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Beißende Dämpfe lösen Großalarm in Schokoladenfabrik aus


Autor: Josef Hofbauer

Forchheim, Samstag, 22. Juni 2013

Insgesamt 160 Einsatzkräfte von Feuerwehren, Rotem Kreuz und Technischem Hilfswerk, sowie vier Polizeibeamte und drei Notärzte werden wegen einer austretenden Flüssigkeit zur Firma Piasten gerufen.
Lagebesprechung. Welches Bindemittel ist das Richtige


Forchheim Samstag, 17.25 Uhr. Ein Mitarbeiter der Firma Piasten nimmt im Treppenhaus beißenden Geruch wahr. Ist hier eine ätzende Flüssigkeit ausgelaufen oder Alkohol ausgetreten? Sicherheitshalber löst der Mann Alarm aus.

Die Integrierte Leitstelle geht vom Schlimmsten aus. Auch wenn in der Benachrichtigung klar gestellt wurde, dass es sich um keinen Brandeinsatz handelt, wird Großalarm ausgelöst. „Hätte es sich um Alkohol gehandelt, hätte  ein winziger Funken genügt, um eine Explosion herbei zu führen“ rechtfertigt Hartmut Demele von der Polizeiinspektion Forchheim das Großaufgebot von Rettungskräften. "Wir mussten auch davon ausgehen, dass Mitarbeiter des Unternehmen Verätzungen der Atemwege davongetragen haben könnten", informiert Kreisbrandinspektor Georg Henkel aus Weilersbach.

Unmittelbar nach dem Alarm wurde der Gebäudetrakt evakuiert. Die 23 Angestellten  werden im Hof des Unternehmens von drei Notärzten empfangen und untersucht. „Nur zwei Mitarbeiter des Hauses, die über leichte Atembeschwerden klagten, wurden vorsorglich ins Klinikum Forchheim eingeliefert. Einem weiteren Angestellten machten die beißenden, nach Pfefferminz und Eukalyptus riechenden nur vorübergehend zu schaffen. Der Rest  war beschwerdefrei. Dennoch wurden die Schleimhäute aller Mitarbeiter eingehend untersucht.

Währenddessen machten sich Atemschutzgeräteträger der Feuerwehr auf in den dritten Stock, wo die Dämpfe erstmals wahrgenommen wurden. In einem Lagerraum waren aus einem Behälter mit tausend Litern Pfefferminzöl etwa dreihundert Liter ausgelaufen. „Die Flüssigkeit stand sechs bis sieben Zentimeter hoch  im Raum“ erzählt Georg Henkel, der sich vor Ort ein Bild gemacht hatte. Da einer der Angestellten Hautkontakt mit der Flüssigkeit gehabt hatte, wurde er eingehend untersucht „Gottlob gab es keine Anzeichen von Verätzungen“, zeigt sich Henkel erleichtert.

Für Entspannung bei der Einsatzleitung sorgt auch die Tatsache, dass der Boden des Lagerraumes versiegelt war und keine Flüssigkeit in das Mauerwerk oder den Boden eindringen konnte. „Es bestand auch keine Gefahr, dass die Flüssigkeit ins Treppenhaus gelangen hätte können“ ergänzt Hartmut Demele.

Für den Fall der Fälle waren neben den drei Notärzten der Rettungsdienst des Landkreises Forchheim sowie die schnelle Einsatzgruppe mit insgesamt 15 Rettungsfahrzeugen und 60 Einsatzkräften angefordert worden. Hinzu kamen 14 THW-Hilfskräfte aus Forchheim und 84 Feuerwehrleute, die aus Forchheim. Buckenhofen, Kersbach,  Baiersdorf und Pretzfeld zum Einsatzort abkommandiert wurden. 

„Jetzt geht es nur noch darum, das richtige Bindemittel für die Flüssigkeit zu finden“ erklärte der Einsatzleiter nach gut zwei Stunden.  Außerdem machten sich die Feuerwehrler bereit, den Raum mit einem Gebläse gut zu entlüften. Zu diesem  Zeitpunkt hatten sich die Werksangehörigen bereits wieder umgezogen, um an ihren Arbeitsplatz zurück zu kehren.

Was die Ursache der Leckage war, darüber konnten die Einsatzkräfte vorerst nur spekulieren.  „Ich  habe mich davon überzeugt, dass aus dem Behälter keine Flüssigkeit mehr austritt“, versicherte Kreisbrandinspektor Georg Henkel. Die Ursachenforschung sei Sache des Unternehmens.  Eine  nicht ganz angezogenen Schelle sei ebenso denkbar wie eine undichte Stelle oder ein Leck.