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Besuchsverbot in Forchheimer Seniorenheimen: Wenn Angehörige draußen bleiben


Autor: Franziska Rieger

Forchheim, Donnerstag, 19. März 2020

Um ältere Menschen zu schützen, gilt seit Dienstag im Landkreis in Pflege- und Seniorenheimen ein Besuchsverbot. Ein Beispiel aus einem Forchheimer Seniorenheim zeigt, wie Bewohner und Angehörige mit der Situation umgehen.
Elfriede Mauser besucht ihre Mutter sonst jeden Tag im BRK-Seniorenzentrum am Königsbad. Um ältere Menschen zu schützen, gilt seit Dienstag im Landkreis Forchheim in Pflege- und Seniorenheimen ein Besuchsverbot. Foto: Franziska Rieger


Sonst besucht Elfriede Mauser ihre Mutter täglich im BRK-Seniorenzentrum am Königsbad in Forchheim, sie spielen eine Runde Mensch-Ärgere-Dich-Nicht, plaudern ein bisschen über den Tag. Doch das ist vorerst nicht mehr möglich:

Am Dienstag hat das Landratsamt Forchheim ein generelles Besuchsverbot für Pflegeeinrichtungen, Seniorenheime und Einrichtungen für Menschen mit Behinderung erlassen. Ebenso für das Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz. "Besuche werden verboten, um ältere und kranke Menschen zu schützen", so die Begründung.

Schwere Situation für Angehörige

Für Angehörige wie Elfriede Mauser ist das ein tiefer Einschnitt. Denn auch wenn ihre 94-jährige Mutter geistig nicht mehr vollkommen fit ist, die momentane Corona-Krise vielleicht gar nicht richtig begreifen kann, möchte Mauser ihrer Mutter nicht das Gefühl geben, allein gelassen zu werden. "Ich kämpfe da auch damit", sagt Mauser. Für das Besuchsverbot hat sie aber "1000 prozentiges Verständnis". Sie wolle sich gar nicht vorstellen, was passieren würde, wenn sich das Virus in solch einem Heim verbreitet.

Ähnlich äußert sich Verena Ehrenberg, deren Vater im Seniorenzentrum lebt. "Ich finde, dass das eine notwendige Maßnahme ist. Aber es tut mir sehr Leid für meinen Vater. Das tut mir im Herzen weh." Eine richtige Konversation mit dem Vater ist wegen dessen Demenz fast nicht mehr möglich, deshalb fallen Telefonate als Kommunikationsmittel weg.

Birgit Kastura, BRK-Kreisgeschäftsführerin, weiß, wie schwer den meisten Bewohnern und Angehörigen die momentane Situation fällt. Dennoch: "Es ist sinnvoll, dass das jetzt einheitlich geregelt ist", sagt Kastura. 62 Bewohner leben im Pflegeheim in Wiesenttal und 98 im Seniorenzentrum Forchheim. "Die Bewohner sehen das relativ cool und gelassen", sagt Kastura. Die meisten haben schließlich schon größere Ausnahmesituationen wie Weltkriege erlebt. Weil das Haus in Forchheim eine offene Einrichtung ist, dürften manche Bewohner auch raus. Ein Verbot gebe es nicht. Auch Ärzte dürften noch in das Seniorenzentrum, so Kastura.

Die Mehrheit der Angehörigen würde das Besuchsverbot gut finden. Die, die mit Unverständnis reagieren, "müssen das nun eben hinnehmen", sagt sie. "Die körperliche Unversehrtheit unserer Bewohner war uns wichtiger als dieser Besuch."

Um die Bewohner zumindest etwas für die Abwesenheit ihrer Angehörigen zu entschädigen, seien die Beschäftigungsangebote erhöht worden. Diese finden aus Sicherheitsgründen in kleineren Gruppen und mit mehr Abstand zwischen den Personen statt.

Vernunft der Mitarbeiter

Für jene Bewohner, die geistig noch fit genug sind, bietet das Heim andere Lösungen an: Wer bisher kein Telefon auf dem Zimmer hatte, bekommt bei Bedarf eines bereitgestellt. Außerdem bieten die Mitarbeiter des Seniorenzentrums Handys oder Tablets an, damit sie mit den Bewohnern einen Videoanruf starten können, bei dem sie ihre Angehörigen über den Bildschirm sehen und sprechen können.

Karin Amon, die Leiterin des Seniorenzentrums, erklärt: Eine große Erleichterung seien die Pflegeschüler, die zurzeit keine Schule haben und deshalb im laufenden Betrieb mitarbeiten können. Damit die Angestellten nicht selbst zu Überträgern des Virus werden, appellieren die Verantwortlichen an die Vernunft der Mitarbeiter, privat unnötige Kontakte zu vermeiden. Für die Mitarbeiter gebe es ständig neue Informationen, für den Ernstfall wären Schutzmasken und Anzüge vorrätig. Noch müsse aber niemand bei der Arbeit Schutzmasken tragen.

"Bleiben Sie Zuhause": Hier finden Senioren Hilfe

Lieferdienst Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Forchheim bietet einen kostenlosen Einkaufsservice an. Diesen können Menschen, die zur Risikogruppe gehören, in Anspruch nehmen. Für den Einkaufsservice steht der ASB von Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr zur Anmeldung zur Verfügung. Ansprechpartner ist Lukas Hänsch, Tel. 09191/700715.

Internet Im Internet und den Sozialen Netzwerken bieten viele ihre Hilfe, etwa für Einkäufe, an. Kontakte gibt es zum Beispiel auf der eigens geschaffenen Plattform www.quarantaenehelden.org.red