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Brenner brennen auf Bildung


Autor: Ekkehard Roepert

Hiltpoltstein, Mittwoch, 18. November 2015

Noch zögern die Kreisräte, ein Schulungszentrum zu bauen. Der Bedarf an Brennern sei groß, sagt der Fachberater für Obstbau, Hans Schilling, und warnt vor der Abwanderung bildungshungriger Obstbauern.
Der Dobenreuther Erich Lang (vorn im hellen Polohemd) erläutert Besuchern den Einsatz der Alkoholspindel. Das Bild entstand bei einem Tag der offenen Brennereien. Foto: Archiv/Marquard Och


Das "Mindestziel" betrachtet der Kulturausschuss des Kreises seit Dienstag als verwirklicht: Der Landkreis baut für die Obstbauern und die Obst-Brenner einen Reiser-Garten. Knapp 100 000 Euro werden investiert, damit auf einer etwa 1,5 Hektar großen fläche Musterbäume (Kirschen, Zwetschgen etc.) gepflanzt werden können.
Die Entscheidung für die Kultivierung der Obstbäume ist den Kreisräten auch deshalb leicht gefallen, weil Kulturreferent und Leader-Experte Anton Eckert zusagte, dass für den Reiser-Mustergarten 60 Prozent Fördermittel aus dem europäischen Leader-Topf fließen werden.
Doch Hans Schilling, der Kreisfachberater für Obstbau, machte unmissverständlich deutlich, dass es schon ein bisschen mehr sein dürfte als ein Reiser-Garten. Der Bedarf an Brennern in der Region sei "extrem steigend". Damit die Obstbauern aus ihren Früchten ein Geschäft machen könnten, müsse in die Fortbildung der Brenner investiert werden.
Der Bildungshunger der Nachwuchs-Brenner ist groß, weiß Schilling. Doch wer sich an das Obst-Informationszentrum Fränkische Schweiz in Hiltpoltstein wende, dem müsse er entsprechende Ausbildungslehrgänge in Stuttgart oder in Tirol empfehlen, bedauerte der Kreisfachberater. Statt es bei dem Reiser-Garten zu belassen, stand der Kulturausschuss vor der Wahl, in Hiltpoltstein Räume für die Verarbeitung der Reiser zu bauen; und einen Trockenschrank, eine Entsteinungsmaschine, eine Brennerei-Anlage und eine Anlage für die Sorten-Erhaltung einzukaufen. Nur dann könnten im Obst-Informationszentrum Fortbildungen angeboten werden, betonte Hans Schilling.
Allerdings wären dann Investitionen von mindestens 230 000 oder idealerweise 465 000 Euro (abzüglich einer Leader-Förderung) erforderlich. CSU-Kreisrat Benedikt Bentzel hielte es "für klug", ein Schulungszentrum für das Destillieren im Landkreis aufzubauen, da doch der Streuobst-Anbau in der Region ein entscheidender wirtschaftlicher Faktor sei.
Georg Lang (CSU) verwies auf das Vorbild Tirol: "Von der Unterstützung der Obstbauern dort sind wir meilenweit entfernt." Um die Wertschöpfung in der Region zu halten, müsse in die Weiterbildung der Brenner investiert werden. Rainer Polster (FW) hielt sogar einen "Campus Obst-Veredelung Fränkische Schweiz" für überlegenswert. Gerlinde Kraus (SPD) und Ulrich Schürr (JB) wollten die Entscheidung für ein Schulungszentrum von der "Gegenfinanzierung" abhängig machen. Landrat Hermann Ulm (CSU) nahm die vielen Stimmen, die für eine Brennerei-Anlage in Hiltpoltstein plädierten, zum Anlass, die "laufenden Kosten" so einer Anlage durchrechnen zu lassen.
Sollte der Landkreis Forchheim ein Schulungszentrum für Obst-Brenner doch noch befürworten, dann könnte er auch vorhandenes "Kapital" nutzen. Denn Kreisfachberater Schilling hat - wie sich auf Nachfrage von Gerlinde Kraus herausstellte - die Befähigung, Obst-Brenner auszubilden.