Druckartikel: Christian Lindner geht ins Forchheimer Kino und trifft einen Weltmeister

Christian Lindner geht ins Forchheimer Kino und trifft einen Weltmeister


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Freitag, 05. Oktober 2018

Christian Lindner (FDP-Bundesvorsitzender), Sebastian Körber (FDP-Landtagskandidat) und Lukas Kohl (Kunstrad-Weltmeister) trafen sich im Kino.
Als Kunstrad-Weltmeister Lukas Kohl vorbeifährt, ist auch Christian Lindner (links vorne) so beeindruckt, dass er sich von der Welt seines Handys losreißen kann.  Fotos: Ronald Rinklef


Die Wahl des Ortes gibt beim Auftritt von Christian Lindner die Dramaturgie vor. Die Forchheimer FDP hat sich für den Kinosaal in der Wiesentstraße 39 entschieden, um dem Bundesvorsitzender der Freien Demokraten die Bühne zu bereiten. Und die Inszenierung klappt - mit allen Versatzstücken, die zu einem amüsanten Kino-Nachmittag gehören: Popcorn, Vorfilm und als Höhepunkt ein Hauptdarsteller, dem die Herzen des Publikums zufliegen.

Noch ehe die Vorführung beginnt, ist Christian Lindner umworben - vor allem von der Jugend. Ilka Godde und Alexandra Dittrich haben das Buch "Schattenjahre" gelesen und bitten um eine Widmung. Lindner signiert, die 15- und die 17-Jährige sind in Jubelstimmung. Wie ihnen die Schattenjahre gefallen habe? "Sehr überzeugend", sagt Alexandra Dittrich.

Dann wird es sportlich. Tino Reichardt, der FDP-Ortsvorsitzende, lädt die Gäste zu Fangübungen ein, indem er zur Begrüßung Popcorn-Tüten ins Publikum wirft. Der Forchheimer FDP-Landtagskandidat Sebastian Körber erklärt im Schnelldurchlauf, inwiefern die Mitbewerber von Schwarz bis Grün eine fragwürdige Politik machen: Weil sie beispielsweise "Millionen in den Weltraum schießen" oder versuchen, "den Menschen ihre Lebensentwürfe aufzuzwingen."

Film ab!

Schließlich erfüllt sich Sebastian Körber einen großen Wunsch: "Das habe ich schon immer mal sagen wollen: Film ab!" Der Kurzfilm, den er vorführt, zeigt jenen jungen Mann in atemberaubender Aktion, der wenig später live auf dem Kunstrad durch das Kino kurvt: Lukas Kohl, den Welt- und Europameister aus Kirchehrenbach.

Sebastian Körber hat ihn eingeladen, um zu demonstrieren, dass selbst Weltmeister bei der bayerischen Sportförderung das Nachsehen haben können. Lukas Kohl werde von seiner Mutter trainiert, erzählt Körber. Doch wenn die Trainerin ihren Schützling zu Meisterschaften begleite, "bekommt sie nicht mal die Reisekosten ersetzt". Daher erlaube er sich einen "kleinen Werbeblock", sagt der Landtagskandidat und fordert die "drei Dutzend Unternehmer im Raum" auf, über ein Sponsoring des Weltmeisters nachzudenken.

Auch Christian Lindner staunt über die Kunst, auf einem Rad zwischen den Stuhlreihen zu balancieren. "So elegant schaut das bei mir nicht mal aus, wenn ich auf zwei Rädern geradeaus fahre." Komplimente hat der MdB und Bundesvorsitzende der FDP aber nicht nur für Lukas Kohl parat. Die Zuhörer, die an einem Werktagnachmittag nach einem Feiertag, also zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt für einen Wahlkampfauftritt gekommen seien, bewiesen damit "leidenschaftliches Interesse und politische Unabhängigkeit", lobt Lindner.

"Abnutzungskrieg"

Auch viele Nicht-FDP-Anhänger sind im Saal. Etwa Stadträte der CSU, der FW oder des FBF. Lindners Rede wird von Klatschen und Lachen begleitet. Der FDP-Star lässt sich vom Applaus und der Aufmerksamkeit seiner Zuhörer sichtlich beflügeln. Aus der von Sebastian Körber angekündigten 30-Minuten-Rede macht Christian Lindner spielend einen einstündigen Auftritt. "Ich bin gern in Bayern, dann muss ich nicht in Berlin sein", kokettiert er. Den Streit zwischen Merkel und Seehofer schildert Lindner als nervtötenden "Abnutzungskrieg", bei dem "permanent über Superreiche und Flüchtlinge gestritten" werde. Die Randthemen verdeckten, worum es eigentlich gehe: "Die Mitte muss Staatsräson werden."

Ob Wohnpolitik, Bürgerrechte oder Dieselaffäre - natürlich enden Lindners Schlussfolgerungen stets in klassischen "liberalen" Positionen. Beim Thema Baupolitik attackiert er den Staat als "den größten Preistreiber". Beim Thema Fahrverbote rühmt er die Spitzentechnologie der Autoindustrie und kritisiert die grüne Politik, die Expertenwissen kaputtrede. Wie nebenbei greift er die Glaubwürdigkeit der Messmethoden an; kanzelt die E-Autos als "Braunkohlefahrzeuge" ab; geißelt den "freiheitsbedrohenden Bürokratismus" und beruft sich auf Friedrich den Großen, den einzigen Preußen, den man in Bayern zitieren dürfe: "Jeder soll nach seiner Façon selig werden."

Elf Anrufe

Im Hinausgehen rufen ihm immer wieder Leute zu, wie brillant er geredet, welch "tolle Rhetorik" er habe. Auf der Treppe vor dem Kino beantwortet er weitere Fragen, während er gleichzeitig Dutzende Selfie-Wünsche erfüllt. Der junge Tayf Nasief kämpft sich zu Lindner vor und möchte auf die Schnelle wissen, wie er erfolgreich in die Berufswelt einsteigen könne. Immer wieder bei der Wunschfirma anrufen, rät Lindner. "Hartnäckig bleiben - und nach der elften Absage wieder anrufen."