Das Leutenbacher Eremitenhäuschen wurde eingeweiht
Autor: Karl-Heinz Frank
Leutenbach, Montag, 13. Oktober 2014
Nach 18-monatiger Bauzeit konnte das sanierte alte Eremitenhäuschen an der Kirchhofmauer der Kirche St. Moritz oberhalb von Leutenbach seiner Bestimmung als Informations- und Besinnungsort für die Öffentlichkeit übergeben werden.
In Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste hob der Vorsitzende der Katholischen Filialkirchenstiftung St. Moritz, Reinhardt Weber, das großartige Zusammenwirken aller Beteiligten hervor.
So konnte nicht zuletzt auch die hohe 90-prozentige Förderung der Gesamtkosten von 111 000 Euro durch die Oberfrankenstiftung, das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, Leader-in-Eler und dieGemeinde Leutenbach erzielt werden. Der Architekt Jürgen Schönfelder aus Hausen gab einen umfassenden Überblick über die oftmals zeitraubenden Arbeiten an dem alten Gemäuer. Der Firstbalken und das Giebeldreieck mussten aufwendig restauriert werden, zum angrenzenden Leichenhaus hin wurde eine Fachwerkwand rekonstruiert. Auch für die karge Innenausstattung der kleinen Hütte konnte nach geeigneten Anschauungsobjekten gesucht werden.
1750 gebaut
Als Filiale des Wallfahrtsmuseums Gößweinstein wird das von Johann Schön im Jahre 1750 errichtete Eremitenhäuschen an der Kirchhofmauer von St. Moritz künftig den Kulturbeflissenen und Wanderern einen Einblick in das entbehrungsreiche Leben der früheren Einsiedeleien geben,. Die ärmliche, ganz auf Verzicht und Gottgefälligkeit ausgerichtete kleine Hütte soll zu einer lebendigen Geschichte der oberfränkischen Heimat werden. Einen interessanten Abstecher in die Geschichte von St. Moritz unternahm die Leiterin des Wallfahrtsmuseum Gößweinstein, Regina Urban, mit den Gästen. Demnach geht der Name Leutenbach auf den Namen eines edelfreien Geschlechtes zurück, von dessen Burg aus dem 11. Jahrhundert heute nur noch Reste auf einer Anhöhe südöstlich der heutigen Ortschaft zeugen. Von diesem Geschlecht ging wohl die Gründung von St. Moritz oder auch St. Mauritius aus.
Der Pfarrer von Kirchehrenbach hatte im 15. Jahrhundert für die kleine Kirche St. Moritz auf dem Hügel der damaligen und heute längst abgegangenen Ortschaft Oberleutenbach ebenso zu sorgen wie für seine eigene Pfarrkirche, also auch vor Ort die Sakramente zu spenden, wovon immer noch der eigene Friedhof zeugt.
Nachdem die bischöfliche Erlaubnis zur Silber- und Erzgewinnung im 15. Jahrhundert in Oberleutenbach im Laufe des 16. Jahrhunderts wieder ihre Bedeutung wegen zu geringer Vorkommen verlor, wurden die Pfarrkirche St. Jakobus der Ältere und St. Moritz schließlich zur neuen Pfarrei Leutenbach gezählt, wie Regina Urban wusste.
Kleiner Fachwerkbau erlaubt
Um aber die dann einsam gelegene Kirchenanlage von St. Moritz nicht ohne Aufsicht alleine ihrem Schicksal zu überlassen, wurde Johann Anton Schön im Jahre 1749 schließlich der Bau eines kleinen Fachwerkbaus mit zweieinhalb Zimmern und einer offenen Feuerstelle mit Abzug erlaubt. Zwar mochte der Bildhauergeselle Schön Friedhofs- und Mesnerarbeiten verrichten, sich als Eremit zu kleiden und zu betteln war ihm aber nicht erlaubt, weshalb er sich dann als Soldat für den Siebenjährigen Krieg (1756-1763) anwerben ließ. Mit Konrad Göller folgte ihm ab 1764 für 21 Jahre lang ein echter Eremit, bevor dann Ende des 19. Jahrhunderts die Einsiedelei zur "Künstlerklause" des Malers Karl-Heinrich von Sohlern wurde, der dort über 50 Jahre immer wieder logierte, um die Gegend zu porträtieren.
Heute ist das kleine Eremitenhäuschen bei St. Moritz eine Einkehrstation auf dem Kulturwanderweg und lädt zum Innehalten ein.