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Bruderkrieg streift die Region nur


Autor: Reinhard Löwisch

Affalterthal, Sonntag, 10. April 2016

Die Fränkische Schweiz blieb vom Krieg von 1866 weitgehend verschont. Aber Infektionskrankheiten und Bierpreiserhöhungen machten das Leben schwer.
Gemälde von Georg Bleibtreu über die Schlacht bei Königgrätz von 1866 Foto: Archiv


Fränkische SchweizDas Jahr 1866 war in der Lokalpresse stark geprägt vom Bruderkrieg zwischen Preußen, Österreich und dem Deutschen Bund. Da dieser Krieg nicht direkt bis in die Fränkische Schweiz vordrang und auch nur sieben Wochen im Sommer dauerte, ging das "normale Leben" seinen fast regulären Gang, wie an den Anzeigen und Berichten deutlich wird.

So wird schon am 6. Januar die Jagdpacht um Affalterthal mit 2700 Tagwerk Fläche auf sechs Jahre "versteigert" und der Auswanderer-Verkehr zwischen Hamburg und New York floriert. Die "Teutonia", so wird gemeldet, ist nach zehn Tagen und 20 Stunden Fahrt "wohlbehalten" in Hamburg angekommen. Mit an Bord: "1000 Tonnen Ladung und 176 000 Dollars in den Geldbeuteln", berichtet das "Amtsblatt für die königlichen Bezirksämter Ebermannstadt und Forchheim sowie die Landgerichte Ebermannstadt, Forchheim, Gräfenberg und Hollfeld" - so der offizielle Titel.

Nicht immer verlief die Überfahrt glatt, es kam auch zu Unfällen, wie in der Februarausgabe des Amtsblatts zu lesen ist: "Unter den Unglücksfällen, welche durch die Stürme herbeigeführt wurden (...) ist der schreckliche Untergang des Dampfers "London" im Meerbusen von Biscaya. Von den 239 Passagieren retteten sich nur 19".
Die Lokalschulinspektoren in den Bezirken kämpfen in der Zeit mit einem fast unbesiegbaren Feind: der Diphterie, einer ansteckenden Infektionskrankeit. Allen Schulen wurde verordnet "Schulkinder, welche an der Diphteritis gelitten, nicht eher wieder in die Schule aufzunehmen, als durch ein ärztliches Zeugnis über die vollständige Heilung sie sich ausgewiesen haben".

Es gab auch gute Neuigkeiten: Der Pfarrhofneubau in Muggendorf, mit 14 4000 Gulden veranschlagt, "ist auf dem allgemeinen Submissionswege vergeben worden", schreibt das Amtsblatt.

Sorgen bereitet den Amtstuben die neue Unsitte, den Bierpreis zu erhöhen. So wurde aus Fürth bekannt, "dass sich 30 große Vereine das Wort gaben, kein Fürther Bier zu trinken, solange der Preis nicht billig wird". Und in Nürnberg kam es zu Ausschreitungen, weil auch dort die Brauer den Bierpreis "geradezu unverschämt" verteuerten.

Derweil man sich hier mit den Bierpreiserhöhungen herumschlug, machten die Preußen und Österreicher im Frühsommer mobil und begannen einen Bruderkrieg, der nach sieben Wochen zu Gunsten Preußens wieder zu Ende ging und 60 000 Menschen das Leben kostete.

Eine Folge des Bruderkriegs war der Ausbruch der Cholera in Unterfranken, vor allem in Aschaffenburg.
Gerade dort wütete der Krieg am schlimmsten, was der Infektionskrankheit durch verseuchtes Wasser Auftrieb verschaffte und zu Todesfällen führte. Das veranlasste die Behörden umfangreiche Vorsichtsmaßregeln zu treffen: "Namentlich in Beziehung auf Desinfektion der Aborte in Gasthäusern und öffentlichen Gebäuden", heißt es in einer Meldung. Auch "das Publikum" wurde aufgefordert, "ebenfalls sich an dem Schutze gegen diese Einschleppungs- und Weiterverbreitungsgefahr zu betheiligen".

Im September wurde der Schutz weiter ausgedehnt. Es wurde angeordnet: "...haben die Gemeindevorsteher öffentlich bekannt zu geben, dass die Reinigung der Flüsse und Bäche bis zum 1. Oktober durch die Eigenthümer zu bethätigen sei", andernfalls drohten drakonische Strafen. Die Cholera betreffend schrieb das Amtsblatt am 26. Juni: "Obwohl die gewissenhafte Handhabung der Victualienpolizei zur strengsten Pflicht gemacht wurde, mehren sich die Klagen, dass insbesondere auf dem flachen Lande saures und verdorbenes Bier gegeben wird."
Eine gute Neuigkeit gab es am 15. Oktober: die Bamberger Brauer hatten sich bereiterklärt, das Winterbier um sechs Kreuzer abzugeben. Eine Bierpreiserhöhung wurde damit abgewendet.

In Hollfeld fand am 12. Oktober der erst "Schafmarkt" statt, wie das Amtsblatt stolz verkündet. "Bei einem Zutrieb von 1400 Stück Schafen, wurden nur 300 als unverkauft weg getrieben". Der Verkehr war ein sehr reger, schreibt das Blatt weiter und "gestalten sich die Preise für den Verkäufer äußerst günstig.

Das Thema Bier und Reinheitsgebot beschäftige die Menschen auch im Dezember des Jahres 1866. In einer Mitteilung des Amtsblatts heißt es wörtlich: "Die Verwendung von Traubenzucker bei der Bierfabrikation wird aufgrund eines oberstrichterlichen Erkenntnisses (...) als eine Fälschung des Bieres erachtet und den Bierbrauern verboten". Hintergrund war die Ankündigung einer Berliner Brauerei, Traubenzucker als Ersatz für Malz in seinem Braunbier zu verwenden.