Vorgaben, für die Aufklärung und ein Arztgespräch eingeplant, fünf Minuten für das tatsächlich Impfen und 30 Minuten für die Nachbeobachtung.
4. Wer wird geimpft?
Dr. Mörsdorf erklärt: In einem ersten Abschnitt sollen sich alle jene Berufsgruppen impfen lassen dürfen, die Kontakt mit vulnerablen Personengruppen haben, beispielsweise medizinisches Personal oder Mitarbeiter von Senioren- und Pflegeeinrichtungen. Außerdem Risikogruppen und Ältere. Man warte noch auf genaue Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) und der Ständigen Impfkommission (STIKO).
Mörsdorf betont: Auch wenn bei manchen die Unsicherheit noch groß sei, weil der Impfstoff so schnell hergestellt wurde, in der Theorie sei alles überprüft. "Wir haben keine Zeit, in dieser Situation fünf Jahre zu warten."
5. Der Zeitplan
Als Stichtag - im wahrsten Sinne des Wortes - ist nach wie vor der 15. Dezember geplant. Bis dahin soll im ehemaligen Don-Bosco-Wohnheim alles fertig und erprobt sein. Doch dazu braucht es natürlich erst einmal einen zugelassenen Impfstoff. "Wir hoffen, dass wir vor Weihnachten anfangen können", sagt Dr. Mörsdorf. Dann sei geplant, an sieben Tagen in der Woche zu impfen. Die Betreiber planen mit mindestens 300 Impfungen pro Tag. Hochgerechnet bedeutet das: Rein theoretisch würde es ein Jahr dauern, bis alle Landkreisbürger im Impfzentrum geimpft sind. Eine Impfpflicht sei aber ohnehin nicht geplant, betont der Bund immer wieder.
"Unser Ziel ist es, möglichst viele durchzuimpfen", sagt Dr. Mörsdorf. Für Personen, die nicht mobil sind, soll es ein Impfmobil geben, vielleicht ein ausrangierter Linienbus oder ein Krankenwagen, sagt ASB-Geschäftsführer Sebastian Beetz.
6. Der Hausherr
Mit dem ehemaligen Schülerwohnheim Don Bosco habe der Landkreis ein ideales Gebäude, das leer steht, sagt Landrat Ulm. Dieses werden vom Hausherren, der Salesianergemeinschaft Don-Bosco, kostenlos zur Verfügung gestellt. "Das sehen wir als Kirche als unsere soziale Aufgabe", sagt Pater Heinz Weierstraß, Direktor der Salesianergemeinschaft. Momentan werden die Räume noch renoviert und dann unter der Einsatzleitung von Kreisbrandrat Oliver Flake überprüft und abgenommen.
Interview: "Es wird sowohl ein Impfzentrum als auch Mobile Impfteams geben"
Mit dem Einrichten von Impfzentren ist den Kommunen eine Mammutaufgabe übertragen. Viele Fragen sind derzeit noch nicht abschließend zu beantworten, weil die Landkreise und kreisfreien Städte noch auf genaue Angaben des Bundes warten. Holger Strehl, Pressesprecher am Landratsamt Forchheim, beantwortet die Fragen des Fränkischen Tages:
Wird es außer dem Impfzentrum im ehemaligen Don-Bosco-Wohnheim noch weitere im Landkreis geben?
Holger Strehl: Die Landkreise und kreisfreien Städte wurden seitens des Bayerische Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege (StMGP) beauftragt, ein Impfzentrum zu errichten und zu betreiben und auch Mobile Impfteams zu bilden. Daher wird es im Landkreis Forchheim sowohl ein Impfzentrum als auch Mobile Impfteams geben.
Kann es schon vor Weihnachten die ersten Corona-Impfungen in Forchheim geben?
Das weiß auch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege noch nicht, da dies von der Zulassung der Impfstoffe abhängig ist. Es ist aber theoretisch möglich und deshalb soll alles vorbereitet sein.
Woher kommt der Impfstoff?
In den nächsten Wochen wird mit der Zulassung der Impfstoffe von drei Firmen gerechnet: Biontech/Pfizer, Moderna und Astra Zeneca.
Welcher Impfstoff kommt nach Forchheim?
Voraussichtlich sollen alle Kreisverwaltungsbehörden auch alle zugelassenen Impfstoffe erhalten.
In welchen Mengen wird der Impfstoff nach Forchheim geliefert? Wie wird dies zugeteilt?
Die Zuteilung soll laut StMGP anfangs nach Einwohnerzahl der Landkreise und kreisfreien Städte erfolgen.
Wer darf die Impfungen verabreichen?
Die Spritze selbst darf auch von medizinischem Personal verabreicht werden. Aufklärung und Anamnese müssen aber zwingend durch einen Arzt oder eine Ärztin erfolgen.
Wird der Impfstoff auch anderweitig, etwa in Krankenhäusern oder Hausarztpraxen, zur Verfügung stehen?
Die Impfung ist in drei Phasen (Phase 1a, Phase 1b und Phase 2) geplant. Während die Phasen 1a und 1b im Impfzentrum beziehungsweise durch Mobile Impfteams durchgeführt werden, soll in Phase 2 die breite, dezentrale Verimpfung über niedergelassene Ärzte erfolgen, wenn Impfstoff in großen Mengen verfügbar ist. Die Fragen stellte Franziska Rieger.