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Das neue Ebermannstadter Baugebiet soll wachsen


Autor: Josef Hofbauer

Ebermannstadt, Dienstag, 08. Oktober 2013

Der Stadtrat Ebermannstadt will im 6,8 Hektar großen Baugebiet "Ehrlich" 50 Bauplätze ausweisen. Stadtpark und wertvolle Natur sollen erhalten bleiben.
Das Gebiet "Ehrlich" eigne sich am besten für Bauland. Hier seien die Eingriffe in die Natur am Geringsten, argumentierte Planer Leonhard Valier aus Bamberg.  Foto: Josef Hofbauer


Bund Naturschutz, Freie Wähler und SPD sind der Ansicht: Das Baugebiet "Ehrlich" in Ebermannstadt ist überflüssig. Es gebe keinen Bedarf. Anders sehen dies CSU und die Vertreter der Fraktion Mühlbachtal, Oberland, Gasseldorf (MOG). "Soll Ebermannstadt wachsen, muss neues Bauland ausgewiesen werden", argumentiert auch die Verwaltung.

"Vorausschauendes Agieren" nannte das Ingenieur Leonhard Valier, der seine Aufplanung der 50 Parzellen im Baugebiet "Ehrlich" dem Stadtrat und erneut mehr als 50 Besuchern - darunter die Bürgermeister-Kandidaten von CSU und MOG - vorstellte. Betrachte man alle möglichen Bauland-Alternativen, sei der Eingriff in die Natur im Baugebiet Ehrlich am geringsten. Das Ehrlich-Areal sei die am besten für eine Bebauung geeignete Fläche, fasste Planer Valier zusammen.



Viel Grün

Nur etwa die Hälfte des 6,8 Hektar großen Baugebietes soll für die Errichtung von Häusern freigegeben werden. Der Stadtpark bleibt nicht nur in vollen Umfang erhalten; er wurde sogar leicht erweitert. Die Baumfallgrenzen mussten von einer Bebauung frei gehalten werden. "So viel Grün trägt zur Qualität des Baugebietes bei", argumentierte Leonhard Valier.

Ingenieur Max Wehner bekräftigte, dass sich niemand Sorgen um Zauneidechsen, Feldsperlinge, Goldammer und Grünspecht machen müsse. "Alle wertvollen Schutzgebiete bleiben erhalten", versicherte Wehner mit Hinweis auf die "spezielle artenschutzrechtliche Prüfung", kurz "sap" genannt. Über ein Jahr lang hatten Biologen im Bereich Ehrlich die dort vorkommenden Tiere und Pflanzen unter die Lupe genommen.

Aufeinander achten

Eine Bereicherung für die ganze Stadt sei das Amphitheater, das im Bereich der Erlach-Kapelle errichtet werden soll. Auf dem Platz gebe es keine vorgeschriebene Verkehrsführung, erläuterter Leonhard Valier. Da müsse einer auf den anderen Rücksicht nehmen. Dieses Konzept habe sich sogar bei weitaus größeren Verkehrsströmen bewährt. Durch die Südwest-Ausrichtung der Gebäude seien alle Voraussetzungen geschaffen, um die Solarenergie optimal nutzen zu können. Auch für Kinder sei das Baugebiet "Ehrlich " ein Paradies. Neben dem Spielplatz im Stadtpark entstehe ein weiterer Platz zum Austoben für die Kleinen mitten im Baugebiet.

Stadtrat Klaus Neuner (CSU) ergänzte, dass Steinmauern für die Eidechsen errichtet und die Einflugschneisen für die im Scheunenviertel nistenden Fledermäuse freigehalten würden. Auch die Grüngürtel rund um das Baugebiet seien wichtige Rückzugsräume für die Vogelwelt.

Schmackhaft machen

In den Augen von Stadtrat Ludwig Brütting (Freie Wähler) "alles Dinge, mit denen dem Gremium das neue Baugebiet schmackhaft gemacht" werden solle. Während im Flächennutzungsplan Bau-Erwartungsland im Bereich "Debert" als Fortsetzung des bestehenden Baugebietes ausgewiesen sei, werde nun ein völlig neues Baugebiet aus dem Hut gezaubert. "Ohne Not" wie Brütting fand, denn es gebe genug Bauland, das auf eine Bebauung warte.

Noch 2011 habe Max Wehner vom "Team4" in einem Gutachten bestätigt, dass in Ebermannstadt ausreichend Bauland zur Verfügung stehe. Bei der Ausweisung des neuen Baugebietes Ehrlich werde krampfhaft der Begriff des angrenzenden Gebietes "Debert" vermieden. Die Vermutung, dass die Besitzverhältnisse in diesem Bereich eine Rolle für die Ausweisung von Bauplätzen gespielt haben könnten - Bürgermeister Franz Josef Kraus sowie die Stadträte Christian Glaser und Hubert Herbst (alle CSU) waren wegen persönlicher Beteiligung von der Beratung dieses Tagesordnungspunktes ausgeschlossen - brachte Brütting eine Rüge von Vizebürgermeister Alfons Dorn (MOG) ein. Brütting möge die Emotionen beiseite lassen, mahnte Dorn.

Unbeirrt kritisierte der FW-Stadtrat die "drei bis viergeschossigen Hochhäuser im Penthaus-Stil", fragte nach den Kosten des Projektes und möglichem städtischen Grundbesitz und bemängelte das Fehlen eines Baulandmodells sowie den nicht vorhandenen Bauzwang. Nur so könne sicher gestellt werden, dass auf dem Bauland auch Häuser entstehen.

Projekt vertagen?

Da Fragen zu den Kosten, zum Baulandmodell und zur Gestaltung, insbesondere einer möglichen Durchfahrt von der Pretzfelder Straße bis zur Ramstertal-Straße offen blieben, riet Brütting, die Entscheidungen auf den neu zu wählenden Stadtrat zu verweisen.

Thorsten Götz (Freie Wähler) bekräftigte, dass der offene Brief der Mitglieder des Bund Naturschutz Ebermannstadt mit der Befürchtung, es könne sich eine Umgehungsstraße durch das neue Baugebiet entwickeln, ihm aus der Seele gesprochen habe. Zusätzliches Gefahrenpotenzial sah Götz in der Verkehrsregelung durch Blickkontakt. Zudem mahnte Götz die Einhaltung eines Versprechens an. Wenn schon den Betroffenen eine Bürgerversammlung zu diesem Thema zugesagt wurde, hätte man dies längst einlösen können. "Man hätte die Bürger früher mit einbeziehen können", rügte Götz.

Stadtrat Wilhelm Kraupner (SPD) kritisierte, dass das 2011 geplante Biomasse-Heizwerk für das Baugebiet Ehrlich in der aktuellen Planung einen Regenüberlaufbecken weichen musste. Dennoch entschied sich eine 10:6-Mehrheit dafür, die Planung für das Baugebiet Ehrlich fortzusetzen. Als nächstes sollen die Bürger beteiligt und die Träger öffentlicher Belange gehört werden.