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Corona-Schicksal unserer Vereine


Autor: Jennifer Opel

Forchheim, Montag, 27. April 2020

Die Kontaktsperre trifft auch die Vereine im Landkreis Forchheim. Doch während die einen finanzielle Nöte plagen, fehlt den anderen der soziale Aspekt noch mehr.
Auf dem Gelände des TC Forchheim ist deutlich zu sehen, dass gerade kein Spielbetrieb stattfindet.  Foto: Daniel Ruppert


Seit Mitte März ticken die Uhren anders. Das Haus wird nur noch verlassen, wenn es dringend notwendig ist, mittlerweile kaufen wir mit Mundschutz ein. An ein Privatleben und Freizeitaktivitäten ist nicht zu denken. Das trifft vor allem die Vereine. Im Sport wurde der Spielbetrieb unterbrochen oder die Saison gar ganz abgebrochen, Jahreshauptversammlungen werden geschoben und Wahlen liegen auf Eis.

In der aktuellen Krise gibt es daher viele Fragen und Probleme, die die Vereine umtreiben.

Das bayerische Kultusministerium betont, dass aktuelle Förderungen auch bei Ausfall nicht komplett gestrichen werden: "Wenn der laufende Förderzweck aufgrund der Corona-Pandemie vorübergehend nicht erreicht wird, werden nicht zu vermeidende Ausgaben als zuwendungsfähig anerkannt und Mindereinnahmen in den laufenden Förderverfahren berücksichtigt."

Eine Lockerung für Jahreshauptversammlungen und Wahlen in Vereinen wurde zudem auf Bundesebene beschlossen. Doch für Vereine ist das meist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Sie hoffen, dass die Mitglieder auch über die Corona-Zeit hinweg dem Verein die Treue schwören, sodass durch die Beiträge die laufenden Kosten gedeckt werden können.

Walberla-Bühne Kirchehrenbach

Am liebsten würde Oliver Hieber endlich ins Pfarrheim gehen und die Kulissen abbauen. Das ist momentan aber nicht möglich, denn aufgrund der Corona-Regeln sind die Treffen der Schauspieler der Walberla-Bühne momentan genauso untersagt, wie die Aufführungen, die alle abgesagt werden mussten. "Im Oktober hatten wir die erste Leseprobe", erzählt der Vorsitzende des Theatervereins Walberla-Bühne aus Kirchehrenbach. Die Probezeiten hätten sich dann intensiviert und dann Ende Februar habe man sich vier Mal die Woche getroffen, damit die Auftritte im März glatt laufen. Doch daraus wurde dann nichts. "Wir haben entschieden, dass wir das Stück ,Allmächt" im kommenden Jahr mit derselben Besetzung aufführen", erklärt Hieber, der selbst die Hauptrolle spielen wird. Jetzt würde er aber am liebsten für dieses Jahr mit dem Thema abschließen.

Finanziell hat die Absage der Auftritte freilich auch Konsequenzen für den Verein. Alle bereits verkauften Karten wurden zurückgenommen und das Geld wurde ersetzt. "Aber es gibt Vereine, die trifft es schlechter", weiß Hieber. "Wir haben ein gutes Polster aus den Vorjahren." Daher überlege man sich, ob auch in diesem Jahr eine Spende getätigt werden könne, obwohl es keine Einnahmen zu verzeichnen gibt. "Ich denke, in diesem Jahr wären umso mehr auf eine Spende angewiesen."

Musikverein Forchheim-Buckenhofen

Der Musikverein Forchheim-Buckenhofen hofft in der aktuellen Lage auf keine große Förderung. "Wir haben es bisher auch allein geschafft", gibt sich Heiner Kredel überzeugt. Die Kulturförderung des Landkreises sei natürlich weiterhin eingeplant, aber keine speziellen Corona-Förderungen, erklärt er im Gespräch mit dem Fränkischen Tag. Man habe außerdem die Einnahmen aus den Mitgliedsbeiträgen und einem Sponsorenkonzept.Trotzdem gibt es in diesem Jahr ein großes Loch in der Kasse: Weinfest und des Frühlingskonzert sind sonst wichtige Einnahmequellen. "Wir haben aber die Hoffnung, dass wir das Konzert im Herbst nachholen können."

