Das Los entscheidet: Nur einer zieht in den Gemeinderat ein
Autor: Franz Galster
Obertrubach, Donnerstag, 20. März 2014
Drei Bewerber auf der CSU-Liste kommen bei der Kommunalwahl auf jeweils 526 Stimmen. Nun bestimmt der Zufall, wer von ihnen den letzten freien Platz im Obertrubacher Gemeinderat erhält.
Mit der Frage, wer den letzten noch freien Sitz im Obertrubacher Gemeinderat bekommt, haben die Wähler nichts zu schaffen. Das entscheidet ganz allein das Los. Der Wahlausschuss wollte es selbst nicht so recht glauben, als er das Ergebnis der Gemeinderatswahlen von Obertrubach ausgezählt hatte. 14 Kommunalpolitiker ziehen in den Gemeinderat ein.
Das Ungewöhnliche dabei: Auf dem letzten zu vergebenden Platz sind auf der gemeindeübergreifenden CSU-Liste mit Gerhard Bauernschmidt, Wilfried Kirsch und Hubert Röhrer gleich drei Bewerber gelandet. Alle drei haben 526 Stimmen auf sich vereinen können. Alle drei kommen aus unterschiedlichen Ortsteilen: Bauernschmidt aus Obertrubach, Kirsch aus Untertrubach und Röhrer aus Bärnfels.
Geheimnissvolle Wahl
Noch pikanter wird die Angelegenheit durch den Umstand, dass alle drei Bewerber auf den Listenplätzen drei bis fünf standen. Auf der anderen Seite hat es beispielsweise Stefan Häfner von Platz 18 direkt in den Gemeinderat geschafft. Politische Ambitionen hatte er nicht, im Grunde wollte er einfach die Liste auffüllen.
Und nun sitzt er - auch zur eigenen Verblüffung - plötzlich im Gemeinderat. Es ist nun einfach einmal so: Wahlen sind und bleiben unberechenbar. "Alle waren erst mal ratlos", sagt Bauernschmidt. Man müsse sich einmal in seine Lage hineinversetzen: "Ich war auf Platz 5 gesetzt, so nah dran und in diesem Moment ganz schön niedergeschlagen. Es hätte doch noch eine Stimme mehr sein können." Mit etwas Abstand sieht er das Ganze aber recht entspannt: "Klappt es, ist es schön. Wenn nicht, geht die Welt auch nicht unter."
Seine Enttäuschung kann der Bärnfelser Hubert Röhrer nicht verbergen. Auf Listenplatz 3 war er gesetzt. "Das sind die Geheimnisse der Wahl, die man überhaupt nicht nachvollziehen kann. Eigentlich schade, wenn man Stimmen nicht bekommt, mit denen man rechnet."
Dass jetzt das Los entscheidet, findet Röhrer nicht ideal. Vielleicht hätte man ja auch einfach nochmal auszählen können. "Traurig" stimmt ihn auch, "dass im eigenen Ort so wenige wählen. Die eigenen Ortsinteressen vertreten doch wir". Er wäre gern in die Fußstapfen von Oswin Gmelch getreten. Der Bärnfelser ist nach vielen Jahren als Dritter Bürgermeister nun aus dem Gemeinderat ausgeschieden.
"Eine brutale Lösung"
Hart ist das Ergebnis auch für Wilfried Kirsch aus Untertrubach: Eine Periode lang hat er sachlich und konstruktiv im Gemeinderat mitgearbeitet. Auf Listenplatz 5 fehlte ihm am Ende ebenfalls eine Stimme zum Einzug in den Gemeinderat. "Die geplante Dorferneuerung von Wolfsberg hat mir viele Stimmen gekostet. Politische Gegner dichteten mich viel Unsinn und Negatives über die zurückliegende Dorferneuerung in Untertrubach an."
Er wisse aber für sich, dass er sich nichts zuschulden kommen lassen hat. Und jetzt? "Alle hätten den Einzug verdient. Wer's wird, dem wünsche ich Erfolg. Ich hoffe, ich bin es selbst."
Am Montag, 24. März, trifft sich der Wahlausschuss um 19 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses. Ein Mitglied wird dann bestimmt, Schicksal zu spielen. Dann wird das Wahlergebnis amtlich festgestellt.
Was Hans Distler von der Gemeindeverwaltung nüchtern als ganz normalen Vorgang schildert, bewegt anderweitig heftig die Gemüter. "Eine brutale Lösung", schüttelt auch Markus Grüner (CSU) den Kopf, der durch seine Wahl zum künftigen Bürgermeister von Obertrubach den Platz für einen Listennachfolger erst freigemacht hatte.