Beratung und Hilfe bei Essstörungen
Autor: Jana Röckelein
Forchheim, Mittwoch, 02. Sept. 2015
Die Caritas Forchheim bietet eine Selbsthilfegruppe für Erwachsene mit Essstörungen an. Sozialpädagogin Nicole Kupfer erklärt, für welche Menschen sich die Treffen eignen und was dort besprochen wird.
Das Büro von Nicole Kupfer ist spartanisch eingerichtet. Die 41-jährige Sozialpädagogin ist offen und strahlt gleichzeitig Ruhe aus. Das muss sie auch, denn eine ihrer wichtigsten Aufgaben ist es zuzuhören. "Für Menschen mit Essstörungen ist es sehr schwierig hier anzukommen", erklärt Nicole Kupfer, die bei der Caritas Forchheim arbeitet.
Der erste Schritt ist schwer
Der Schritt mit seinen Problemen in eine Beratungsstelle zu gehen, ist für die Betroffenen oft sehr schwer. Viele schämen sich und haben schon viel Ablehnung erfahren. Das Hauptklientel der Caritas-Beratungsstelle in Forchheim sind Menschen mit Alkohol- oder Drogenproblemen, für die es bereits seit vielen Jahren Gruppenangebote gibt. Eine Gruppe für Menschen mit gestörten Essverhalten gab es lange Zeit nicht.Deshalb gibt es bei der Forchheimer Caritas seit April 2014 eine Selbsthilfegruppe für Menschen, die an einer Essstörung leiden. Die Gruppe, deren Teilnehmerzahl schwankt, aber rund fünf Personen umfasst, wird von einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin geleitet, die selbst einmal an einer Essstörung gelitten hat.
"Das ist aber keine Therapiegruppe, sondern eine reine Selbsthilfegruppe", betont die Suchtberaterin. Das heißt, es ist kein außenstehender Therapeuth anwesend, sondern es findet ein Austausch zwischen Betroffenen statt. "Sie eignet sich besonders für Menschen, die sich noch nie an jemanden gewandt haben und sich noch nie mit anderen Erkrankten ausgetauscht haben", merkt Kupfer an, "die wichtigste Funktion der Gruppe ist, dass die Menschen erfahren, dass sie nicht alleine sind, dass sie akzeptiert werden".
Alles findet auf freiwilliger Basis statt. "Niemand wird gezwungen an der Gruppe oder einer Therapie teilzunehmen und kann jederzeit aussteigen", erklärt die Sozialpädagogin.
Auch für Menschen, die bisher nur das Gefühl haben, dass sie das Essen kontrollieren müssen und unzufrieden mit ihren Körper sind, sind dazu eingeladen, sich für ein Vorgespräch bei der Caritas zu melden.
Bei diesem obligatorischen Gespräch wird geklärt, ob die Gruppe das richtige für einen ist. "Es muss immer individuell entschieden werden", erklärt die 41-Jährige. Generell kann sich jeder über 18 Jahre zu einen Vorgespräch anmelden. Ausnahmen müssen im Einzelfall besprochen werden.
Bereitschaft sich zu verändern
Eine grundlegende Voraussetzung, um an dieser Gruppe teilnehmen zu können, ist die Motivation sich zu verändern und mit anderen Betroffenen zu reden.In den wöchentlichen Treffen wird über Themen wie Essverhalten, Schwierigkeiten mit dem Essen, aber auch über psychische Fragestellungen, wie "Wie bin ich da reingekommen?" oder "Wie kann so eine Essstörung entstehen?" geredet. In der Gruppe findet auch ein Erfahrungsaustausch über verschiedene Behandlungsmethoden statt.
In unregelmäßigen Abständen kommen auch Betroffene zu den Treffen, die bereits in einer stationären oder ambulanten Therapie sind. Sie teilen ihre Erfahrungen mit den Teilnehmern der Selbsthilfegruppe.
Es gibt auch Erfolgsgeschichten: "Letztes Jahr entschieden sich zwei Frauen, nach der Teilnahme an dieser Selbsthilfegruppe, sich in eine stationäre Behandlung zu begeben. Weitere vier entschieden sich für eine ambulante Therapie", berichtet Nicole Kupfer.