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Bier, Geschichte, Wandern - Wie kann Forchheim mehr Urlauber anlocken?


Autor: Ronald Heck

Forchheim, Montag, 20. November 2017

Eine Berliner Beratungsfirma hat für Forchheim ein Tourismuskonzept erstellt. Das Ergebnis: Die Stadt hat viel Potenzial, aber es gibt noch viel zu tun.
Noch mehr Busse mit Touristen sollen nach Forchheim gebracht werden. Foto: Barbara Herbst/Archiv


"Touristen täten unserer Innenstadt gut: Sie bringen Leben herein und bringen Geld mit", sagte Nico Cieslar. Der Leiter der Tourismus-Info führte im vergangenen Jahr Gespräche und Workshops mit Hoteliers, Gastronomen, Kulturschaffenden. Das Ziel ist, Forchheim als "beliebtes fränkisches Touristenziel" zu etablieren.

Deshalb beauftragte die Stadtverwaltung eine Berliner Beratungsfirma, ein "klares touristisches Profil mit Wiedererkennungswert" zu erarbeiten und Maßnahmen vorzuschlagen. Fazit: Forchheim hat viel ungenutztes Potenzial. "Da ist noch Luft nach oben", meinte Andreas Lorenz von "tourismus plan B". Ihr Endbericht wurde nun dem Hauptausschuss vorgestellt. Das neue Tourismuskonzept ist auf fünf Jahre ausgelegt.


Touristische Stärken

Forchheim habe als Touristenziel eine sehr gute Lage mit einem großen Einzugsgebiet, das sich für Naherholungs- und Kurzreise-Tourismus anbietet. Die Nähe zur Fränkischen Schweiz mache die Stadt für Aktivtouristen sehr attraktiv. Außerdem punkte sie mit seiner historischen Altstadt, der Kaiserpfalz und Fachwerk-Ensembles. "Das sind Alleinstellungsmerkmale, mit denen man sich profilieren kann", so Lorenz.

Der Ort profitiere außerdem von seiner Bierkultur: "Forchheim hat gelebte Alltagskultur wie zum Beispiel die Brauereien. Die Stadt hat Authentizität und ist kein Disneyland", betonte der Berater. Städte wie Forchheim lägen als Touristenziel grundsätzlich im Trend: Urlauber legten heutzutage Wert auf Tradition, Regionalität und Authentizität - all das könne Forchheim bieten.


Zu wenige Übernachtungen


Aber mit Blick auf die Übernachtungszahlen könne man sagen, dass diese zu wenig nachgefragt werden: Die meisten Gäste seien nach wie vor Geschäftsreisende. Um das zu ändern, müsste vor allem die touristische Infrastruktur verbessert werden und die Akteure müssten besser zusammenarbeiten.

Das 70 Seiten lange Tourismuskonzept liefert eine lange Liste an Maßnahmen: So müsste die Stadt zum Beispiel das gute Wander- und Radwegenetz besser vermarkten, um Aktivtouristen anzulocken. "Fahrradtourismus ist ein absolut lukratives Geschäft, aber dafür gibt es kein Angebot", meinte Lorenz. Und auch die Beschilderung in der Innenstadt müsse dringend verbessert werden. Der Plan, die Tourismus-Info ins Rathaus zu verlagern, sei sehr gut.


Das Thema Bier touristisch stärken


Um die Bierkultur besser zu vermarkten, sei es sinnvoll zum Beispiel ein Biererlebnis-Zentrum zu errichten. Von dort könnten die Urlauber zu den Brauereien, Gaststätten und regionalen Produktläden weitergeleitet werden. Zudem könnte die Kellerwald-Saison neben dem Annafest mit Veranstaltungen im Herbst, Winter und Frühling erweitert werden. Denkbar wäre auch eine Aussichtspunkt oder ein Wohnmobil-Stellplatz im Kellerwald. Eine weitere lukrative Nische seien Flusskreuzfahrt-Schiffe, welche bereits ab 2019 in Forchheim anlegen könnten.


Belastungsgrenze noch weit weg

Angst, dass die Innenstadt von Touristen überrannt werden könnte, müsse die Stadt laut Lorenz nicht haben: "Die Belastbarkeitsgrenzen sehe ich bei weitem noch nicht erreicht."

Die Mitglieder des Hauptausschuss stimmten für das vorgestellte Tourismuskonzept. "Die Richtung passt", meinte beispielsweise Udo Schönfelder (CSU). Paul Nerb (FBF) betonte, dass man die Forchheimer Bewohner mitnehmen müsse: "Man kann Tourismus nicht gegen die Leute hier machen. Welche konkreten Planungen gibt es diesbezüglich?" Cieslar erklärte, dass der halbjährige "Runde Tisch Tourismus" beispielsweise weiter stattfinden wird.

"Was mir Kopfzerbrechen bereitet: Es gibt laut dem Bericht wenig Bereitschaft der Brauereien, Gastro- und Beherbergungsbetriebe bei der Umsetzung mitzuwirken", merkte Thomas Werner (CSU) an. Die Zusammenarbeit der Beteiligten zu fördern, sei eine große Aufgabe, aber die ersten Erfolge seien sichtbar, meinte Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD).