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Benimm-Regeln zeigen Wirkung


Autor: Petra Malbrich

Weißenohe, Mittwoch, 15. Juni 2016

Müll und Vandalismus waren das Hauptproblem am Fünf-Seidla-Steig. Jetzt sammeln Ehrenamtliche den Müll auf den Wegen ein.
Erwin Friedrich auf dem Fünf-Seidla-Weg - mit leerem Rucksack Foto: Petra Malbrich


Zu den eintausend Besuchern, die derzeit jedes Wochenende am Weißenoher Bahnhof beginnen, den berühmten Fünf-Seidla-Steig zu wandern, gehört Erwin Friedrich nicht. Trotzdem wandert der Weißenoher jeden Montag den Weg entlang, aber nicht mit gefülltem Rucksack. Im Gegenteil: Sein Rucksack ist leer und ist es in den vergangenen sechs Wochen, seit Saisonauftakt, auch geblieben. "Kein Müll. Es liegt nichts herum", sagt Friedrich, der Wegewart, und öffnet seinen Rucksack, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.

Jeden Montag macht er sich auf den Weg, um den Müll der Wanderer aufzusammeln. Seit vergangenem Jahr. Dass es nicht immer so war, ist ein offenes Geheimnis. "Es war so arg, dass sie jemanden einstellen mussten", weiß Friedrich. Obwohl von Anstellung auch nicht gesprochen werden kann. Was er ausübt, ist ein Ehrenamt, mit entsprechender Vergütung.

"Der Fränkische Schweiz Verein wird von den Brauereien gesponsert, damit wir diese Anerkennung an die Wegewarte weitergeben", sagt Bernd Volker Albig, der Vorstand des Fränkischen Schweiz Vereins.

Dass sich die gesamte Lage entspannt hat, führt er auf die "Benimm-Regeln" zurück, die aufgestellt wurden. Die Flaschen und der Vandalismus waren früher das Hauptproblem. Die Schilder wurden dann höher gehängt, die Wegewarte der verschiedenen Orte kümmern sich um die Teilabschnitte des beliebten Fünf-Seidla-Steigs. "Das alles hat sich wesentlich reduziert, ist in einem erträglichen Maße", findet Albig.

Das kann auch Erwin Friedrich bestätigen. Die eineinhalb bis zwei Stunden, die der 61-Jährige in seinem Teilwanderbereich unterwegs ist, sind müllfrei, obwohl es keine Mülleimer gibt, wie er anmerkt. Auch er glaubt, dass die Fünf-Seidla-Steig-Regeln, die das Grölen und Müllentsorgen auf den Wegen verbietet, der Grund dafür sind. Das gilt auch für die anderen Wanderwege, die hier entlang führen, den Frankenwanderweg beispielsweise und natürlich den Weg, der zu den berühmten Sinterstufen führt. "Ab und zu nehme ich eine Dose mit", beschreibt Friedrich seinen Fundus. Er wurde von der Weißenoher Klosterbrauerei gefragt, ob er das Amt übernehmen würde. Für den Naturliebhaber, der zudem in Bewegung bleiben möchte, war das selbstverständlich.


Der Weg wird immer beliebter

Von April bis Oktober läuft Friedrich den Wanderweg nach dem großen Andrang ab, angefangen am Mönchsberg in Weißenohe über den Sollenberger Funkturm bis Gräfenberg und dort am Bahnhof parallel zu den Gleisen entlang nach Weißenohe zurück. Die vielen Wanderer sieht er am Wochenende nur die Straßen entlang ziehen. "Wir sind erstaunt, wie konstant das geblieben ist", sagt Albig dazu.

An Attraktivität hat der Fünf-Seidla-Steig nicht eingebüßt. Im Gegenteil: Die Beliebtheit des Wanderwegs nimmt eher zu. Ansprechend sind sowohl der schöne, abwechslungsreiche Weg als auch das Thema Bier. Das Problem hat sich verlagert. Nicht mehr Müll und Vandalismus, sondern die Überfüllung der Lokale ist die Konsequenz. Die Wanderer werden daher inzwischen in andere Lokale verwiesen. "Den Stempel bekommen sie aber auf jeden Fall", sagt Albig. Noch in den Brauereigasthöfen, in dem der Stempel abgeholt werden muss.