Das Vereinsleben soll aber trotz Corona nicht ganz stillstehen. Die traditionellen Geburtstagsständchen will der Verein künftig virtuell spielen. Dazu bekommt jedes Geburtstagskind eine persönliche Nachricht von Kredel per Mail. Mit dem "Song for Health", den die Musiker aus Buckenhofen kürzlich eingespielt haben, haben sie es sogar zu internationalen Aufmerksamkeit geschafft. Am Samstag wurde er von einem US-amerikanischen Radiosender gespielt.

Für den Nachwuchs sind Videoschulungen organisiert, damit die Freude an der Musik auch in der isolatorischen Zeit erhalten werden kann. Und damit die Musiklehrer weiterhin Arbeit und damit Einkommen haben.

Verein für Hundefreunde

Die Vereinsarbeit ist bei uns gerade bei null", erklärt Claudia Schöfer-Beyerlein vom Hundesportverein Forchheim. Aufgrund des Kontaktverbotes seien die Treffen gerade nicht möglich. Auch nicht, wenn zwei Menschen und zwei Hunde sich auf 3000 Quadratmetern bewegen. "Die Regeln für den Vereinssport gelten halt für alle", sagt sie. Für ihren Verein, dem sie seit der letzten Jahreshauptversammlung im Januar vorsteht, bedeutet das große Einschnitte. "Wir haben sonst viele Einnahmen aus dem Sportheim", erzählt Schöfer-Beyerlein, "gerade im Frühjahr hätten wir wieder die Ortsgruppenprüfung gehabt. Die ist ausgefallen. Normalerweise kommen da auch immer einige Zuschauer, die im Sportheim einkehren." Momentan nimmt der Verein nur das Geld aus den Mitgliedsbeiträgen ein.

Auch für die Tiere sieht Schöfer-Beyerlein große Konsequenzen: "Es fehlt die Auslastung." Die Schäferhunde seien es gewohnt, dass sie trainieren und sich dort auspowern. Das kann ein Spaziergang nicht ersetzen. "Momentan ist auch das Spielen auf der Wiese schwierig und in der Stadt müssen Hunde ja auch an der Leine geführt werden." Sie hoffe, dass bald wieder Vereinssport betrieben werden könne, sagt die Tierfreundin, aber die Gesundheit gehe vor. "Aber ein Verein lebt vom Austausch mit den Mitgliedern", sagt sie, "und der leidet momentan am meisten."

TC Forchheim

Normal würde man jetzt schon spielen", sagt Dietrich Oberg, Vorsitzender des TC Forchheim. Doch aufgrund von Corona sind die acht Plätze des Tennisclubs vorübergehend gesperrt. Technisch gesehen sei man zwar kein infektionskritischer Sport, aber aus Solidarität mit anderen Vereinssportlern sei es selbstverständlich, dass auch kein Tennis gespielt werde.

Für die Ballsportler des TC ändert sich stand jetzt nicht viel in dieser Saison, denn der Bayerische Tennis-Verband hat frühzeitig reagiert und angekündigt, die Saison erst im Juni beginnen und sie einfach weiter in den Sommer laufen zu lassen. Da dem TC momentan auch keine Betriebskosten anfallen, kann Oberg der Sache gelassen entgegen sehen. Die Saisoneröffnung wurde auf dem 30. Mai verschoben, und wenn man im August nicht in den Urlaub fahren könne, dann sei ja mehr Zeit, um Tennis zu spielen, erklärt der erst im Januar neu gewählte Vorsitzende des TC Forchheim. Die Jahreshauptversammlung habe man glücklicherweise schon vor der Pandemie gehalten.

Trotzdem ist die Corona-Krise auch in Forchheim nicht am Tennissport vorbei gegangen. Oberg betont, dass vor allem die Trainer und die Tennisarena in der Käsröthe hart getroffen wurden. Er hofft, dass die Trainer aber auch nach der Krise wieder für den Tennissport da sein können.