Bierfest in Gräfenberg als gutes EM-Zeichen
Autor: Petra Malbrich
Gräfenberg, Sonntag, 03. Juli 2016
Bierfest und Public Viewing locken nicht nur Gräfenberger auf den Marktplatz. Das Fest ist der Gräfenberger Beitrag zu 500 Jahre Reinheitsgebot.
"Die hauen wir 4:0 weg, die Italiener", sagen die drei Männer aus Heilbronn auf dem Gräfenberger Marktplatz. Dort, wo Fire Fly auf der Bühne stehen, wird rechtzeitig vor dem Anpfiff eine große Klappleinwand und ein Beamer aufgebaut sein. "Vor zwei Jahren am Bürgerfest hatten wir hier Public Viewing. Damals war Deutschland im Finale. Wir sind dann Weltmeister geworden", erinnert Bürgermeister Hans-Jürgen Nekolla (SPD) zum Auftakt des Bierfestes in Gräfenberg. Damals waren 400 Gäste hier.
Viele Besucher des Bierfestes haben sich am Samstag nach dem ersten Regenschauer erstmal Unterschlupf gesucht. Die meisten Gäste sind Wanderer des Fünf-Seidla-Steiges - so wie die Fußballer aus Heilbronn.
Den Wanderweg wollten sie unbedingt kennenlernen. Dass gerade heute das erste Bierfest stattfindet und das Fußballspiel in geselliger Runde auf der Leinwand verfolgt werden kann, das passt ihnen sehr gut.
Duft nach gegrilltem Essen zieht über den Marktplatz, denn die Vereine - die Altstadtfreunde, der Fränkische-Schweiz-Verein und der Fischereiverein - die das Bierfest stemmen, haben zahlreiche flüssige und feste Leckereien in petto.
Kritik zur Terminwahl
Organisiert wurde das erste Bierfest von dem neu gegründeten Tourismusverein Südliche Fränkische Schweiz, unterstützt von der Raiffeisenbank und der Verwaltungsgemeinschaft.
Barbara Friedmann von der gleichnamigen Gräfenberger Brauerei findet den Zeitpunkt des Festes nicht gut gewählt, da zeitgleich Weißenoher Kirchweih ist. "Mir würde eine Gegenveranstaltung auch nicht gefallen, wenn wir etwas geplant hätten", sagt Friedmann. Zumal auch die Brauereien und die Gemeinden Weißenohe und Hiltpoltstein Vereinsmitglieder sind. "Es gibt kein Wochenende, an dem nichts ist", entgegnet Nekolla. Angedacht sei ein Bierfest schon länger gewesen.
Heuer, anlässlich 500 Jahre Reinheitsgebot, wurde der Plan umgesetzt. Die beiden Gräfenberger Brauereien bieten sogar ein Jubiläumsbier an. Die Brautradition in Gräfenberg geht ins 17. Jahrhundert zurück, wie Nekolla von der Bühne aus informiert.
Den meisten Gräfenberger Bürgern war das Braurecht von den Grundherren von Gräfenberg, der Patrizierfamilie aus Nürnberg, verliehen worden. Ein Eintrag aus dem Jahr 1623 besagt: "Das gute Bier kommt nach Nürnberg, das schlechte und gemischte bleibt hier." Ein reger Bierhandel fand von Gräfenberg nach Nürnberg statt und hat für Gräfenberg zum Wohlstand geführt.
Bier so teuer wie Stundenlohn
1691 schrieb der Stadtschreiber, dass ein Gräfenberger Metzger bestraft wurde, da er Weißenoher Bier nach Gräfenberg schmuggeln wollte. Auf dem ersten Bierfest passierte das nicht. Da war alles in Gräfenberger Brauhand. Nekolla hatte noch den Bierpreis von damals im Gedächtnis. Eine Maß kostete soviel, wie ein Maurer damals in der Stunde verdiente: zwischen sechs und sieben Pfennigen. Den Stundenlohn eines Maurers wolle man für eine Maß nicht mehr zahlen - mussten die Besucher auch nicht.
Die Band Fire Fly spielt ihr zweites Lied, als sich inzwischen auch ein Trio aus Neumarkt zu den Gräfenbergern und Baden-Württembergern gesellen. Das Bierfest ist schon im vollen Gange und die Besucher, die vor dem Regen geflüchtet sind, füllen den Marktplatz mit Leben und Stimmung. Auch der Bürgermeister verbindet an diesem Abend seine Fußballleidenschaft mit dem Bierfest in Gräfenberg.