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CNC-Technik gegen die Corona-Krise


Autor: Petra Malbrich

Haidhof, Montag, 25. Mai 2020

Firmenchef Roland Hofmann nutzt die Flaute, um sein Unternehmen fit für die Zukunft zu machen.
An 42 CNC-Maschinen entstehen in Haidhof Werkstücke für die Automobil-, Medizin- und Luftfahrtindustrie.privat


Viel weniger Flugzeuge sind während der aktuellen Corona-Krise in der Luft. Gerade diese flaue Zeit hat Roland Hofmann genutzt, um sich bei seinen Arbeiten für die Luftfracht qualitativ fortzubilden. Der Firmeninhaber von Hofmann CNC in Haidhof hat die Zertifizierung für die Luft- und Raumfahrtindustrie erfolgreich bestanden. Damit ist er einer der wenigen Firmeninhaber im Landkreis, der sich dieses Qualitätsmanagement auf die Fahne schreiben darf.

Nahezu versteckt, "hinter den Bergen" in Haidhof, liegt außerhalb des Industriegebiets Hofmanns Technologiezentrum, in dem 42 CNC-Maschinen Hofmanns Ideen Gestalt geben. In unglaublicher Präzision. "CNC-Maschinen sind computergesteuerte Werkzeugmaschinen, Fräs- und Drehmaschinen, mit denen das Metall zerspant wird wie das Holz beim Schreiner", erklärt Hofmann. Ein Programm wird erstellt, anhand dessen die Maschine das Metall so dreht, fräst und bohrt, bis das Werkstück den Maßen und Angaben der Zeichnungen entspricht. Derzeit eben zur Herstellung von Teilen für die Luftfracht.

"Wir fertigen Haltesysteme für Triebwerksklappen am Flugzeug und auch Lagerkörper und Wälzlager für die Luftfracht", erklärt Hofmann. Ähnlich wie Radlager fürs Auto, so entstehen in Haidhof derzeit Hochgenauigkeitslager für die Luftfracht.

Wofür das dort benötigt wird? Überall wo sich etwas dreht, von den Rädern bis zur Antriebswelle. Die Frachtlade-Haltesysteme, so etwas wie Scharniere, mit denen die Ladung im Frachtraum verankert wird, sind ebenfalls "Made in Haidhof".

Los ging es mit der Autoindustrie

Auf den Betriebszweig Luft- und Raumfahrttechnik war der Unternehmer aus der Fränkischen Schweiz eher durch Zufall gestoßen. Oder besser gesagt: durch die Industriemesse in Hannover vor zwei Jahren. Dort hatte auch der Haidhofer einen Stand und stellte seine Arbeit, seine Geräte und sein Knowhow vor und stieß auf großes Interesse. "Das war eine Herausforderung. Nun möchten wir an die großen Direkthersteller kommen", sagt Hofmann.

Zugleich erklärt er, warum die Zertifizierung notwendig ist. Diese ist die Basis, um mit den Direktherstellern in Kontakt zu kommen. Für die Zertifizierung musste Hofmann das Qualitätshandbuch überarbeiten, Arbeitsanweisungen überprüfen, dokumentieren, seine Mitarbeiter so schulen, dass jeder von ihnen nun für die Luftfahrt arbeiten kann.

"Es geht hier um Menschenleben. Wenn ein Fehler passiert, kann es existenzielle Folgen haben", betont Hofmann. Er ist sich seiner Verantwortung bewusst und hat mit der erfolgreichen Zertifizierung seine Arbeitsabläufe, Methoden und Dienstleistungen im Bereich der CNC-Präzisionskomponenten optimiert. Hofmann: "Wir freuen uns über diesen wichtigen Schritt." Man halte strengste Qualitätsstandards für alle Prozesse ein und sehe den Erhalt dieser Zertifizierung als einen weiteren Beweis dafür an, dass Qualität, Konformität und kontinuierliche Verbesserung den Kern der Firmenphilosophie ausmachen. Immerhin zehn Prozent der Fertigung gehen inzwischen an die Luftfahrt.

Zehn Azubis

Angefangen hat Hofmann einst mit der Teilefertigung für die Automobilindustrie. Das war 1989, als er Hofmann CNC gegründet hat. Nun sind 74 Mitarbeiter, davon zehn Auszubildende, damit beschäftigt, die für die Automobilindustrie, für die Luftfahrt, für die E-Mobilität und für die Medizintechnik benötigten Teile herzustellen. Zunächst am Schreibtisch, dann als fertiges einsatzbereites Werkstück für die Auftraggeber.

Die Medizintechnik war die zweite Sparte, die Hofmann 2010 erschlossen hat. Hierunter fallen Bauteile, die im menschlichen Körper zum Einsatz kommen. Chirurgische Werkzeuge für die Implantation von künstlichen Hüft- und Kniegelenken beispielsweise. Die Medizinsparte beträgt gut 60 Prozent des Auftragsvolumens des Haidhofer Unternehmers.

Dennoch verliert das global agierende Unternehmen darüber die Luftfahrt nicht aus den Augen - zumal nach Corona sicher wieder vermehrt hochwertige und sensible Waren mit dem Flugzeug transportiert werden.