Boote fahren schon um 1900 auf der Wiesent
Autor: Reinhard Löwisch
Gößweinstein, Montag, 19. August 2019
Ein Paddelboot ist auf fast allen alten Postkarten der Stempfermühle zu sehen. Vermutlich wurden damit die Fischkästen betreut. Heutzutage ist das Kanufahren als Freizeitsport trotz einiger Einschränkungen sehr beliebt.
Schon um 1900 ist das Bootfahren auf der Wiesent bei der Stempfermühle auf alten Postkarten abgebildet; es hat also eine Tradition. Männer und Frauen in Sonntagskluft paddeln stromaufwärts, andere sitzen in hölzernen Liegestühlen am Flussufer und schauen dem Treiben zu. Ab Mitte der 20er Jahre entwickelte sich das Bootfahren in der Fränkischen Schweiz zu einem sportlichen Ereignis.
Die Wiesent als Paddelgewässer wird laut Chronist Heinz Kohring erstmals im Kanu-Sport-Heft des Deutschen Kanu-Verbandes am 22. Juni 1925 erwähnt. Unter Vereinsnachrichten aus dem Bayernkreis berichtet der Kanu-Verein Nürnberg: "Sonntag, den 14. Juni 1925, unternahmen einige Mitglieder eine Erstbefahrung der Wiesent in der Fränkischen Schweiz. Alle Teilnehmer waren begeistert von der nicht ganz ungefährlichen Wildwasserfahrt."
In den ersten Jahrzehnten wurden viele Fahrten auf der Wiesent mit dem Faltboot durchgeführt. Man erreichte den Fluss mit der Bahn von Forchheim aus. Von Muggendorf aus mussten die Bootswagen über den Berg nach Doos geschoben werden. Nach Fertigstellung der Bahnlinie bis Behringersmühle (1930) konnte man von dort den Bootswagen die sechs Kilometer im Tal bis Doos schieben.
Anfang der 50er Jahre kamen Wildwasserabfahrtsrennen hinzu mit Start in Doos und Ziel in Muggendorf. Etwa zehn Jahre später schlief der Wettkampfbetrieb auf der Wiesent ein. Das lag vor allem daran, dass die Strecken den gewachsenen sportlichen Anforderungen nicht mehr genügten.
Das Kunststoffboot hatte Einzug gehalten und damit auch eine neue Paddeltechnik, die das Befahren von schweren Wildwassern in den Alpen ermöglichte.
Heutzutage ist das Bootfahren auf der Wiesent trotz aller Einschränkungen noch eine sehr gern und oft genutzte Art, das Wiesenttal von einer anderen Perspektive aus kennenzulernen und Natur zu erleben. Vor allem Jugendliche sind hier unterwegs - was sehr gute Chancen eröffnet, die Jugend spielerisch an sensible Naturbereiche heranzuführen und sie dafür zu begeistern.
Geologische Besonderheit
Es ist auch hier einer geologischen Besonderheit zu verdanken (wie bei den Höhlen und beim Klettern), dass die Wiesent, der Hauptfluss der Fränkischen Schweiz, in Behringersmühle einen 180-Grad-Bogen nach rechts macht, um vom Rabenecker- durch das Wiesenttal nach Forchheim zu fließen.