Druckartikel: Busgedrängel setzt ÖPNV-Planer unter Druck

Busgedrängel setzt ÖPNV-Planer unter Druck


Autor: Andreas Oswald

Forchheim, Freitag, 23. November 2012

Regelmäßig seit Schuljahresbeginn hagelt es Beschwerden von Eltern, die sich über den Schulbustransport ihrer Kinder beklagen. Die ÖPNV-Verantwortlichen im Landratsamt und Busunternehmer nehmen Stellung zu den Vorwürfen.
Alle wollen nach Schulschluss in den ersten Bus - wie hier vor der Realschule. Das führt zwangsläufig zu Geschubse und überfüllten Fahrzeugen.


Bislang sind 20 massive Beschwerden über die Schulbusbeförderung bei der zuständigen Stelle im Landratsamt eingeschlagen, bis Jahresende werden es erfahrungsgemäß rund 50 sein - von verärgerten Telefonanrufern ganz abgesehen. Dies gibt ÖPNV-Fachbereichs Klaus Hummel unverblümt zu. Und deshalb bemühen sich die Verantwortlichen jetzt um öffentliche Aufklärung zu der auch schon im Stadtrat geäußerten Kritik an überfüllten Bussen, Gefährdung durch mangelnde Sitzgelegenheiten und rüden Busfahrern.

Was die Buskapazitäten betrifft, nimmt der neue Geschäftsbereichsleiter für den ÖPNV, Friethjoff Dier, die Busunternehmer in Schutz:Der Busverkehr werde vom Landkreis Forchheim organisiert. "Die Firmen fahren nur das, was wir bestellen". Dennoch werde es von den Unternehmen gemeldet, wenn es öfters zu einer Überfüllung der Fahrzeuge komme. Auch Fahrgast-Beschwerden würden überprüft. In dem ein oder anderen begründeten Fall sei auch schon mal ein Bus mehr bestellt worden.

Entspannung auf Moggast-Linie

Ein positives Beispiel nennt Oliver Ruhmann, Disponent von Schmetterling Reisen: Ab dem 10. Dezember wird ab Moggast ein zusätzlicher Bus eingesetzt. Dadurch werde sich die Situation auf dieser Linie entspannen.
Das Fahrgastaufkommen seien aber nie genau kalkulierbar, betont Friethjoff Dier, da man im öffentlichen Personennahverkehr, über den die meisten Schüler befördert werden , auch sonstige Fahrgäste zusteigen können. Als unwägbare Größe kämen auch Schüler hinzu, die ab und an einen Blockschul-Unterricht besuchen. Busunternehmer Josef Klemm verweist darüber hinaus auf das Phänomen, dass in der Früh der letzte Bus und bei der Heimfahrt der erste bei den Schülern Favorit sei - mit entsprechend großem Fahrgastaufkommen.

Eines stellt Klemm klar: Man müsse alle Kinder mitnehmen - außer, der Bus sei so brechend voll, dass nichts mehr gehe. Dies sei aber nicht oft der Fall. Dass Busfahrer, deren Fahrzeuge voll sind, einfach an der Haltestellen vorbeifahren, sei allerdings nicht in Ordnung, betont ÖPNV-Planer Hummel. Die Fahrer seien angewiesen anzuhalten und die Fahrgäste auf den nächsten Bus zu verweisen.

Stehplätze sind gestattet

Zu der oft geäußerten Kritik an den Stehplätzen verweist Geschäftsbereichsleiter Dier auf die Rechtsvorschriften, wonach Stehplätze in Schulbussen im Linienverkehr erlaubt seien. In Gelenkfahrzeugen seien sogar ebenso viele , teilweise sogar mehr Stehplätze als Sitzplätze vorgesehen. Dier betont allerdings: "Wir versuchen aber, vor allem auf Überland-Linien, Sitzplätz für möglichst viele Fahrgäste bereit zu stellen". Es sei aber immer eine Gratwanderung zwischen dem Wünschenswerten und dem finanziell Machbaren. Wobei Dier versichert: Wir erfüllen nicht die Normen sondern gehen weit darüber hinaus.

Was die in Leserbriefen oft geäußerte Forderung nach einem Anschnallen der Kinder betrifft, erklärt Dier: "In Omnibussen, bei denen die Beförderung stehender Fahrgäste zugelassen ist, besteht kein Anschnallpflicht". Busunternehmer Dieter Kraus macht darauf aufmerksam, dass ein Anschnallen bei ABC-Schützen eh keinen Sinn mache, weil sie für die normalen Rückhaltesysteme zu klein seien. Ohnehin habe es in den letzen Jahren bei der Schulbusbeförderung keine gravierenden Personenschäden gegeben.

Der Sachbearbeiter für die Schülerbeförderung, Reinhold Stark, kann sich nur an einen Fall am Paradeplatz erinnern, wo ein Schüler gegen einen heranrollenden Bus geschubst worden sei und gottlob keine schwereren Verletzungen erlitten habe. Schulweghelfer hätten bei den Drängeleien auch nichts genutzt - zudem stelle sich niemand mehr für diesen nervenaufreibenden Job zur Verfügung. Fazit der ÖPNV-Verantwortlichen: Man tut, was man kann - aber: "Die Schulbusbeförderung ist eine Gratwanderung zwischen der Finanzierung und dem Anspruch der Eltern" (Klaus Hummel). Manch Missstand ergebe sich aus einer "Verkettung widriger Umstände" (Fiethjoff Dier). "Den Hauptwunsch, jedem Kind einen Sitzplatz zu bieten, können wir nicht nachkommen (Reinhold Stark).

Verbesserungsfähig ist aus sicht der Busunternehmer allerdings eines: Die Disziplin und gegenseitige Rücksichtnahme der Schüler. "Es ist schlimm, wie sich manche aufführen - die benutzen die Haltestangen als Turngerät", stellt Florian Kraus, der Junior des Busunternehmens fest. Und auch die Sitzplätze würden von den Großen mit Schultaschen voll gestellt, statt sie den Kleineren zu überlassen .Die Fahrer müßten 12 Tonnen über die Straße bewegen und dann auch noch die Aufsichtspflicht wahrnehmen, beklagt Oliver Ruhmann von Schmetterling-Reisen. Und Josef Klemm bringt es auf den Punkt: "Wir müssen im Bus oft die Erziehungsdefizite der Eltern ausbügeln".