Das "Gesicht der Kirche vor Ort"
Autor: Petra Malbrich
Forchheim, Dienstag, 28. März 2017
Wo keine Messe mehr gefeiert werden kann, halten Gottesdienstbeauftragte eine Wort-Gottes-Feier.
Maria Wiench wurde einfach vom Pfarrer gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, Gottesdienstbeauftragte zu werden. Das war 2005 und es war wohl damals schon absehbar, dass aufgrund des Priestermangels immer mehr Laien und Ehrenamtliche im Gottesdienst Aufgaben übernehmen müssen.
Viel größere Gemeinden haben ihr Gottesdienstprogramm bereits reduziert. "Vor allem in kleineren Gemeinden, aber manchmal auch in größeren, findet jetzt schon gelegentlich oder regelmäßig anstelle einer Messfeier eine von Laien geleitete Wortgottesfeier statt", sagt Harry Luck, Pressesprecher der Erzdiözese Bamberg. Unter "Laie" werden in der katholischen Kirche nicht geweihte Personen, also Nicht-Priester verstanden. Auch Pastoral- und Gemeindereferenten, also hauptberufliche Seelsorger mit theologischer Ausbildung sind "Laien". Pastoralreferenten können in einem Wortgottesdienst die Predigt halten.
Einjähriger Kurs
Das sei aber nicht zu verwechseln mit den Ehrenamtlichen, den so genannten Gottesdienstbeauftragten. "Sie werden in einem einjährigen Kurs mit monatlich einem Termin darauf vorbereitet, Wortgottesdienste zu leiten. Statt einer voll ausgebauten Predigt können sie ein Glaubenszeugnis geben, eigene Gedanken zu den Lesungen vortragen oder einen geistlichen Text vorlesen", informiert Luck."Ich mache das sehr gerne", sagt Maria Wiench, die mit Marianne Körber den einjährigen Kurs besucht hatte und nun oft mit Pastoralreferent Dietmar Denzel einen Gottesdienst hält. Das Eröffnungsgebet und das Schlussgebet hat Wiench, die auch Mesnerin ist, schon gebetet und auch das Evangelium vorgelesen. Auch die Kommunion darf sie austeilen - das dürfen Kommunionhelfer auch. Aber beide nur, wenn die Hostien vorher durch den Priester verwandelt wurden. Diese dürfen dann von den Kommunionhelfern auch bei Krankenbesuchen ausgeteilt werden. Wer ausschließlich als Kommunionhelfer im Gottesdienst mitwirkt, muss an einem eintägigen Kurs teilgenommen haben, um auf diese Aufgabe vorbereitet zu werden. Das Evangelium lesen oder beispielsweise Gebete beten, bleibt den Gottesdienstbeauftragten vorbehalten.
84 Wortgottesbeauftragte gibt es aktuell im Dekanat Forchheim. Ein Ausbildungskurs für gut 20 Interessierte formiere sich gerade. Drei Gottesdienstbeauftragte und 30 Kommunionhelfer unterstützen derzeit Pfarrer Emge in seinem Seelsorgebereich St. Martin, Verklärung Christi und in Kersbach.
Für Pfarrer Emge persönlich und auch nach dem Kirchenverständnis des zweiten vatikanischen Konzils ist der Dienst der Ehrenamtlichen im seelsorgerlichen sozialen und liturgischen Bereich ein wesentlicher Ausdruck des Christseins. "Alle Getauften und Gefirmten sind durch die empfangenen Sakramente dazu berufen und gestärkt, ihren Glauben in Wort und Tat zu bezeugen. Wo dies geschieht, wächst Kirche, weil die Vielfalt der Charismen zum Tragen kommt und Leben geweckt wird. Für mich als Priester besteht eine wesentliche Aufgabe darin, das Engagement der Gläubigen zu fördern und sie in ihrem Dienst zu unterstützen", sagt Martin Emge.
Nicht nur geplant, sondern bereits umgesetzt wurde, weitere Dienste in die Hand von Ehrenamtlichen zu legen. In kleineren Gemeinden, neben dem Frankenwald und dem Steigerwald, auch in der Fränkischen Schweiz, gibt es "ehrenamtliche Ansprechpartner". "Sie koordinieren das Leben in einer kleinen, nicht mehr mit einem Priester am Ort besetzten Pfarr- oder Filialgemeinde und übernehmen einen Teilbereich der Verantwortung.
Manche kümmern sich eher um Gottesdienste, andere koordinieren die Erstkommunion- und Firmvorbereitung, wieder andere haben einen eher caritativen Dienst, organisieren Besuchs- und Nachbarschaftsdienste. Generell sind sie aber zunächst, was der Name sagt: Erste Ansprechpartner, die einfache Auskünfte selbst geben oder weitervermitteln hin zu den professionellen Diensten. Sie sollten das "Gesicht der Kirche" vor Ort sein", sagt Harry Luck.
40 "ehrenamtliche Ansprechpartner" gibt es bereits in der Diözese - auch im Dekanat Forchheim. "Ehrenamtliche Ansprechpartner gibt es vor allem in Kersbach. Dort sind es Mesner Willi Preusch und Karin Riechelmann. Aber auch in Verklärung Christi und St. Martin gibt es eine Reihe von Personen, die in diese Rolle des Ansprechpartners hineingewachsen sind, auch wenn sie keinen offiziellen Auftrag dafür haben", sagt Regionaldekan Martin Emge.
Der Dienst der ehrenamtlichen Ansprechpartner soll ausgeweitet werden. Die Ausbildung ähnelt der eines Gottesdienstbeauftragten.