"Bitte die menschliche Variante!"
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Donnerstag, 12. Januar 2017
Im Jahr 2022 soll der Haltepunkt im Norden von Forchheim fertig sein. Doch die Stadt hat sich noch immer nicht positioniert.
Die Bürger und die Vertreter der Schulen im Forchheimer Norden wissen, was sie wollen. Doch die Planer und Politiker der Stadt wissen es noch nicht. Das ist das Fazit der Bürgerbeteiligung zum Bau eines S-Bahnhofes.
Vier DB-Experten hatten am Mittwoch Abend auf dem Podium in der Realschule Platz genommen. Unter ihnen auch Thomas Sulzer (für den ICE-Ausbau bei Forchheim verantwortlich) und Alfons Plenter (Leiter des Projekt-Abschnittes). Landrat Hermann Ulm (CSU) und Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) hatten es abgelehnt, Podiumsplätze einzunehmen. Es sei eine Veranstaltung der Bahn, erklärte der Forchheimer Stadtplaner René Franz die Zurückhaltung der Vertreter von Stadt und Landkreis. Zumindest sagte Franz aber so viel: "Wir sind Befürworter des Bahnhofes Nord." Doch die Plan-Varianten und die Kosten müssten erst im Stadtrat diskutiert werden.
Bahn wartet auf die Stadt
Diese Aussage überraschte Alfons Plenter: Immerhin habe die Bahn die Varianten und die Kosten bereits im Juli im Stadtrat präsentiert. "Ich habe von Ihnen eine gefestigtere Meinung erwartet." Auch Thomas Sulzer sagte am Mittwoch, dass sich die Stadt nun mal äußern sollte.Wie wiederholt berichtet, favorisiert die Bahn die südlichere Variante. Von den 2,5 Millionen Euro Baukosten müsste die Stadt Forchheim dann nur 100 000 Euro übernehmen. Doch die meisten Bürger, die sich am Mittwoch zu Wort meldeten, zeigten einen Trend zur nördlicheren, kostspieligen Haltepunkt-Variante. Die Stadt müsste dann 3,3 Millionen Euro investieren.
"Es kommt auf ein paar Millionen nicht an, bitte bauen Sie die menschliche Variante vier - und sie sind mein Held", wandte sich Stefan Kropp (Bewohner der Jean-Paul-Straße) direkt an Thomas Sulzer. Beifall erhielt auch die Anwohnerin Erika Schwedes: "Variante vier bedeutet einen minimalen Eingriff in die Wohnbebauung und einen maximalen Nutzen für die Stadt." Jürgen Kretschmann (Leiter der Realschule) würde sich ebenfalls über die teure Variante freuen: "Für uns ist sie besser, sie bringt kurze Wege." 124 Schüler aus Baiersdorf, 46 aus Kersbach, 42 aus Eggolsheim - alle könnten sie mit der S-Bahn kommen. "Es wäre Schluss mit dem Bus-Chaos", sagte Kretschmann. Und Elisabeth Bräunig (Leiterin des beruflichen Schulzentrums) vermisste den Willen der Politik, "eine zukunftsweisende Entwicklung herbeizuführen". Wozu drei Millionen sparen, fragte Bräunig: "Warum dieses Klein-Klein, wenn so eine Möglichkeit verpasst wird, die es in dreißig Jahren nicht mehr geben wird?"
Geisterbahnhof befürchtet
Allerdings wurde auch grundsätzliche Kritik laut: Warum sollte sie als "Forchheimer Steuerzahlerin" einen "Geisterbahnhof" mitfinanzieren", fragte Sabine Eichhorn-John. Der S-Bahn-Halt sei überwiegend für Schüler gedacht, in den Ferien wäre er ungenutzt. Eduard Nöth forderte als Mitglied der Bürgerinitiative "Pro S-Bahn-Halt in Forchheim Nord", dass endlich von der Stadt aufgezeigt werde, "wie dieser Haltepunkt aus Sicht der Stadtentwicklung in das gesamte Gebiet hineinwirkt."Die teure nördliche Variante wäre für die Stadtentwicklung nutzlos, meinte der FW-Stadtrat Ludwig Preusch. Außer Sportanlagen und Naturschutz-Flächen läge nichts in der Nähe des Bahnhofes: "Daher kommt nur die günstigere Variante in Frage." SPD-Rätin Lisa Hoffmann lobte die Bahn dafür, diese bürgerfreundliche Variante vorgelegt zu haben. Die Bahn habe sich bewegt; nun müsse der Stadtrat nachdenken, was diese Planung für die städtebauliche Entwicklung bedeute.